Der deutsche Kanzleimarkt ist um eine Neugründung reicher: Daniel Busse, ehemaliger Leiter der Konfliktlösungspraxis bei Allen & Overy, ist seit wenigen Tagen mit seiner eigenen Kanzlei Busse Disputes in Frankfurt am Markt. Bitter für seinen früheren Arbeitgeber: Ihm sind weite Teile seines früheren Teams gefolgt. Neben Busse sind acht weitere Anwälte für die neue Kanzlei tätig, die alle ebenfalls von Allen & Overy kommen.
Dass Busse sich selbstständig machen würde, war bereits seit Herbst bekannt. Allerdings war zunächst offen, wie viele Kollegen ihm zu der neuen Einheit folge würden.
Silke Justen wird Partnerin bei Busse Disputes
Spin-offs kleinerer Spezialistenboutiquen sind im Bereich Konfliktlösung nicht ungewöhnlich: In Großkanzleien kommt es bei potentiellen Mandaten, etwa zu Post-M&A-Streitigkeiten, regelmäßig zu Mandatskonflikten mit anderen Einheiten wie der Corporate-Praxis. Mit der Gründung eigener Boutiquen wollen spezialisierte Juristen dieses Problem umgehen.
Auffallend ist jedoch die hohe Zahl an Spezialisten, die von Allen & Overy in die neue Kanzlei Busse Disputes wechseln. Neben Busse sind dies Silke Justen (Bild oben rechts) und Mia Ramb als weitere Partner. Neben den drei Partnern gehören auch zwei Counsel, eine Senior Associate und drei Associates zum Team von Busse Disputes.
Allen & Overy relativiert die Abgänge
Bei Allen & Overy liegt die Leitung der deutschen Dispute Resolution Praxis nun bei Wolf Bussian. Er gilt allerdings – ebenso wie die meisten der verbliebenen Kollegen – eher als Spezialist für Prozesse vor staatlichen Gerichten. Die Experten für Verfahren vor Schiedsgerichten haben sich vorwiegend Busse angeschlossen.
Für Allen & Overy ist der Abgang der Schiedsrechtler ein Rückschlag. Die Kanzlei will die Folgen jedoch relativieren. Gegenüber dem Fachportal „Juve“ sagte Allen & Overy-Senior-Partner Thomas Ubber, eine personelle Verstärkung des Bereichs in Deutschland sei zwar auch ein Thema. Trotzdem fühle man sich aber mit der internationalen Arbitration-Gruppe mit Standorten etwa in London, Paris und Madrid „weiterhin gut aufgestellt“.
Der Verlust von Daniel Busse und seinem Team ist gleichwohl nicht der erste prominente Verlust, den Allen & Overy in Deutschland in den zurückliegenden Jahren verkraften musste. Ende 2016 verließen der renommierte Kapitalmarktrechtler Oliver Seiler und M&A-Anwalt Michael Ulmer die Kanzlei. Ende 2017 wechselte dann noch der auf M&A-Transaktionen spezialisierte Neil Weiand von Allen & Overy zu Linklaters.
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