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Zielkes neue Tonlage zur Bankenfusion

Alleine zu schwach? Commerzbank-Chef Martin Zielke schwenkt verbal auf einen Fusionskurs um.
pablorebo1984/istock/Thinkstock/Getty Images

Viele Mitarbeiter der Commerzbank opponieren gegen eine mögliche Fusion mit der Deutschen Bank: Zu unterschiedlich ist die Kultur, zu groß die Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen. Bislang hat sie Commerzbank-Chef Martin Zielke in ihrem Widerstand weder bestärkt noch gebremst. Doch das hat sich jetzt geändert. In einer internen Mitteilung, die FINANCE vorliegt und aus der zuerst Bloomberg zitierte, sendet Zielke den Commerzbank-Beschäftigten die klare Botschaft, dass die Bank zu klein ist, um sich auf Dauer allein zu behaupten.

Wörtlich heißt es: „Wir verfügen aktuell über rund 20 Prozent Marktanteil im Mittelstand und weniger als 10 Prozent bei Privatkunden. Das ist auf Dauer noch nicht ausreichend. Nur mit deutlich höheren Marktanteilen werden sich die notwendigen Investitionen rechnen. Deshalb setzen wir voll auf Wachstum.“ 

Mit dieser Aussage lässt er die Tür für eine Eigenständigkeit der Commerzbank zwar weiter offen. Er lässt jedoch auch durchblicken, dass die eigenen Wachstumsinitiativen nicht ausreichen – nicht zu Unrecht, schließlich hat die Bank die Rentabilitätsziele ihrer Strategie2020 bereits kassiert. Auf die Frage eines Mitarbeiters, ob es nicht innovativere Wege zu mehr Größe gebe als eine große Transaktion, verweist Zielke auf den Main Incubator – als Beispiel, dass es so nicht geht. „Wir sind dort sehr erfolgreich, aber der Hebel ist zu klein, um allen darauf eine Strategie zu bauen, die unser Wachstum deutlich vorantreibt.“

Zielke führt weiter aus, dass es viel Zeit brauche, um mit organischem Wachstum die Marktanteile substanziell zu steigern. Deshalb prüfe die Bank auch sich bietende Optionen für externes Wachstum. Zielke ist aber vorsichtig genug, offenzulassen, „ob ein möglicher Zusammenschluss mit einer anderen Bank strategisch und ökonomisch sinnvoll ist und wie so ein Modell aussehen könnte“.

FINANCE-Podcast: Ein kritischer Blick auf die gescheiterte Mega-Bankenfusion

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Zielke sendet zwei Botschaften

Trotz dieser Einschränkung hat sich Zielke mit diesen Aussagen den Weg zurück versperrt. Platzen die Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank, könnte er danach jetzt nur noch schwerlich behaupten, die Commerzbank sei stark genug, um ihren Weg auch alleine zu gehen. Bislang wäre dies noch möglich gewesen, hatte Zielke doch versucht, die Stärken der Commerzbank in den Vordergrund zu rücken und damit zu signalisieren, dass es auch gut ohne einen Merger ginge.

Mit seinem rhetorischen Kurswechsel sendet Zielke gleich zwei Botschaften – eine nach innen, eine nach außen. Die interne an die Belegschaft lautet: Stellt Euch darauf ein, dass die Zeit der Eigenständigkeit auf Sicht zu Ende gehen dürfte. Die externe hat als Adressaten den potentiellen Fusionspartner von der Frankfurter Taunusanlage: Indem Zielke einen Schulterschluss mit einem großen Partner für praktisch unausweichlich erklärt, um in ausreichendem Maße zu wachsen, signalisiert er den Unterhändlern der Deutschen Bank, dass sich die Commerzbank im Fall eines Scheiterns der Gespräche wohl nach einem anderen Partner umschauen würde. 

FINANCE-Leser-Voting: Glauben Sie, dass Commerzbank und Deutsche Bank zusammenfinden?

Die Option HVB wird der Deutschen Beine machen

Dieser Warnschuss dürfte in den Zwillingstürmen gehört werden, schließlich wäre dies für die Deutsche Bank ein Worst-Case-Szenario. Würde die Commerzbank unter das Dach einer anderen Bank schlüpfen, käme die Deutsche Bank in ihrem Heimatmarkt schwer unter Druck.

Dies gilt besonders für den Fall, dass die Commerzbank mit der Unicredit anbandelt. Beide Banken sind führend im deutschen Firmenkundengeschäft und wären gemeinsam auch im Privatkundengeschäft eine wesentlich stärkere Kraft. Gestern machte die Meldung die Runde, dass die italienische Unicredit angeblich schon an einer Offerte arbeitet, um schnell handlungsfähig zu sein, sollte die Commerzbank wieder auf den Markt kommen. Für diesen Fall nicht schädlich dürften die Insiderkenntnisse von Markus Beumer sein, der seit einem halben Jahr das Firmenkundengeschäft der Unicredit-Tochter HVB leitet und davor in gleicher Funktion viele Jahre im Vorstand der Commerzbank saß.

Ungewiss ist natürlich, ob eine italienisch-deutsche Bankenhochzeit tatsächlich den Segen der Bundesregierung erhalten würde, die über 15 Prozent an der Commerzbank hält. Berlin will einen nationalen Banken-Champion und keine Frankfurter Filiale einer italienischen Großbank. Mehr denn je liegt der Ball jetzt im Feld von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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Die Autoren dieses Kommentars

Philipp Habdank ist Bankenreporter, Michael Hedtstück Online-Chefredakteur bei FINANCE.