Die Zustimmung der EU-Kommission zur Übernahme notleidender Altkredite der HSH Nordbank durch die öffentliche Hand sorgt nur zum Teil für Klarheit bezüglich der Zukunft der Landesbank. Bis 2018 soll die HSH Nordbank privatisiert werden, verlangt Brüssel. Schleswig-Holstein und die Hansestadt Hamburg dürfen anschließend noch für maximal vier Jahre jeweils 25 Prozent der Bank halten. Gehen dann nicht alle Anteile in die Hände privater Investoren über, müsste die HSH Nordbank abgewickelt werden. „Sollte der Verkaufsprozess scheitern, wird die Bank Neugeschäftsaktivitäten einstellen müssen“, heißt die Weisung aus Brüssel.
Die HSH Nordbank betrachtet dies als Durchbruch bei der Sanierung der Bank, die durch faule Schiffskredite in Schieflage geraten ist: „Die Entscheidung aus Brüssel ist gut und wichtig für unsere Bank und damit auch für unser Geschäft mit Unternehmenskunden, denn die EU-Kommission hat unser Geschäftsmodell bestätigt“, sagte eine Sprecherin der Bank gegenüber FINANCE.
Die eingeläutete Offensive im Firmenkundengeschäft will die HSH Nordbank deshalb auch wie geplant fortführen. „Wir halten an unserem Ziel fest, im Bereich Unternehmenskunden in diesem Jahr Neugeschäft in Höhe von 4,9 Milliarden Euro zu erzielen“, heißt es weiter.
Faule Kredite: Der HSH Nordbank drohen neuerliche Verluste
In der Tat wissen die Firmenkunden der HSH Nordbank nach langem Rätselraten nun, wie es mit der Bank weitergeht. Von den ausfallgefährdeten Krediten in Höhe von rund 15 Milliarden Euro dürfen die nördlichen Bundesländer nun Kredite im Wert von bis zu 6,2 Milliarden Euro übernehmen. Weitere 2 Milliarden Euro Kreditvolumen kann die HSH Nordbank am Markt verkaufen. Dadurch würden sich die Altlasten mehr als halbieren, aber voraussichtlich zum Preis neuerlicher Verluste.
Diversen Presseberichten zufolge sollen die Bilanzansätze der Problemkredite in den Büchern der HSH Nordbank über den derzeit erzielbaren Marktwerten liegen. Um die zu erwartenden Verluste zu decken, hat Brüssel die Wiederaufstockung des Risikoschirms der Länder von 7 auf 10 Milliarden Euro genehmigt. „Wir haben jetzt Klarheit und eine stabile Basis, auf der wir unsere Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen werden“, verspricht die Banksprecherin.
Hybridgläubiger gehen bis mindestens 2019 leer aus
Die HSH Nordbank wird sich auch aufspalten: Das operative Geschäft wird von der Holding getrennt, um so freier am Markt zu agieren und das nachgesagte Ertragspotential nachweisen zu können. Dies ist ein wichtiger Schritt für den anstehenden Verkaufsprozess. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres steigerte die HSH Nordbank das operative, um sämtliche Garantie- und Sondereffekte sowie Altlasten bereinigte Kernbankergebnis gegenüber dem Vorjahr von 236 auf 268 Millionen Euro.
Von dem schweren Rucksack der Garantiegebühren, die die HSH Nordbank mit 400 Millionen Euro im Jahr belasten, wird das Kerngeschäft jetzt weitgehend entlastet. Die Gebührenbelastung der Kernbank wird künftig auf rund 100 Millionen Euro im Jahr sinken, erwartet der Vorstand. „Damit ist der Weg frei, um fit für die Privatisierung zu werden“, hofft HSH-Nordbank-Chef Constantin von Oesterreich.
Dies geht allerdings zu Lasten der Hybridkapitalgeber der Bank. Oesterreich warnt, dass die HSH Nordbank frühestens 2019 wieder eine Dividende bezahlen kann. Bis es soweit ist, darf die Bank auch keine Ausschüttungen auf die ausstehenden Hybridanleihen leisten.
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