Wechsel auf dem CFO-Posten von Bystronic: Finanzchef Beat Neukom wird den Maschinenbauer bereits am 17. April verlassen, wie das börsengelistete Industrieunternehmen am gestrigen Montagabend mitteilte. Der Manager trete „im gegenseitigen Einvernehmen“ von seiner Rolle als CFO zurück, heißt es.
Neukom war 2021 mit dem Auftrag zu dem Züricher Unternehmen gestoßen, Bystronic bei der Umstrukturierung zu unterstützen. Seit Januar 2022 verantwortete er zusätzlich die globale IT-Organisation.
Neukom kam damals von dem Frankfurter Familienunternehmen Merz Pharma, wo er seit Juli 2024 als CFO tätig war. Vor seinem Eintritt bei Merz war Beat Neukom Finanzchef bei den zwei Schweizer Healthcare-Unternehmen Orthimo und Kuros Biosurgery. Seine Sektorexpertise ist geprägt von seiner Tätigkeit bei dem US-Pharmakonzern Johnson & Johnson, wo er in verschiedenen Positionen innerhalb der Finanzabteilung tätig war.
Bystronic-Aktie seit 2021 im Sinkflug
Neukom stand bei seiner Rückkehr in die Schweiz vor einer großen Aufgabe: Bystronic, das bis 2021 noch unter dem Namen Conzetta firmierte, legte mit der Umfirmierung sein bisheriges Geschäft als Mischkonzern ab. Seit 2021 konzentriert sich das Züricher Unternehmen nur noch auf Blechbearbeitung. Seither entwickelt sich der Aktienkurs stetig nach unten.
Obwohl Bystronic während der Umstrukturierung innerhalb von eineinhalb Jahren die Geschäftsbereiche Schmid Rhyner (Farbenfabrikant), Foam Partner (Spezialitätenchemie) und Mammut (Sportbekleidung) verkaufen konnte, sorgte die Portfoliobereinigung nicht für einen nachhaltigen Aufwind des Unternehmens an der Schweizer Börse.
Der Höchstkurs der Aktie von 1.300 Schweizer Franken vom Dezember 2021 nicht wieder erreicht. Ganz im Gegenteil: Bis zum heutigen Dienstagmittag hat die Aktie über die Amtszeit von Neukom über 75 Prozent ihres Wertes verloren und steht derzeit bei 314,5 Schweizer Franken je Aktie. Auf diesem Niveau bewegt sich die Aktie seit Juli 2024.
September 2024: Zweite Restrukturierung von Bystronic
Im September 2024 startete Bystronic eine zweite Restrukturierung und Reorganisation des Unternehmens. „Obwohl bereits Initiativen zur Kostenreduktion lanciert wurden, ist eine umfassende Restrukturierung aufgrund der Marktdynamiken unumgänglich“, ließ CEO Domenico Iacovelli damals verlauten.
Die Schweizer lösten ihre regionale Organisationsstruktur ab und schafften eine divisionale Organisation. Darüber hinaus bündelte Bystronic seine Kompetenzen im Maschinengeschäft, Automation und Software, um Gesamtlösungen anbieten zu können. Es wurden Gruppenfunktionen zusammengelegt und globale Betriebsstrukturen konsolidiert.
Ende Februar dann das ernüchternde Ergebnis: Die Umsatzzahlen aus dem Vorjahr zeigten sich deutlich rückläufig, „und die Kosten konnten trotz Einsparungen nicht gedeckt werden, was zu einem Verlust führte“, teilte Bystronic mit.
Die Schweizer mit mehr als 3.200 Mitarbeitenden an rund 40 Standorten haben 2024 einen Nettoumsatz von 648 Millionen Schweizer Franken erwirtschaftet – ein Rückgang von 30 Prozent. Der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug 84 Millionen Schweizer Franken. Summa summarum schloss Bystronic das Geschäftsjahr 2024 mit einem Jahresergebnis von -68 Millionen Schweizer Franken ab.
Nachfolge von Beat Neukom ist noch unklar
Wer sich künftig der angespannten Finanzlage des Industrieunternehmens annehmen wird, ist bislang unklar. Das Unternehmen habe die Suche nach einem Nachfolger bereits eingeleitet, heißt es. Vorerst werde CEO Domenico Iacovelli interimistisch die Rolle übernehmen. Er selbst ist seit Juli 2024 CEO von Bystronic und folgte auf den langjährigen CEO Alex Waser.
Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.
