Gleich mehrere aktuelle Neuigkeiten aus der Deutschen Bank zeigen, dass der neue Chef Christian Sewing es mit den angekündigten Kürzungen im Investmentbanking Ernst meint. Zuerst vermeldete der Dax-Konzern den Abgang seines globalen M&A-Chefs Thomas Piquemal. Anschließend wurden weitreichende Kürzungen im US-Geschäft bekannt. Erste Einschätzungen, wonach die Deutsche Bank unter der Führung Sewings konsequenter als bislang ihr Investmentbanking zurecht stutzt, scheinen sich nun zu bestätigen.
Thomas Piquemal geht nach nur zwei Jahren
Der für Fusionen und Übernahmen verantwortliche Piquemal ist bereits der dritte hochrangige Manager kurz hintereinander, der die Deutsche Bank verlässt. Vor ihm kündigten bereits der Investmentbanking-Co-Chef Marcus Schenk und die amtierende IT-Chefin Kim Hammonds ihren Rückzug an. Piquemal kam erst im Mai 2016 zur Deutschlands größter Bank und war neben seiner Funktion als M&A-Chef zusätzlich Landeschef für das Frankreich-Geschäft. Piquemal war zuvor CFO des französischen Stromgiganten EdF gewesen.
Piquemal wechselt im September 2018 zum französischen Finanzinvestor Fimalac. Auffällig an der Personalie ist, dass der Posten des globalen M&A-Chefs nicht neu vergeben wird. Die globalen M&A-Aktivitäten der Deutschen Bank werden künftig von den Regionalchefs Robin Rousseau (Europa), Charlie Dupree (USA) und Mayooran Elalingam (Asien) übernommen. Die Leitung des Frankreich-Geschäfts übernimmt die ebenfalls schon jetzt für die Deutsche Bank arbeitende Laure Lemonnier. Das geht aus einer internen Mitteilung hervor, über die zuerst die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ berichtet hatte.
Dass als Piquemals Nachfolger kein Hochkaräter von außen geholt, sondern stattdessen auf eine Teamlösung aus internen Kandidaten gesetzt wird, passt zu Sewings Ankündigung, dass die Deutsche Bank unter seiner Verantwortung weniger Hierarchie, dafür mehr Teamarbeit bekommen werde.
Deutsche Bank verlässt die Wall Street
Neben der Personalie Piquemal wurde auch bekannt, dass die Deutsche Bank ihre Präsenz auf dem US-Markt stark reduzieren wird. Wie aus einem internen Memo hervorgeht, gibt die Bank in drei Jahren, wenn der Mietvertrag endet, ihre Nordamerika-Zentrale an der Wall Street auf – ein symbolträchtiger Schritt. Die Bank wird vom Finanzzentrum der USA in das kleinere „Time-Warner-Gebäude“ in der Nähe des Central Parks umziehen und dabei gleich auch ihre Bürofläche um 30 Prozent reduzieren. Der Umzug soll im dritten Quartal 2021 beginnen.
Auch an US-amerikanischen Außenstandorten wird gekürzt, die Niederlassung in Houston mit 50 Mitarbeitern wird sogar komplett geschlossen. Diese hatten in Texas Kunden aus dem Energiesektor bei M&A-Deals, Aktien- und Anleiheplatzierungen beraten, dabei gegenüber der namhaften US-Konkurrenz aber einen schweren Stand gehabt. Nur einzelne Teile des Geschäfts sollen von New York aus weitergeführt werden.
Im Gegenzug kündigte der Chef des US-Investmentbankings der Deutschen Bank, Mark Fedorcik, an, dass in das Geschäft mit Kunden aus den Branchen Finanzen, Telekom, Gesundheit und Konsumgüter weiter investiert werde.