Fintechs gewinnen im Firmenkundengeschäft zunehmend an Bedeutung: Das zeigt die aktuelle Wahl zum Fintech des Jahres, denn mit Gini hat 2015 ein Start-up gewonnen, das durch semantische Dokumentenanalysen dem Papierkrieg in Finanzabteilungen den Kampf ansagt.
Gini kooperiert bereits mit verschiedenen Unternehmen und Banken, unter anderem seit Juli 2015 auch mit der HypoVereinsbank (HVB). Diese Kooperation ist jedoch nur ein Teil der Fintech-Strategie der Münchener: Teil Vier der FINANCE-Serie Fintech-Strategien deutscher Banken schaut bei der UniCredit-Tochter genauer hin.
HVB betrachtet Fintechs als ernstzunehmende Wettbewerber
„Fintechs sind ein sehr ernstzunehmender neuer Wettbewerber, wir sehen in ihnen aber vor allem spannende Kooperationspartner“, sagt Boris Scukanec-Hopinski, Chief Digital Officer und Leiter Konzernentwicklung bei der HVB. Die Konkurrenz begründet sich in erster Linie damit, dass sich Fintechs meist auf eine Nische spezialisieren, während die deutschen Universalbanken alles aus einer Hand anbieten. Ein Fintech kann dank dieser Fokussierung und schlanker Strukturen in der Regel deutlich schneller auf neue Trends und Kundenbedürfnisse reagieren als eine Großbank wie die HVB. „Diese Flexibilität und Schnelligkeit macht eine Kooperation mit Fintechs für Banken so interessant“, sagt Scukanec-Hopinski.
Ein Fintech profitiert durch die Kooperation laut Scukanec-Hopinski vor allem von der größeren Erfahrung der Banken in Sachen Finanzprodukt-Know-How, langjähriger Kundenbeziehung, Datensicherheit, Risikomanagement und Regulierung. Auch Scukanec-Hopinski reiht sich damit in die Reihe derer ein, die das Bild einer friedlichen Koexistenz zwischen Bank und Fintech zeichnen.
HypoVereinsbank kooperiert mit der TU München
„Wir betrachten Fintechs in erster Linie als mögliche Kooperationspartner in einzelnen Geschäftsbereichen, um die Digitalisierung dort voranzubringen“, erklärt Scukanec-Hopinski. Die Zusammenarbeit könne dabei sowohl direkt über eine Beteiligung, als auch indirekt über externe Venture-Capital-Fonds erfolgen, immer unter der Prämisse im Einklang mit der Geschäftsstrategie zu sein. Scukanec-Hopinski verspricht sich dadurch ein „effizientes und breites Screening des Fintech- und e-Commerce-Marktes. „Gleichzeitig bauen wir durch den Dialog und die Zusammenarbeit mit den VC-Managern und den Fintechs Know-How auf“, so Scukanec-Hopinski.
Der neueste Meilenstein in der Strategie der HVB ist die strategische Partnerschaft mit UnternehmerTUM, dem Zentrum für Innovation und Gründung der technischen Universität München. Über das Accelerator-Programm TechFounders erhält die HVB direkten Zugang zu Fintech-Start-ups. Die gesamte Infrastruktur liefert die TU München. Wichtig sei laut Scukanec-Hopinski vor allem der Austausch mit der Tech-Community, um zu lernen, wie die Fintech-Welt tickt.
Die HVB steuert für das Accelerator-Programm neben der Anfangsfinanzierung über 25.000 Euro vor allem Coaching und Mentoring bei. Die HVB hat bei daraus entstehenden Produktideen und Unternehmen dann früh einen Fuß in der Tür der Fintechs.
HVB berät Firmenkunden online
Im Firmenkundengeschäft setzt die HVB sowohl auf die Weiterentwicklung eigener digitaler Lösungen als auch auf Fintech-Kooperationen. Als Beispiel für eine Eigenentwicklung nennt Scukanec-Hopinski die im Jahr 2013 vom Stapel gelaufene digitale Plattform „Business Easy“, an der mittlerweile über 125.000 Unternehmenskunden angeschlossen sind und sich telefonisch oder per Videoschaltung beraten lassen.
Fintech-Kooperationen bestehen unter anderem mit SumUp, einem Fintech für mobile Kartenzahlungen oder auch mit den beiden Finanzportalen Compeon und Fintura und mit Gini, dem frisch gebackenen Fintech des Jahres.
Info
Keine Bank kann es sich leisten die aufstrebenden Fintechs zu ignorieren, doch jedes Geldhaus geht das Thema in Deutschland anders an. Die FINANCE-Themenseite Fintech-Strategien verschafft Überblick.