FINANCE: Herr Szangolies, die CFOs konnten sich den Geschäftsberichten zufolge 2011 aufgrund der guten Wirtschaftslage gerade in Deutschland über deutliche Gehaltssteigerungen freuen. Wie wird es weiter gehen?
Herr Szangolies: Die CFOs werden wohl damit rechnen müssen, tendenziell eher keine höheren Gehälter zu bekommen. Gerade die Finanzchefs der Automobilzulieferer merken das teilweise schon seit Längerem, da diese Unternehmen mit Ausnahmen seit Mai oder Juni 2012 Auftragseinbrüche zu verzeichnen haben. Dieser Trend wird sich vermutlich auch 2013 fortsetzen. Konkret bedeutet das, dass sich in den fixen Bestandteilen der Vergütungen in diesem Jahr wenig tun wird. Entsprechendes wird wohl für variable Bestandteile gelten. Es ist keine Zeit für Maximalgehälter.
FINANCE: Wie werden sich die Gehälter der deutschen CFOs im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen entwickeln?
Herr Szangolies: In Europa gibt es zwei Welten. Die Briten, die Schweizer und die Deutschen verdienen extrem gut. Der Abstand zu den Krisenländern und anderen europäischen Ländern ist bereits heute groß. Dennoch werden die Gehälter der deutschen CFOs 2013 nicht in den Himmel wachsen. Das gilt auch für die britischen und schweizerischen Finanzchefs, wobei die schweizerischen Arbeitnehmer grundsätzlich unter anderem von den Steuervorteilen profitieren, die auch mit ursächlich für eine relativ hohe Dichte an CFOs von weltweit tätigen Unternehmen dort ist.
FINANCE: Einer Studie zufolge wächst die Vergütungslandschaft in Europa langsam zusammen. Passen sich die Gehälter der CFOs europaweit 2013 weiter an?
Herr Szangolies: Das können wir so nicht erkennen. Der Abstand, der seit langem vorhanden ist und der sich insbesondere durch die Einschnitte in den Krisenländern zum Teil deutlich vergrößert hat, wird tendenziell eher noch größer.
FINANCE: Damit deutsche Unternehmen im globalen Wettbewerb bestehen können, werden mittelfristig aber auch CFOs aus anderen Ländern, beispielsweise den USA, nach Deutschland kommen müssen. Das wird auch bei der Vergütung eine Rolle spielen.
Herr Szangolies: In Deutschland sind die Vorstandsgremien noch nicht so international durchmischt, wie das vielleicht insbesondere in der einen oder anderen Branche sinnvoll sein könnte. Da wir uns in einem globalen Wettbewerb befinden, ist es schwierig, in Deutschland bei der CFO Vergütung langfristig einen eigenen Weg einzuschlagen, der andere davon abhalten könnte, dem Ruf nach Deutschland zu folgen.
FINANCE: Was wird sich Ihrer Meinung nach 2013 dennoch bei den CFO-Gehältern verändern?
Herr Szangolies: Wir erwarten, dass sich die Transparenz bei der Vorstandsvergütung in ganz Europa eher verstärken wird. Zudem wird zumindest teilweise begonnen, Obergrenzen bei der Vorstandsvergütung zu diskutieren.
Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.