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So halten CFOs ihre besten Mitarbeiter

Finanzexperten sind so begehrt wie lange nicht mehr. Wenn CFOs ihre Mitarbeiter nicht halten, müssen sie die Vakanzen mit teuren Zwischenlösungen füllen.
Eszter Szepessy/iStock/Thinkstock/GettyImages

Der Jobmarkt ist für Finanzexperten so günstig wie seit langer Zeit nicht mehr: Die Arbeitslosigkeit unter Finanzern liegt momentan bei sehr niedrigen 1,5 Prozent, sagt die Personalberatung Robert Half. Das sei der niedrigste Stand seit der Finanzkrise im Jahr 2008.

Was für die Finanzexperten gut ist, verursacht bei CFOs Sorgenfalten. Wechselwillige Mitarbeiter finden paradiesische Zustände vor: „Kandidaten im Finanzbereich können in der Regel zwischen drei oder vier Angeboten auswählen“, sagt Sven Hennige, Managing Director Central Europe & Netherlands bei Robert Half. CFOs stehen so vor der schwierigen Aufgabe, die besten Talente zu halten, ohne sich in nicht zu rechtfertigende Unkosten zu stürzen.

CFOs haben wenig Handlungsspielraum beim Gehalt

Die Gehaltsbänder bei Unternehmen sind in der Regel fix, Finanzchefs haben nur wenig Handlungsspielraum bei der Vergütung. Eine Ausweitung der Gehälter ist zumeist nur möglich, wenn sich auch die Rahmenbedingungen für das Unternehmen insgesamt deutlich verbessern. CFOs erhöhen ihr Vergütungsbudget vorwiegend, wenn die Unternehmensleistung deutlich zulegt. Das gaben 58 Prozent der CFOs in einer Umfrage von Robert Half unter 200 Finanzchefs an, die FINANCE exklusiv vorliegt. Auch ein besseres wirtschaftliches (43 Prozent) oder politisches (33 Prozent) Klima führen dazu, dass die Finanzchefs mehr Geld für Vergütungen bereitstellen.

Viele Mitarbeiter in den Finanzabteilungen sind aber ungeachtet der gesamtwirtschaftlichen Lage anspruchsvoll: „Mitarbeiter fordern in Gehalts- und Jahresgesprächen teilweise bis zu 20 Prozent mehr Gehalt“, sagt Benjamin Bottler, Key Account Director bei der Personalberatung Michael Page. Das gelte auch, wenn der Finanzer keine zusätzlichen Aufgaben übernommen habe. Auf pauschale Gehaltsforderungen sollte sich ein CFO nicht einlassen: „Der Verbleib im Unternehmen allein ist kein Grund für eine Gehaltserhöhung, auch wenn viele Mitarbeitern das so auslegen“, sagt Sven Hennige. Nur wer eindeutig mehr Verantwortung erhalten hat, verdiene mehr Geld.

So bezirzen CFOs ihre Finanzer

Überhöhte Gehaltsforderungen sind oft aber auch ein Symptom für ein tieferliegendes Problem: „Kandidaten wechseln, weil sie im Unternehmen keine Perspektive haben oder zu wenig inhaltliche Herausforderungen sehen“, sagt Personalberater Bottler. Für langfristige Karrierechancen seien viele Finanzexperten dagegen bereit, kurzfristig Abstriche zu machen: „Finanzer nehmen einen Job mit gleichem Gehalt an, wenn sie die Möglichkeit sehen, in einigen Jahren eine Führungsaufgabe zu übernehmen.“

Doch insbesondere im Mittelstand sind Führungsaufgaben rar gesät. Finanzchefs sollten daher kreativ sein: Auch ein Entgegenkommen auf anderen Bereichen wie die Möglichkeit zum Home Office oder Extra-Urlaubstage können Mitarbeiter zum Bleiben bewegen. Zudem bieten Mittelständler ein breiteres Aufgabenspektrum als Konzerne, da etwa Controller oft auch in anderen Bereichen aushelfen müssen. So können die Finanzer ein breites Wissen sammeln. Allerdings ist das abwechslungsreiche Arbeitsumfeld für CFOs im Mittelstand ein zweischneidiges Schwert: Mitarbeitern könnten das erworbene breite Grundwissen nutzen, um bei Bewerbungen zu punkten und sich auf spätere Karrieresprünge vorzubereiten.

Treasurer und Revisoren besonders gefragt

Wenn ein CFO einen Mitarbeiter verliert, steht er aufgrund des umkämpften Kandidatenmarkts vor einem Problem: Es dauert derzeit in der Regel etwa sechs bis zwölf Wochen, bis ein geeigneter Ersatz unterschreibt. „Je nach Kündigungsfrist kann es danach noch mehrere Monate dauern, bis er oder sie anfängt“, sagt Sven Hennige von Robert Half. Zwischenzeitliche Vakanzen müssen Unternehmen notfalls mit teuren Interimsmanagern füllen, oder die vorhandenen Mitarbeiter müssen eine zusätzliche Last schultern – was deren Zufriedenheit wiederum in den Keller rauschen lässt.

Besonders schwer sind momentan spezialisierte Finanzer zu ersetzen, beobachtet Benjamin Bottler. Besonders Treasury-Experten, Revisoren, Auditoren und Compliance-Manager sind gefragt. „Das sind stark nachgefragte Berufsbilder, deren Bedarf der Jobmarkt noch nicht abdeckt.“ CFOs, die in diesen Bereichen suchen, müssen sich auf harte Verhandlungen einstellen.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.