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Firmenkundengeschäft: HSH Nordbank zeigt sich robust

Die HSH Nordbank legt im ersten Halbjahr im Firmenkundengeschäft leicht zu und schneidet damit besser ab als viele ihrer Wettbewerber.
HSH Nordbank

Die Krisenbank HSH Nordbank hat im ersten Halbjahr im hart umkämpften Firmenkundengeschäft leicht zugelegt und damit besser abgeschnitten als viele ihrer Wettbewerber. Wie das Geldinstitut am heutigen Freitag mitteilte, ist das Neugeschäft mit Unternehmenskunden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres von 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr um 8 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro angestiegen. „Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung für uns“, zeigte sich der frühere HSH-CFO Stefan Ermisch, der im Juni zum CEO aufgestiegen ist, mit den Zahlen zufrieden.

Ihren Geschäftsschwerpunkt hat die Bank in den Bereichen Energie & Versorger, die ein Drittel des Geschäfts ausmachen. Die Segmente Industrie & Dienstleistungen und Handel & Ernährung machen jeweils ein Fünftel aus. Der aktuelle Aufwärtstrend ist nicht nur wegen der Marktschwäche bemerkenswert, sondern auch weil die HSH Nordbank im vergangenen Jahr ihre Ziele noch deutlich verfehlt hatte. 

Die HSH setzt bei den Firmenkunden jetzt aber wieder auf schnelleres Wachstum und stockt auch personell auf. Anfang Juli hatten die Hamburger mit dem BayernLB-Manager Detlev Gröne einen Vertriebschef eigens für diesen Bereich geholt. Besonderen Fokus legt die Bank auf den Südwesten Deutschlands. Die Bank muss in diesem Geschäft zulegen, da Ermisch sehr kurzfristig eine attraktive Equity Story zimmern muss. Im nächsten Jahr muss sich die Bank auf Geheiß der EU auf die Suche nach einem neuen Eigentümer machen.

HSH Nordbank erwirtschaftet 448 Millonen Euro Zinsüberschuss

Insgesamt ist das Neugeschäft der HSH Nordbank aber trotz des gut laufenden Firmenkundengeschäfts rückläufig: Im ersten Halbjahr betrug der Rückgang 29 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Vor allem im Bereich Immobilien brach das Neugeschäft schwer ein, von 2,9 auf 1,9 Milliarden Euro. Ermisch bezeichnet das Immobiliengeschäft dennoch weiterhin als zentral für die Zukunft der Bank. Aus dem Schifffahrtssegment hingegen hat sich die Bank auf eigenes Betreiben hin fast komplett zurückgezogen. Hier lag das Neugeschäft mit 200 Millionen Euro nur noch auf einem Drittel des Vorjahresniveaus.

Beim Zinsüberschuss kann die Kernbank der HSH trotz des schwierigen Zinsumfelds ein deutliches Wachstum vermelden: Dieser ist auf 448 Millionen Euro angewachsen – nach 377 Millionen Euro im Vorjahr. Dieser Anstieg resultiert der Bank zufolge aber nicht nur aus dem operativen Geschäft, sondern auch aus Verkäufen von Wertpapieren und Schuldscheindarlehen.

Insgesamt konnte die HSH Nordbank das Konzernergebnis im ersten Halbjahr von 147 auf 160 Millionen Euro steigern. Die harte Kernkapitalquote ist von 12,3 auf 13,5 Prozent angewachsen. Damit ist die HSH augenblicklich besser kapitalisiert als die Deutsche Bank (10,8 Prozent) und die Commerzbank (13,1 Prozent), allerdings schlummern in der Bank noch umfangreiche Altlasten, die in den nächsten Quartalen bereinigt werden müssen.

Zudem resultiert der Anstieg der Kernkapitalquote in hohem Maße aus dem Übergang eines großen Portfolios notleidender Kredite an die öffentliche Hand. Dieses hatte ein Nominalvolumen von 5 Milliarden Euro. Den Buchverlust von 2,6 Milliarden Euro konnte die HSH Nordbank zum überwiegenden Teil mit Ländergarantien verrechnen, für welche die Bank laut Aussagen Ermischs seit 2009 Garantieprämien in Höhe von 2,8 Milliarden Euro gezahlt hat.

HSH bereitet den nächsten NPL-Deal vor

In den nächsten Quartalen werden aller Voraussicht nach weitere Abbauverluste anfallen. Die hohe Risikovorsorge, die die Bank erneut für Schiffskredite bilden musste, ist ein Vorzeichen dafür. Die Nettorisikovorsorge der HSH explodierte im ersten Halbjahr von 119 auf 520 Millionen Euro. Zuletzt litten auch die NordLB und die Helaba unter der hohen Risikovorsorge für faule Schiffskredite.

Die HSH war im Zuge der Finanzkrise durch die vielen notleidenden Kredite in Schieflage geraten und musste von ihren Eignern mit 16 Milliarden Euro gestützt werden. In Kürze will die Bank ein weiteres NPL-Portfolio mit einem Nominalwert von 3,2 Milliarden Euro auf den Markt werfen. Die gesamten Altlasten aus faulen Krediten würden sich dann auf 16 Milliarden Euro reduzieren.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Wie sich die deutschen Banken im Kampf um deutsche Firmenkunden schlagen, das lesen Sie auf der FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.