Wäre eine Fusion von Aareal und Helaba sinnvoll?

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) soll mit dem Gedanken spielen, den Wiesbadener Immobilienfinanzierer Aareal Bank zu übernehmen. Unter den deutschen Kreditinstituten haben die beiden Banken vor allem eines gemeinsam: ihre risikobehafteten Engagements auf dem US-Markt für Gewerbeimmobilien. Bereits im Herbst warnte die Europäische Zentralbank, dass einige deutsche Institute dort stark exponiert seien. Die Ratingagentur Morningstar DBRS bezifferte den Anteil des US-Gewerbeimmobilienportfolios am gesamten Kreditbuch in einem Bericht vom Mai 2025 bei der Aareal Bank auf 26 Prozent, bei der Helaba für Nordamerika auf 7 Prozent. Ein Blick auf das Volumen ausfallgefährdeter Kredite (NPLs) bei der Aareal Bank bestätigt, dass sich diese 2024 auf die USA konzentrierten. Mehr als 80 Prozent entfielen auf dort ausgereichte Immobilienkredite. Externer Inhalt von Datawrapper Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen. Immer entsperren Einmalig entsperren Die Analyse von Morningstar zeigt jedoch auch: Der NPL-Anteil im Gewerbeimmobilien-Sektor lag bei der Aareal Bank Ende 2024 trotz des US-Exposures unter 3 Prozent. Bei der Helaba dagegen betrug er rund 10 Prozent. Die Wiesbadener sind also deutlich besser aufgestellt, unter anderem wohl, weil sie zu einem Gutteil auf Hotelliegenschaften setzen; diese sind neben Büroimmobilien mit jeweils etwas unter 40 Prozent die größte Position, so die Analysten von Morningstar. Für die Helaba läge also ein Vorteil aus einem Zusammenschluss darin, dass sie ihre NPL-Quote senken könnte. Aareal Bank liegt bei CIR weit vor der Helaba Ein zweiter Pluspunkt wäre das Verhältnis von Aufwand und Ertrag. Denn auch hier liegt die Aareal Bank deutlich vor der Helaba: Die Landesbank wies für 2024 eine Cost-Income-Ratio (CIR) von 61,7 aus, etwas schlechter als im Vorjahr mit 59,4. Die Aareal Bank dagegen meldete für 2024 eine CIR von 31,3 – sie ist also um vieles effizienter als die Landesbank. Externer Inhalt von Datawrapper Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen. Immer entsperren Einmalig entsperren Insgesamt drehen die beiden Banken in der Immobilienfinanzierung ein ähnlich großes Rad. Die Aareal Bank bezifferte ihr Volumen an Immobiliendarlehen 2024 auf knapp 33,5 Milliarden Euro – ihr einziges Kreditsegment. Die Helaba hatte 2024 Immobilienkredite in Höhe von gut 35 Milliarden Euro ausgereicht. Allerdings entsprach das nur rund 17 Prozent sämtlicher Darlehen der Landesbank. Auch das Kreditvolumen im Firmenkundengeschäft bewegte sich in dieser Größenordnung. Daran wird sehr deutlich: Die Helaba ist bei weitem größer und breiter aufgestellt als das Spezialinstitut Aareal Bank. Eine M&A-Transaktion mit der Wiesbadener Bank würde bei der Helaba folglich vor allem dazu führen, dass das Segment Immobilien an Gewicht gewänne und gemessen am Kreditvolumen von 2024 zum größten innerhalb der Helaba würde. Das würde insgesamt nicht für eine Schlagseite sorgen, aber das Firmenkundengeschäft würde schon etwas zurückfallen. Externer Inhalt von Datawrapper Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen. Immer entsperren Einmalig entsperren Die Einnahmen der Helaba würden durch einen solchen Schritt zudem noch stärker vom Zinsüberschuss abhängen, als sie das bislang schon tun. 2024 lag der Zinsüberschuss der Helaba bei gut 1,4 Milliarden Euro, der Provisionsüberschuss bei 578 Millionen Euro. Zinsüberschuss bestimmt Einnahmen bei Aareal Bank Die Erträge der Aareal Bank von knapp 1,1 Milliarden Euro hingen dagegen 2024 komplett vom Zinsüberschuss ab. Darin könnte für die Helaba tatsächlich ein Nachteil liegen. Denn in der Tendenz hängen Zinsüberschüsse vom Zinsniveau ab – je niedriger das Niveau umso geringer der Überschuss. Allerdings kamen diese Einnahmen über das Geschäftsjahr 2024 verteilt bei Aareal sehr gleichmäßig herein: jedes Quartal um die 265 Millionen Euro. 2023 variierten die Beträge etwas stärker, aber sie sind doch recht stabil. Externer Inhalt von Datawrapper Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen. Immer entsperren Einmalig entsperren Neben dem Finanzierungsgeschäft im Immobiliensektor hat die Aareal Bank noch ein zweites, weniger beachtetes Geschäftssegment: Banking & Digital Services. Dieses trug 2023 und 2024 in erheblichem Umfang zum Gewinn der Wiesbadener bei. Das war in den Vorjahren nicht in dem Ausmaß der Fall. Die Aareal Bank sieht sich in diesem Bereich selbst als Dienstleister für die Wohnungs- und Energiewirtschaft. Der Bereich arbeitet weiterhin eng mit der früheren, 2024 für 2,1 Milliarden Euro verkauften Tochter Aareon zusammen. Die Helaba dagegen kämpft selbst mit dem Umbau ihrer eigenen IT-Infrastruktur. Das stark IT- und zahlungsdienstlich geprägte Geschäft im Digitalsegment der Aareal Bank dürfte für sie eher ein Fremdkörper sein. Info Das Immobilienengagement außerhalb des Kernmarkts weiter hochzufahren, gehört nicht zu den Aufgaben der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Dieser Ansicht ist unser Redakteur Raphael Arnold in seinem Kommentar: Landesbank, bleib bei deinem Leisten.

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