Nach zwei schwierigen CFO-Posten außerhalb des Konzerns zieht es Klaus Patzak wieder zu Siemens zurück, wo er 1993 seine Laufbahn begann und rund zwanzig Jahre lang arbeitete: Der 53-Jährige übernimmt bei den Münchenern ab sofort die Verantwortung für die Sparte „Portfolio Companies“. Dies teilte Siemens am heutigen Montag mit. Patzak berichtet an den für diesen Bereich zuständigen Konzernvorstand Roland Busch.
Klaus Patzaks Ziel dürften M&A-Exits sein
Der erfahrene CFO begibt sich auf ein schwieriges Arbeitsgebiet: Sein neuer Verantwortungsbereich existiert in dieser Form erst seit heute, und er hat es in sich. In der Sparte Portfolio Companies hat Siemens neun Geschäftseinheiten zusammengefasst, die der Konzern nicht unmittelbar zum Kerngeschäft zählt. Zweite Gemeinsamkeit dieser Unternehmen ist ihre schwache Performance. Im Corporate Development angesiedelt, soll Patzak dafür sorgen, dass die Unternehmen schlankere Strukturen und kürzere Entscheidungswegen bekommen. Das Projekt ist Teil des Strategieprogramms „Vision 2020+“, das ebenfalls heute gestartet ist.
Es ist naheliegend, dass das Ziel der verschiedenen Optimierungsprojekte nicht ist, die Siemens-Töchter nach gelungener Restrukturierung wieder zurück in die Kernsparten des Dax-Konzerns zu überführen. Stattdessen dürfte die Schaffung von Exit-Perspektiven das dominierende Ziel von Patzaks Arbeit sein. Saniert könnten die kleinen und mittelgroßen Siemens-Töchter interessante M&A-Targets werden, auch für Finanzinvestoren.
Hohe Zielvorgaben für Klaus Patzak
Zu der neu geschaffenen Sparte gehören Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Dazu zählen beispielsweise Mechanical Drives, ein Hersteller von mechanischen Antriebssystemen, und Mobile Mining, ein Lösungsanbieter für die Bergbauindustrie.
FINANCE-Köpfe
Siemens-Angaben zufolge beschäftigen die neun „Portfolio Companies“ insgesamt 22.500 Mitarbeiter, die im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 5 Milliarden Euro und einen Fehlbetrag von 300 Millionen Euro erwirtschaftet haben. „Klaus Patzak wird uns dabei helfen, unsere Portfoliounternehmen wieder in die Spur zu bringen“, lässt sich Patzaks neuer Vorgesetzter Roland Busch in einer Pressemitteilung zitieren. Die Ziele sind hoch gesetzt: Die Siemens-Strategie „Vision 2020+“ sieht für Patzaks Sparte in fünf Jahren das Erreichen einer Ebit-Marge von 5 Prozent vor.
Schwere Jahre bei Osram und Bilfinger
Schwierige Missionen sind für Patzak freilich nicht neu. Er bekleidete in den zurückliegenden acht Jahren zwei CFO-Posten, bei denen er jeweils vorzeitig ausschied. Zwischen 2011 und 2016 war Patzak Finanzchef der ehemaligen Siemens-Tochter Osram. Unter seiner Regie ging der Lichttechnikkonzern an die Börse. Nach einem Streit über die zukünftige Ausrichtung mit Osram-Chef Olaf Berlien räumte Patzak seinen Posten.
Im September 2016 heuerte Patzak bei dem Mannheimer Industriedienstleister Bilfinger an, ebenfalls als Finanzchef. Dort kämpfte er zwei Jahre mit Aufräumarbeiten in dem aufgeblähten Konzernportfolio und der Aufarbeitung diverser Compliance-Vorfälle, bevor er sein Amt im September vergangenen Jahres an Christina Johansson übergab.
Info
Erfahrenen Sie mehr über Patzaks von Siemens geprägten Lebenslauf im FINANCE-Köpfe-Profil von Klaus Patzak.