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Oddo will Seydler verkaufen

Die Neuordnung im Hause Oddo-BHF geht weiter: Die Franzosen wollen offenbar die Reste ihres 2014 gekauften Brokerhauses Oddo Seydler verkaufen.
BHF-Bank

Der französische Bankier Philippe Oddo geht den nächsten Schritt bei der Neuordnung seiner deutschen Bankaktivitäten. Über das Frühjahr hatte er die firmenkundenrelevanten Geschäftsbereiche des 2014 übernommenen Brokerhauses Oddo Seydler der gut ein Jahr später gekauften BHF-Bank zugeschlagen, allen voran das Kapitalmarktgeschäft und das Research mit zusammen rund 40 Mitarbeitern. Nun hat er den Rest von Oddo Seydler zum Verkauf gestellt, berichtet die „Börsenzeitung“.

Dabei geht es vor allem um die Geschäfte Seydlers auf dem Frankfurter Börsenparkett.Dort ist Seydler eine große Nummer und nach der Baader Bank der zweitgrößte der elf Spezialisten, die mit Erlaubnis der Börse Orderbücher betreuen und Designated Sponsoring betreiben dürfen. Für marktenge Small- und Mid-Cap-Emittenten sind dies wichtige Dienstleistungen, die ihre Aktien und Bonds liquider machen.

Die Erlöse speisen sich aus Provisionen für die Kursstellung und Jahresgebühren für die Betreuung der Emittenten am Kapitalmarkt. Das Geschäft ist nicht besonders aufwendig und komplex, aber weil die Designated Sponsors einen Großteil des Börsenhandels ihrer Kunden abwickeln, lassen sich dort mitunter gute Gewinne erzielen. Oddo Seydler betreut derzeit rund 1.600 Aktien- und Anleihen-Orderbücher sowie 190 Unternehmen im Designated Sponsoring. Eine Oddo-Sprecherin wollte den Bericht über den anstehenden Verkauf nicht kommentieren.   

Wichtige Banker haben Oddo Seydler im Frühjahr verlassen

Ein Exit wäre aus Sicht Oddos jedoch plausibel. Nach dem Abzug der übrigen Geschäfte zur BHF-Bank dürfte Seydler inzwischen unter einem Mangel an Synergien leiden. Vor allem Research-Dienstleistungen lassen sich gut im Paket mit Brokerservices an die Kunden bringen. Doch das pan-europäisch ausgerichtete Research steuert Oddo aus Paris heraus.

Zudem hat die Zerschlagung des 1994 entstandenen Brokerhauses auch zu einer hohen Fluktuation geführt. Im Frühjahr wechselten gleich mehrere Schlüsselpersonen von Seydler zum Konkurrenten Equinet, darunter der M&A- und Kapitalmarktspezialist Gero Wendenburg.

Als möglicher Käufer bringt sich die ICF Bank in Stellung: „Wir sind interessiert und würden neben den Geschäften auch Personal von Oddo Seydler übernehmen“, zitiert die Börsenzeitung ICF-Chef Bernd Gegenheimer. Auch die Frankfurter Wertpapierbank Steubing hat nach Einschätzung der Börsenzeitung ihre Fühler nach Oddo Seydler ausgestreckt. 

Wie positioniert sich Seydler-Chef René Parmantier?

Bei beiden Häusern wäre ein Kaufinteresse naheliegend: Durch eine Übernahme von Seydler könnten beide zu einer starken Nummer 2 im deutschen Brokerage-Markt werden. Ohne eine Vergrößerung drohen beiden Häusern durch aktuelle Marktentwicklungen hingegen Einbußen bei der Profitabilität: Regulatorische Veränderungen wie die Finanzmarktrichtlinie Mifid II, aber auch die im nächsten Jahr anstehende Umstellung des Präsenzhandels auf das neue T7-IT-System der Deutschen Börse erzeugen hohe Kosten. Diese ließen sich umso leichter schultern, je größer die Anzahl der Geschäfte wäre, auf die sich die Zusatzaufwendungen umlegen ließen.

Eine Schlüsselrolle bei den Verkaufsgesprächen dürfte dem Seydler-Chef René Parmantier zufallen, der die dominierende Person im Hause Seydler ist. Seine Geschäftskontakte gelten als mitentscheidend für viele Kundenbeziehungen des Brokerhauses.

Seit dem Herbst, als sich die Anzeichen verdichteten, dass der Eigentümer Philippe Oddo wesentliche Teile von Seydler der BHF-Bank zuschlagen möchte, kursieren Gerüchte, wonach Parmantier selbst einen Buy-out erwäge. Den Chefposten des gesamten deutschen Firmenkundengeschäfts seiner Gruppe verwehrte ihm Philippe Oddo. Der Franzose holte stattdessen den langjährigen Commerzbank-Vorstand Markus Beumer.