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Mail von Deloitte-Chef sorgt für Wirbel im Netz

Der Chef von Deloitte Global, Punit Renjen, wollte mit seiner Neujahrsmail eigentlich motivieren. Das Gegenteil war der Fall.
Deloitte

Eine Neujahrsmail vom Chef ist eine gern genutzte Möglichkeit, die eigenen Mitarbeiter zu motivieren. Sich auf die Stärken besinnen, gemeinsam Ziele definieren und dann frisch im neuen Jahr durchstarten – so oder so ähnlich muss sich das Punit Renjen, CEO der WP-Gesellschaft Deloitte Global, vorgestellt haben, als er seine Motivationsmail zu Neujahr an die über 220.000 Mitarbeiter verschickt hat.

Das ist allerdings schief gegangen: Denn die Mitarbeiter, von denen sich den Reaktionen im Netz nach zu urteilen viele während des Lesens offenbar in einem Zustand zwischen Lachen und Weinen befanden, reichten die Mail kurzerhand an die Financial Times weiter, die sie als „Email, die eine ganze Firma demotiviert“ betitelte. Der Hohn und Spott der Leser ließ nicht lange auf sich warten, in Foren und sozialen Medien hat sich ein kleiner Internet-Hype über „das perfekte Beispiel von Business-Unsinn“ entwickelt.

„Konsistente außergewöhnliche Erfahrungen liefern“

Schon der Anfang der Nachricht dürfte für Unverständnis gesorgt haben. Renjen, der seine Mail mit „Lasst uns Vorsätze fassen“ betitelt hat, erklärt den Mitarbeitern zunächst einmal seinen eigenen Vorsatz, nämlich: „Eine außergewöhnliche und konsistente globale Talenterfahrung über das Deloitte-Netzwerk“ zu liefern. Vier Pfeiler sollen diesen Vorsatz stützen: „Einen Unterschied machen“, „Mitarbeiter inspirieren“, „Ambitionen der Mitarbeiter erhöhen“ und zu guter Letzt „Die einzigartigen Stärken der Mitarbeiter verbinden und feiern“.

Doch damit nicht genug der Management-Platitüden: Die Mitarbeiter werden mit diesen Zielen natürlich nicht alleine gelassen. Deloitte werde helfen, die „konsistenten Fähigkeiten“ zu entwickeln, verspricht der Chef. „Egal wo du arbeitest, du hast die selben außergewöhnlichen Fähigkeiten wie deine Kollegen“, ist sich Renjen bei jedem seiner 220.000 Angestellten ganz sicher.

Doch das Beste kommt zum Schluss: Um die wohlklingenden Ziele gemeinsam zu erreichen, bittet Renjen alle 220.000 Deloitte-Mitarbeiter darum, die „Deloitte Journey Declaration“ – die Reiseerklärung von Deloitte –  zu unterzeichnen. Schließlich befänden sich die Angestellten auf einer „Reise zur unangefochtenen Vormachtstellung“, auf der man „Deloittes Zweck“ lebe.  Wie viele der Mitarbeiter diesen bedeutungsvollen Schritt schon gegangen sind, ist nicht bekannt.

Kritik an Deloitte-Chef Punit Renjen: „Nichtssagend, teuer, schwafelnd“

So viel geballter nichtssagender Text in wenigen Sätzen – das lässt das Netz nicht ungerührt. Dass ausgerechnet der Chef der weltgrößten Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte eine Rhetorik pflegt, die alle gängigen Klischees von Unternehmerberatern erfüllt, facht den Spott der Leser erst recht an: „Der Text ist ein Meisterwerk von einem Beratungsbericht an den Kunden: nichtssagend, teuer, schwafelnd“, schreibt ein Nutzer in der Kommentarfunktion der Financial Times. „Er hat vergessen, die Synergieeffekte zu erwähnen“, moniert ein anderer. Und eine harte Frage findet sich dort auch: „Warum tun Manager das Ihren Untergebenen nur an?“ Ein Twitter-User hat noch einen Ergänzungsvorschlag an Renjen: „Er sollte noch schreiben: ‚Wir müssen nicht das Rad neu erfinden. Aber geht raus und packt den Bullen bei den Hörnern!‘“

Renjen selbst entscheidet sich allerdings für einen anderen Satz und schließt bedeutungsvoll: „Wir werden diese Reise antreten, sodass wir stolz verkünden können, dass wir unser Versprechen gehalten haben – gegenüber uns selbst, einander und all jenen, denen wir dienen“. Wenn das nicht motiviert, was dann?

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.