Newsletter

Abonnements

Doppelmandat: CFO Bernd Köhler steigt zum CEO bei Phoenix Solar auf

Doppelrolle für CFO Bernd Köhler von Phoenix Solar; er steigt zum CEO auf.
Phoenix Solar

Phoenix Solar CEO Andreas Hänel hat sein Amt zum 28. Februar niedergelegt. Zu seinem Nachfolger bestimmte das Photovoltaikunternehmen aus dem bayerischen Sulzemoos den bisherigen Finanzchef Bernd Köhler. Er wird seinen neuen Posten zum 1.März antreten und seine Funktion als Finanzvorstand parallel fortführen.

Köhler, Jahrgang 1960, ist seit Dezember 2011 CFO der im Prime Standard der Börse Frankfurt gelisteten Phoenix Solar. In dieser Zeit hat er die schwierige Restrukturierung des Unternehmens begleitet. Neben den klassischen CFO-Aufgaben Finanzen, Personal und IT ist Köhler auch für Einkauf und Logistik verantwortlich. Erfahrungen mit Restrukturierungen sammelte er bereits bei seinen vorherigen Arbeitgebern. Bei TA Triumph-Adler in Nürnberg erreichte er nach der Restrukturierung unter anderem eine neue Konzernfinanzierung. Auch bei Vogt Electronic stand das Thema Restrukturierung im Vordergrund.

Diese Erfahrungen wappneten ihn für seinen CFO-Einsatz bei Phoenix Solar. Als er dort Ende November 2011 begann, brannte es an allen Ecken: Das Unternehmen hatte Covenants gebrochen, die Banken sollten Stillhaltevereinbarungen unterzeichnen. „Innerhalb von vier Wochen musste ein Restrukturierungskonzept mit einer positiven Fortführungsprognose stehen, damit die Geldgeber überhaupt an Bord bleiben konnten“, sagte er im vergangenen August im Gespräch mit FINANCE. “An ruhige Weihnachten war nicht zu denken“, erinnerte sich der Finanzchef.

Innerhalb kürzester Zeit musste er die Kosten bei Phoenix Solar drastisch senken. Dazu zählten auch schmerzhafte Einschnitte wie der Abbau von 60 Prozent der Stellen innerhalb nur eines Dreivierteljahres. Köhler gelang es auch, bestehende Verträge mit Solarmodullieferanten hinsichtlich Zeit und Menge anzupassen.

CFO Köhlers erster Erfolg: ein neuer Konsortialkredit

Im vergangenen Mai konnte Köhler dann den ersten großen Erfolg verbuchen. Er vereinbarte eine neue Unternehmensfinanzierung im Volumen von 132 Millionen Euro bestehend aus Bar- und Aval-Linien. Hauptbestandteil der Finanzierung ist ein Konsortialkredit. Damit gelang es dem CFO das Unternehmen bis 2014 durchzufinanzieren. „Es war ein toller Moment, als wir nach Monaten höchster Restrukturierungsaktivität und langer Verhandlungen den Kreditvertrag unterschrieben“, sagte der Finanzvorstand. „Das Restrukturierungsgeschäft kann in solchen Momenten schon sehr befriedigend sein.“ Über die Restrukturierung spricht Köhler auch bei der diesjährigen Distressed-Assets-Konferenz.

Bis kurz vor Bekanntgabe seines künftigen Jobs strickte Köhler erneut an einer Finanzierung, wie das Unternehmen mitteilte. Phoenix Solar unterzeichnete einen Änderungsvertrag für einen bestehenden Kredit. Köhler gelang es dabei das Finanzierungsvolumen auf etwa 126 Millionen Euro leicht nach unten anzupassen und zudem die Laufzeit von Ende März 2014 auf den 31. März 2015 zu verlängern. Zudem muss sich das Photovoltaikunternehmen von unprofitablen Geschäftsfeldern trennen. „Das aus Deutschland heraus betriebene Geschäft im Handels- und Projektbereich wird in seiner bisherigen Form eingestellt“, heißt es in einer Mitteilung. Konzentrieren will sich das Unternehmen künftig auf die Tochterunternehmen in den USA und Asien, die profitabel arbeiten.

Die Zeit bei Phoenix Solar bedeutete für Köhler bislang einen wahren Feuerwehreinsatz. Doch sie trägt auch erste Früchte. Für das Geschäftsjahr 2012 konnte beinahe die Umsatz- und Ergebnisprognose erreicht werden. Nach einem operativen Verlust von fast 85 Millionen Euro im Jahr 2011 fiel dieser für 2012 mit 32 Millionen Euro deutlich niedriger aus. Hätten Abschreibungen und Rückstellungen von 8 Millionen Euro nicht vorgenommen werden müssen, wäre der prognostizierte Verlust von 25 bis 19 Millionen Euro erreicht worden. 2013 will Köhler ein Ebit vor Restrukturierungsaufwendungen zwischen 5 und 0 Millionen Euro erreichen.

Rechnungswesen und Controlling sind ihm zu wenig

Den studierten Volkswirt schrecken solche Restrukturierungseinsätze nicht – im Gegenteil. Köhler hat sich bewusst für die schwierige CFO-Aufgabe bei Phoenix Solar entschieden. Nach über 15-jähriger Restrukturierungsarbeit reizte ihn die Herausforderung. Als sein vorheriger Arbeitgeber TA von der japanischen Kyocera übernommen worden war, blieben für ihn als Finanzchef fast nur noch die Ressorts Rechnungswesen und Controlling übrig. Für Köhler war das „eindeutig zu wenig“, wie er FINANCE sagte.

Der nächste Schritt auf der Karriereleiter erscheint für den ehrgeizigen Finanzchef daher logisch. Nachdem er die wichtigsten Restrukturierungsschritte als CFO bei Phoenix Solar einleiten konnte, wird er sich nun als CEO verstärkt um die strategische Ausrichtung des Unternehmens kümmern. Doch zeigt die Personalie auch, dass auch weiterhin die Kosten im Zentrum stehen werden. Denn auf seine Arbeit als Finanzer und Sanierer wird sich Phoenix Solar aber auch weiterhin verlassen müssen. Einen neuen CFO gibt es nicht.

anne-kathrin.meves[at]finance-magazin.de