Die Landesbank Hessen Thüringen (Helaba) verliert im Firmenkundengeschäft Geld. Das zeigen die am heutigen Donnerstag veröffentlichten Zahlen für das Geschäftsjahr 2016. Unter dem Strich steht bei der Helaba im Geschäftssegment Corporate Finance ein Vorsteuerverlust von 42 Millionen Euro, nach einem Vorsteuergewinn von 115 Millionen Euro im Vorjahr. Das liegt vor allem daran, dass die Helaba faule Schiffskredite abgeschrieben hat.
Unter dem Begriff Corporate Finance bündelt die Helaba klassische Firmenkundenprodukte. 36 Prozent des insgesamt 36,4 Milliarden Euro schweren Geschäftsvolumens von Corporate Finance entfällt auf die Unternehmensfinanzierung. Es folgen mit 18 Prozent Projektfinanzierungen und mit 17 Prozent das ABS-/Forfaitierungsgeschäft.
Aber auch Leasing- und Schiffsfinanzierungen sind Teil des Portfolios, und daraus resultiert die vergleichsweise schwache Firmenkundenperformance der Helaba. Bei den Schiffskrediten musste die Bank im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt rund 226 Millionen Euro abschreiben. 2015 waren es nur 93 Millionen Euro. Hinzu kommen Rückstellungen aus dem im Dezember getätigten Verkauf der Hannover Leasing über 47 Millionen Euro.
Rechnet man diese beiden Sondereffekte heraus, liegt der Vorsteuergewinn der Helaba im Firmenkundengeschäft bei 231 Millionen Euro. Im Vorjahr betrug der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn 208 Millionen Euro.
75 Prozent der Schiffskredite der Helaba sind faul
Das Schiffsportfolio hat die Helaba in den vergangenen Jahren stark abgebaut, es ist allerdings immer noch 860 Millionen Euro schwer. 75 Prozent dieser Kredite sind faul, allerdings sind sie nach Angaben der Helaba inzwischen vollständig mit Risikovorsorge abgedeckt.
Neben den Schiffen belastet das anhaltende Niedrigzinsumfeld das Firmenkundengeschäft. Der Zinsüberschuss ging gegenüber dem Vorjahr um rund 56 Prozent von 261 auf 115 Millionen Euro zurück. Dieser Rückgang konnte nicht durch zinsunabhängige Provisionsüberschüsse kompensiert werden. Diese lagen mit 17 Millionen Euro auf Vorjahresniveau.
Deutlich besser als im Firmenkundengeschäft läuft es bei der Helaba im Immobilienbereich. Hier wuchs der Vorsteuergewinn 2016 von 380 auf 407 Millionen Euro und liefert damit den mit Abstand größten Beitrag zum konzernweiten Vorsteuergewinn von 549 Millionen Euro. Den zweitgrößten Beitrag leistet das Geschäftssegment Financial Markets mit 126 Millionen Euro. Hier bündelt die Helaba vor allem ihr Kapitalmarktgeschäft und das Asset Management. Das Kräfteverhältnis spiegelt sich auch im mittel- bis langfristigen Neugeschäft wider, das 2016 insgesamt 18,5 Milliarden Euro betrug. 10,4 Milliarden stammten aus dem Immobilien-, nur 4,3 Milliarden aus dem Corporate-Finance-Geschäft.
Helaba will in Nordrhein-Westfalen wachsen
Gegen die Stagnation im Firmenkundengeschäft ist die Helaba bereits vorgegangen. Besonderes Wachstumspotential sehen die Hessen dabei in Nordrhein-Westfalen. Bis 2020 will die Helaba dort im Firmenkundengeschäft stark wachsen, teilt sie mit, ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen. Heute werden Bankangaben zufolge in NRW bereits 30 Prozent der Erträge im Firmenkundengeschäft erwirtschaftet.
2012 war die Westdeutsche Landesbank (WestLB) abgewickelt worden. Die Helaba übernahm daraufhin die Verbundfunktion für Nordrhein-Westfalen. Um die Erträge im ehemaligen Herrschaftsgebiet der WestLB noch weiter zu steigern, hat die Helaba ihre Präsenz in Düsseldorf ausgeweitet. Jede der insgesamt fünf Kundengruppen bekommt in Düsseldorf einen Bereichsleiter. Zwei dieser Bereiche sind für CFOs von Bedeutung: Die Großunternehmen mit einem jährlichen Umsatz von über 1 Milliarde Euro und die Mittelständler, also Unternehmen, die jährlich zwischen 250 Millionen und 1 Milliarde Euro umsetzen.
Die Großkunden betreut Firmenkundenvorstand Norbert Schraad – der in Düsseldorf inzwischen einen Zweitsitz hat – persönlich. Die Verantwortung für das Mittelstandsgeschäft wurde dem Leiter der Düsseldorfer Niederlassung, Stefan Ropers, übertragen.
Helaba bei Basel-III-Quoten im Soll
Solide steht die Helaba auf der Eigenkapitalseite da. Die harte Kernkapitalquote nach vollständiger Umsetzung von Basel III liegt bei 13,8 Prozent und damit über dem Vorjahreswert (13,1 Prozent). Auch die Leverage-Ratio ist leicht gestiegen und liegt jetzt bei 4,7 Prozent. Das ist besser als bei den meisten anderen deutschen Großbanken.
Da die Bank insgesamt weniger Gewinn als im Vorjahr gemacht hat und gleichzeitig die Verwaltungsaufwendungen um 3,5 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro gestiegen sind, wuchs allerdings auch die Cost-Income-Ratio auf 63,7 Prozent an. Das bedeutet, dass die Bank aktuell rund 64 Cent aufwenden muss, um einen Euro zu verdienen.
Helaba will ihre IT-Systeme modernisieren
Einer kurzfristigen Besserung der Ertragslage steht auch die veraltete IT der Bank im Weg. Die Helaba hat eine umfassende Modernisierung ihres Kernbankensystems angekündigt, da dieses „unwiderruflich das Ende seines Lebenszyklus erreicht“ hat, wie Helaba-Vorstand Herbert Hans Grüntker am heutigen Donnerstag sagte. In Teilen geht das System noch auf Vorarbeiten aus den 60er- und 70er-Jahren zurück. Die Ertüchtigung wird die Helaba einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag kosten.
Außerdem will die Bank im Rahmen des „Strategieprojekts Digitalisierung“ neue IT-Anwendungen für Kundenportale und Zahlungsverkehrslösungen in den einzelnen Geschäftsfeldern entwickeln. Erste Lösungen würden bereits 2017 eingesetzt, verspricht das Management.
Unterm Strich zog Grüntker aber eine positive Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres. Der Vorsteuergewinn von 549 Millionen Euro lag zwar unter Vorjahr (596 Millionen), war aber immer noch der dritthöchste der Unternehmensgeschichte. Für 2017 rechnet die Helaba mit einem Ergebnisrückgang.
Info
Die faulen Schiffskredite schlagen sich bei der Helaba im Corporate Banking nieder. Wie die anderen Banken im vergangenen Jahr abgeschnitten haben, zeigt die FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft.