Erst am Sonntag Abend hatte Fresenius-Chef Ulf Schneider bekannt gegeben, dass er seinen Posten aufgibt und CFO Stephan Sturm den Vorstandsvorsitz des Dax-Konzerns übernimmt. Jetzt steht fest, wohin der Manager geht: Ab Januar wird Schneider neuer Chef des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé. Die Entscheidung für ihn kam überraschend, im Vorfeld war über eine interne Nachfolgeregelung bei den Schweizern spekuliert worden. Die Berufung Schneiders ist vor allem aus einem Grund außergewöhnlich: Der Weltkonzern hat erst einmal in seiner langen Geschichte einen externen Manager an die Spitze geholt – und das im Jahr 1922.
Um einen möglichst reibungslosen Übergang zu gewährleisten, nimmt der 50-Jährige seine Arbeit bei dem weltgrößten Lebensmittelkonzern bereits im September auf, zunächst an der Seite seines Vorgängers. Schneider wird die Nachfolge des Belgiers Paul Bulcke übernehmen, der seit 2008 CEO und Mitglied des Verwaltungsrats ist und am Jahresende ausscheiden wird.
Bulcke soll nach einigen Monaten Pause dann im kommenden April zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats gewählt werden. Der bisherige Vorsitzende Peter Brabeck-Letmathe – Bulckes Vorgänger als Nestlé-Chef – wird sich nicht mehr zur Wahl stellen. Auch Ulf Schneider soll im nächsten Jahr in den Verwaltungsrat einziehen.
Ulf Schneider soll Wachstum bei Nestlé vorantreiben
Nach 13 Jahren bei Fresenius wechselt Schneider von der Gesundheitsbranche in den Lebensmittelbereich, auch wenn Nestlé in Teilen ebenfalls im Gesundheitsgeschäft aktiv ist. Schneider soll das Wachstum des Konzerns als global führendes Unternehmen in diesem Bereich, aber auch auf den Wachstumsfeldern Ernährung und Wellness vorantreiben. An seiner Seite steht dabei Francois-Xavier Roger, der seit einem Jahr den CFO-Posten besetzt.
Zu Schneiders ersten Aufgaben dürfte die Integration weiterer Unternehmenseinheiten in den Gesamtkonzern zählen. Der Verwaltungsrat hat betont, Nestlé Health Science und Nestlé Skin Health in die Hauptorganisation integrieren zu wollen. Deren Chefs sollen an den neuen CEO Ulf Schneider berichten.
Dass Deutsche Großkonzerne im Ausland führen, ist noch immer eine Seltenheit. Als Aushängeschild gilt derzeit noch der frühere Siemens-Chef Klaus Kleinfeld, der Chef des US-Aluminiumproduzenten Alcoa ist.
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Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.