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Neue Kapitalvorgaben: Varengold kippt Dividendenpläne

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Die Bafin ermittelt weiter gegen die Varengold Bank. Foto: Kai Hartmann Photography-BaFin
Die Bafin ermittelt weiter gegen die Varengold Bank. Foto: Kai Hartmann Photography-BaFin

Die Varengold Bank vermeldet erneut schlechte Nachrichten, besonders für ihre Aktionäre: Denn diese erhalten für das Jahr 2022 keine Dividende. Und das, nachdem der Kurs der Aktie erst Anfang Juni um mehr als 60 Prozent eingebrochen war, als Folge darauf, dass die Bank Teile ihres Geschäfts hatte zurückfahren müssen.

Seitdem dümpelt der Kurs bei Werten zwischen zwei und drei Euro. Eigentlich wollten Vorstand und Aufsichtsrat für das vergangene Jahr 36 Euro-Cent pro Aktie ausschütten, insgesamt also 3,6 Millionen Euro. Daraus wird jedoch nichts, wie die Bank mitteilte.

Varengold muss Eigenmittel erhöhen

Grund dafür ist die Reaktion der Bafin auf die Ergebnisse einer Sonderprüfung, bei der die Aufseher mögliche Compliance-Mängel festgestellt hatten. So hat die Bafin die “Eigenmittelempfehlung“, jenen zusätzlichen Puffer, den Banken für mögliche Krisen über die normale Gesamtkapital-Anforderung hinaus zurücklegen sollen, erhöht – von derzeit 2,7 Prozent auf 6,5 Prozent.

„Die Varengold Bank ist in der Lage, diese erhöhten Anforderungen zu erfüllen“, teilt Varengold mit. Allerdings kündigten die Hamburger zeitgleich an, dass sie keine Dividende ausschütten, ihre Geschäftsplanung anpassen und eine neue Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2023 erstellen werden.

Die Aktie der Varengold war um mehr als 60 Prozent eingebrochen und hat sich seither nicht erholt. Foto: Varengold Bank/Screenshot FINANCE
Die Aktie der Varengold war um mehr als 60 Prozent eingebrochen und hat sich seither nicht erholt. Foto: Varengold Bank/Screenshot FINANCE

Varengold kappt die Prognose

Anfang Januar hatte die Bank im Jahr ein Ergebnis vor Steuern (EBT) in Höhe von 40 bis 50 Millionen Euro erwartet, das EBT des ersten Quartals 2023 lag mit 11,8 Millionen Euro 51 Prozent über dem des Vorjahreszeitraums.

Klar ist mittlerweile, dass „das ursprünglich avisierte Ergebnis für das Geschäftsjahr 2023 aufgrund fehlender Provisionserträge im Geschäftsbereich Commercial Banking beziehungsweise im Zahlungsverkehrsgeschäft nicht erreicht werden wird“, heißt es von der Bank.

Bafin ermittelt wegen Verdacht auf Cum-Ex-Geschäfte

Im März wurde bekannt, dass die Bafin eine Sonderprüfung bei Varengold einleitet. Die laufende Untersuchung soll ergeben, ob und inwiefern Varengold in Cum-Ex-Geschäfte oder ähnliche Steuersparmodelle verstrickt ist.

Das Commercial Banking hatte die Bafin zuletzt „intensiv geprüft“, wie Varengold in einer Ad-hoc-Mitteilung Anfang Juni geschrieben hatte. Diese Prüfung führte dazu, dass die Bafin in einer Anhörung Varengold die Möglichkeit geben musste, sich zu möglichen Compliance-Verstößen zu äußern. Die Bank prüfe nach eigenen Angaben auch intern die Tatbestände.

Bis der Sachverhalt endgültig geklärt ist, hat die Hamburger Bank den Zahlungsverkehr im Commercial Banking deutlich eingeschränkt, entsprechende Restrukturierungsmaßnahmen im Zahlungsverkehrsgeschäft vorgenommen und kurzfristig die vorhandenen Zahlungsverkehrsprozesse adjustiert.

Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.