Bilfinger-Chef Per Utnegaard sollte den kriselnden Baukonzern Bilfinger eigentlich im großen Stil umbauen. Doch jetzt geht er schon nach elf Monaten zum 30. April – aus „persönlichen Gründen“, wie Bilfinger mitteilt. Solange noch kein Nachfolger feststeht, wird CFO Axel Salzmann seine Aufgaben zusätzlich übernehmen.
Utnegaards Abgang ist auch deswegen überraschend, weil er gerade erst elf Monate im Amt war. Utnegaard und CFO Salzmann waren als neues Führungsteam zu Bilfinger gekommen, nachdem mehrere Gewinnwarnungen den ehemaligen CEO Roland Koch und CFO Joachim Müller den Job gekostet hatten.
Rekordverlust, Zerschlagungsgerüchte: Bilfinger in der Krise
Utnegaard galt als Kandidat des aktivistischen Investors Cevian, der gut ein Viertel der Bilfinger-Aktien hält. Zunächst verkündete der neue Chef, Bilfinger solle sich zukünftig nur noch auf zwei Felder konzentrieren: Dienstleistungen für Immobilien und Dienstleistungen für die Prozessindustrie. Die Kraftwerkssparte solle verkauft werden.
Im Januar verkündete Utnegaard dann, unter Umständen auch das Segment für Gebäudedienstleistungen verkaufen zu wollen. Damit würde sich Bilfinger von der eigenen Zwei-Säulen-Strategie verabschieden, Synergien im Konzern gingen verloren. Die von Utnegaard offenbar geplante Zerschlagung des Konzerns wurde von Cevian unterstützt, stieß aber bei anderen Aktionären auf wenig Gegenliebe.
Vor gut einem Monat hatte Bilfinger einen Rekordverlust von fast einer halben Milliarde Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr verkündet. 2016 werde ein „Übergangsjahr", hatte Utnegaard gesagt. „Wir stehen erst am Anfang eines großen Veränderungsprozesses, der uns noch einige Zeit beschäftigen wird“. Die aktuelle Prognose für das Jahr 2016 hat Bilfinger jetzt immerhin bestätigt.
Der Aufsichtsrat führt bereits Gespräche mit möglichen Nachfolgern, heißt es. Die Neubesetzung des Bilfinger-Vorstandsvorsitzes soll in Kürze bekanntgegeben werden.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.