Die milliardenschwere Übernahme der HSH Nordbank durch ein Finanzkonsortium um die US-Investoren Cerberus und JC Flowers könnte doch noch ins Wanken geraten. Wie die „Börsenzeitung“ berichtet, sieht Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Privatbanken, noch „eine Reihe von Stolpersteinen“ für den geplanten Übertritt der HSH Nordbank in das Sicherungssystem der Privatbanken.
Die zentrale, noch ungeklärte Frage ist offenbar, ab wann die privatisierte HSH Nordbank den vollen Schutz der Privatbanken genießen soll. Noch ist die Landesbank im Sicherungsverbund der Sparkassen. Das Sparkassenlager möchte die Risiken der HSH so schnell wie möglich loswerden, der Bankenverband den Weg zum Übertritt aber erst dann freimachen, wenn die Haftungsrisiken genau bekannt sind und Belege vorliegen, dass die HSH Nordbank tatsächlich erfolgreich saniert worden ist.
Due Diligence der HSH Nordbank macht Probleme
Ossig weist den Eindruck zurück, den HSH-Nordbank-Chef Stefan Ermisch zuletzt verbreitet hat, wonach der Wechsel der HSH Nordbank in das andere Sicherungssystem nur eine Formalität sei. Der Privatbankenvertreter lehnt auch die Idee ab, dass die HSH zwei Jahre lang eine Doppelmitgliedschaft in beiden Verbänden erhalten könnte: „Wir halten das nicht für praktikabel.“
Um sich dem Einlagensicherungsfonds der Privatbanken anzuschließen, muss die HSH – so betont Ossig – „ein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell nachweisen“, ein „insgesamt ausgeglichenes Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr haben“, die notwendige Liquidität gewährleisten sowie über ein Rating von mindestens BBB+ verfügen.
„Wir haben eindeutige Regeln. Bevor wir kein klares Bild der Bank haben, gibt es nichts zu verhandeln.“
Offenbar hat der Bankenverband Probleme dabei, diese Checkliste abzuarbeiten. Wie die „Börsenzeitung“ berichtet, enthält der rund 500 Seiten umfassende Kaufvertrag zahlreiche geschwärzte Stellen. Dies erschwere den sich seit Mitte März im Datenraum aufhaltenden privaten Banken die Due Diligence der HSH Nordbank. Die zurückhaltende Informationsübermittlung könnte den Prozess nun ins Stocken bringen, deutet Ossig an: „Wir haben eindeutige Regeln. Bevor wir kein klares Bild der Bank haben, gibt es nichts zu verhandeln.“
HSH-Chef Stefan Ermisch hat keinen Plan B
Dass der Bankenverband über Ossig den Weg an die Öffentlichkeit sucht, ist ungewöhnlich, da Aufnahmeverhandlungen in der Regel hinter verschlossenen Türen geführt werden. Würde die HSH Nordbank am Ende nicht in den Haftungsverbund der Privatbanken aufgenommen, wäre das formal zwar kein Grund, dass die Übernahme scheitert. Aber es könnte die Transaktion verkomplizieren, da noch die Freigaben der Hamburger Bürgerschaft, der EU-Kommission und der Europäischen Bankenaufsicht ausstehen. Für all diese Institutionen ist die Sicherheit der Kundeneinlagen ein zentrales Anliegen.
Verweigern oder verschleppen die Privatbanken den Übertritt der HSH Nordbank, gäbe es aber noch Möglichkeiten, die Transaktion zu retten. Ein Weg wäre, dass die Sparkassen ihre Institutssicherung für die HSH Nordbank über die derzeit zugesagten zwei Jahre hinaus verlängern. Allerdings dürfte auch die Bereitschaft der Sparkassen, weiterhin für die HSH Nordbank zu haften, begrenzt sein. So könnte der Druck auf die neuen Eigentümer um Cerberus und JC Flowers wachsen, zusätzliches Eigenkapital nachzuschießen, um die Bedenken hinsichtlich der Risikotragfähigkeit der HSH zu reduzieren.
Beide Auswege würden jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern, dass die Privatisierung wie bisher vorgesehen Anfang der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden kann. Doch HSH-Chef Stefan Ermisch stemmt sich gegen mögliche Verzögerungen. Erst vor wenigen Tagen bekräftigte er, dass der Verkauf wie geplant voranschreite. Er habe keinen Plan B, sagte der Bankchef.