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HSBC verliert Mittelstandschef Christian Kolb

Geht nach über 30 Jahren vorzeitig in den Ruhestand: HSBC-Banker Christian Kolb.
HSBC Deutschland

Das Firmenkundengeschäft der HSBC Deutschland bekommt ein neues Gesicht: Wie die Bank mitteilte, wechselt zum ersten Januar 2021 Michael Schleef als Co-Head Commercial Banking von der Deutschen Bank zur HSBC. Dort wird er zunächst an der Seite von Christian Kolb für das mittelständische Firmenkundengeschäft zuständig sein.

Christian Kolb wird die HSBC nach über 30 Jahren auf eigenen Wunsch Ende Juni 2021 verlassen und in den Ruhestand gehen. Ab dann soll Schleef das Commercial Banking als Bereichsvorstand alleine verantworten. Wie Kolb, berichtet auch Schleef an Nicolo Salsano, der im Vorstand der HSBC Deutschland das Commercial und Institutional Banking (CIB) verantwortet. 

Michael Schleef kommt von der Deutschen Bank

Michael Schleef ist ein Urgestein der Deutschen Bank für die er über 20 Jahre lang in verschiedenen Positionen arbeitet. Zuletzt leitete er bis Mai 2020 als Head of Corporate Banking DACH das Firmenkundengeschäft im deutschsprachigen Raum. 

Zuvor leitete er unter anderem das Firmenkundengeschäft in Norddeutschland und den Bereich Business Strategy & Development im Großkundensegment bei der Deutschen Bank.

Mit Christian Kolb verliert die HSBC Deutschland aber auch ein eigenes Urgestein. Kolb startete seine Karriere 1991 als Firmenkunden-Trainee beim Bankhaus Trinkaus & Burkhardt, das inzwischen unter HSBC Deutschland firmiert und die deutsche Niederlassung der internationalen HSBC-Gruppe ist.

Danach durchlief Kolb verschiedene Stationen innerhalb der HSBC: Er leitete in Deutschland den Bereich Corporate Bond Orgination, war Co-Head Primary Markets, leitete neun Jahre lang das Großkundengeschäft der HSBC in Deutschland und Österreich und wechselte 2013 nach London, um dort das Geschäft mit internationalen Firmenkunden zu leiten. 

Christian Kolb hat die Mittelstandsoffensive begleitet

Drei Jahre später kehrte er nach Deutschland zurück. Dort hatte gerade der Brite Stephen Price seine Zelte nach nur drei Jahren wieder abgebrochen, zuvor allerdings eine große Mittelstandsoffensive ausgerufen. Deren Ziel: Im Firmenkundengeschäft von einer Nischen- zu einer Kernbank zu werden und auch kleinere Mittelständler als Kunden zu gewinnen. Die Umsatzgrenze fiel in diesem Zusammenhang von 100 auf 35 Millionen Euro. Die Bank eröffnete zudem mehrere neue Standorte, um in der Fläche Präsenz zu zeigen.

Kolbs Aufgabe war es seitdem, die begonnene Mittelstandsoffensive weiter umzusetzen. Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Bilanz der Offensive durchwachsen ist: In der aktuellen FINANCE Banken-Survey 2020 gaben 38 Prozent der Befragten CFOs und Treasurer an, dass die HSBC eine ihrer Hausbanken sei, nach 30,5 Prozent im Vorjahr. 

Der HSBC ist es, wie vielen Auslandsbanken vor ihr auch schon, aber nicht gelungen, das Geschäft mit kleineren Mittelständler erfolgreich zu machen. Die Gründe: Das reine Kreditgeschäft ist im Niedrigzinsumfeld schlicht nicht profitabel genug, und das (internationale) Zusatz- und Folgegeschäft mit dieser Kundengruppe hat sich nicht so entwickelt, wie ursprünglich einmal erhofft. 

HSBC dreht Teile der Mittelstandsoffensive zurück

Darum drehte die Bank einen Teil der zuletzt wieder zurück. Die Umsatzschwelle für Firmenkunden liegt wieder bei 100 Millionen Euro und die im Rahmen der Mittelstandsoffensive eröffneten Standorte in Hannover, Köln und Mannheim werden wieder geschlossen, Nürnberg zudem deutlich geschrumpft. „Wir fokussieren uns stärker auf die Kunden, die unser internationales Netzwerk nutzen“, begründete Kolb den Strategiewechsel. Bei diesen Firmenkunden sei die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass sie nennenswert Geschäft im Ausland machen. Diesen Kunden will die HSBC auch weiter Kredit geben.

Lag der Fokus der HSBC in den Jahren der Mittelstandsoffensive vor allem auf der Neukundengewinnung, dürfte der neue Firmenkundenchef Michael Schleef in erster Linie daran gemessen werden, wie profitabel sich das Commercial Banking unter seiner Führung künftig entwickelt – in Zeiten von Corona sicher kein einfaches Unterfangen. 

Dazu kann er auf das speziell für Mittelständler aufgebaute Kapitalmarktteam sowie die Einsatztruppe für mittelständisches Private-Equity-Geschäft zurückgreifen. Zudem unterhält die HSBC ein eigenes Team, das sich mit staatlichen Finanzierungen wie beispielsweise KfW-Krediten beschäftigt – Errungenschaften der Mittelstandsoffensive, an denen die HSBC festhalten will, die künftig aber auch liefern müssen.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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