Nach empfindlichen Verlusten, die auch kräftig an der Eigenkapitaldecke des Finanzkonzerns knabbern, zieht sich die Raiffeisen Bank International (RBI) aus weiten Teilen Osteuropas zurück. Dafür will das Wiener Institut seine Töchter in Polen und Slowenien sowie die Direktbank Zuno verkaufen. Auch das Geschäft in der krisengeschüttelten Ukraine und in Russland soll schrumpfen, kündigte die Bank an. In Russland will sie sich künftig stärker auf das Firmenkundengeschäft konzentrieren. Der Abbau in Osteuropa soll sich aber nicht Eins zu Eins auf die Größe der Bank auswirken, sondern werde zum Teil durch Wachstum in anderen Geschäftsfeldern ausgeglichen, heißt es.
Die RBI setzt vor allem in jenen Geschäftsfeldern den Rotstift an, „die geringe Ergebnisse erwirtschaften, einen hohen Kapitalbedarf haben oder von untergeordneter strategischer Bedeutung sind“. Das Institut litt zuletzt unter der Abwertung osteuropäischer Währungen wie dem Rubel oder der ukrainischen Hrywnia. Hinzu kamen Firmenwertabschreibungen, Sonderbelastungen und eine steigende Vorsorge für faule Kredite – wegen der Wirtschaftskrise in Teilen Osteuropas, aber auch wegen strengerer Bankenregulierungen in einigen Ländern wie zum Beispiel Ungarn.
RBI: Kernkapitalquote auf 12 Prozent steigern
Durch den forcierten Rückzug aus Osteuropa hofft die RBI, ihre Kapitalbasis deutlich zu stärken. So soll die Kernkapitalquote bis Ende 2017 auf 12 Prozent gesteigert werden. Zuletzt lag sie bei rund 10 Prozent. Die Schritte sind auch eine Reaktion auf den Jahresverlust 2014, der laut kürzlich vorgelegten und noch nicht testierten Zahlen bei knapp einer halben Milliarde Euro lag. 2013 betrug der Gewinn noch 557 Millionen Euro.
Das Polen-Geschäft brachte der Bank im zurückliegenden Jahr 84 Millionen Euro ein, das Russlandgeschäft 342 Millionen Euro Gewinn. In der Ukraine lag der Verlust bei 290 Millionen Euro. Nach dem Rückzug aus Polen und Slowenien wäre die RBI dann in Osteuropa noch in der Slowakei, der Tschechischen Republik, Ungarn, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Kosovo, Rumänien, Russland, Weißrussland und der Ukraine präsent.
Auch mit dem Asien- und USA-Geschäft zeigt sich die Bank nicht zufrieden und will laut Reuters ihr Engagement auch dort zurückfahren. Insgesamt könnten die verschiedenen Verkaufsabsichten 1,9 Milliarden Euro in die Kassen spülen, schreibt Reuters mit Bezug auf eine Investorenpräsentation.
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