Trotz Krise Millionengehälter für Auto-CFOs

Absatzkrise, Milliardenverluste und nun auch noch Trumps Importzölle: Deutschlands Autobauer stehen derzeit unter enormem Druck. Die hiesigen Hersteller performten zuletzt deutlich schlechter als ihre internationalen Konkurrenten wie Kia, Suzuki und Toyota, wie eine Studie des Big-Four-Hauses EY zeigt. Dabei wurden die Finanzkennzahlen der 16 größten Autobauer der Welt analysiert. So machten die drei größten deutschen Autobauer VW, Mercedes-Benz und BMW im vergangenen Jahr zusammen ein Umsatzminus von 2,8 Prozent – der Gewinneinbruch belief sich 2024 insgesamt auf 27 Prozent. „Der Absatz entwickelt sich schwach und die hohen Investitionen in die Elektromobilität amortisieren sich nicht, weil die Nachfrage bei weitem nicht so stark ist wie erhofft“, kommentiert Constantin Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West, die Entwicklung. Hinzu kommen der Studie zufolge zudem hausgemachte Probleme wie teure Software-Fehlschläge, Restrukturierungskosten und Rückrufe. Es dürfte die größte Krise sein, in der sich die deutsche Autobranche jemals befand – die Stimmung ist erdrückend. Trotz der negativen Entwicklung werden die Finanzmanager der Konzerne weiterhin großzügig entlohnt, wie ein Blick in die Vergütungsberichte der Unternehmen zeigt. Alle CFOs erhielten Millionengehälter – zum Teil sogar mehrere Millionen Euro. Allerdings gehen die Gehälter teils weit auseinander. Mercedes-CFO verdient mehr als 5 Millionen Euro Das mit Abstand höchste Gehalt erzielte 2024 Mercedes-Benz-Finanzvorstand Harald Wilhelm. Der Manager erhielt für seine Arbeit bei den Stuttgartern satte 5,75 Millionen Euro. Damit machte er kaum finanzielle Einbußen im Vergleich zum Vorjahr, in dem sich sein Gehalt auf 5,94 Millionen belief und der Manager das Ranking der Dax-CFOs anführte. Auch in diesem Jahr dürfte sich Wilhelm wieder unter den Top-Verdienern der Dax-CFOs wiederfinden. Konkret erhielt der Mercedes-CFO eine fixe Vergütung, inklusive Nebenleistungen, von rund 1 Million Euro. Für das Jahr 2024 wurde er zudem mit einem Bonus in Höhe von 1,34 Millionen Euro vergütet – ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, in dem sich sein Short-Term Incentive (STI) noch auf rund 1,8 Millionen Euro belief. Den größten Anteil seiner Vergütung machte der Langzeitbonus aus, der unter anderem auf der Entwicklung des Aktienkurses basiert und nach vier Jahren zur Auszahlung kommt. Daraus flossen Wilhelm, der seit Mai 2019 im Amt ist, 2,74 Millionen Euro zu. Hinzu kam zudem ein Mittelfristbonus, der mit 731.000 Euro die Hälfte des Jahresbonus von 2022 entspricht. Auf der Hauptversammlung am 7. Mai soll bei Mercedes-Benz über ein neues Vergütungssystem abgestimmt werden, das ab 2026 zum Einsatz kommen soll. Mercedes-Benz arbeitet derzeit an einem 5 Milliarden Euro schweren Sparprogramm. Für 2025 hatte der Konzern bereits angekündigt, dass das Führungspersonal keine Gehaltserhöhung bekommt, wie die „Süddeutsche Zeitung“ im Dezember berichtete. Mehr zum Thema Das sind die neuen Spitzenverdiener unter den Dax-CFOs Unter den Top-Verdienern der Dax-CFOs finden sich neue Gesichter. Auffällig ist: Einige Finanzchefs aus der obersten Börsenliga erhielten für 2023 keine Bonuszahlungen. Mehr lesen VW-CFO Antlitz verzichtet auf Gehalt Ebenfalls auf Gehalt verzichten wird der Vorstand von VW – darunter auch Finanzchef Arno Antlitz. Der Finanzchef wird in den kommenden fünf Jahren auf einen Teil seines Gehalts verzichten – so etwa 2025 und 2026 auf 11 Prozent seiner Gesamtvergütung. Bereits im vergangenen Jahr verzichteten die VW-Vorstände mit 5 Prozent ihres jeweiligen Brutto-Grundgehalts auf einen kleinen Teil ihrer Grundvergütung. Bei CFO Antlitz belief sich dieser Verzicht auf 71.250 Euro – bei einer Grundvergütung von 1,43 Millionen Euro. Dazu erhielt der VW-CFO noch einen Jahresbonus von etwa 1,72 Millionen Euro. Hinzu kamen Nebenleistungen in Höhe von rund 187.000 Euro. Einen Long-Term Incentive (LTI) erhielt Antlitz, der seit April 2021 im Amt ist, noch nicht, der erste wird für das laufende Geschäftsjahr 2025 fällig. Insgesamt konnte sich das Gehalt von Antlitz trotz des Verzichts sehen lassen: Der Manager verdiente mit knapp 3,33 Millionen zwar deutlich weniger als Wilhelm, dürfte jedoch auch 2024 zu den bestbezahlten Vorständen im Dax zählen. Im Vergleich mit anderen Dax-CFOs positionierte sich der VW-Manager 2023 mit 3,68 Millionen Euro im oberen Mittelfeld. Mehr zum Thema Auf so viele Millionen muss VW-CFO Antlitz verzichten Volkswagen ist auf Sparkurs und kürzt deshalb für die kommenden fünf Jahre sogar die Vorstandsgehälter. Wie hoch der Verzicht bei CFO Arno Antlitz voraussichtlich sein wird – die Analyse. Mehr lesen Porsche-CFO Lutz Meschke geht An der Drei-Millionen-Euro-Marke kratzte hingegen der ehemalige Porsche-CFO Lutz Meschke. Der Manager verdiente bei dem Sportwagenbauer 2,84 Millionen Euro. Neben einer fixen Vergütung von 1,16 Millionen Euro erhielt Meschke einen Jahresbonus für 2024 in Höhe von 1,34 Millionen Euro. Hinzu kamen noch ein kleiner LTI-Bonus von knapp 72.000 Euro sowie eine zweite Tranche aus dem IPO-Bonus von etwa 264.000 Euro. Darüber hinaus flossen dem Manager unabhängig von seinem Gehalt bei der Porsche AG noch knapp 1,1 Millionen Euro von seiner Tätigkeit bei der Porsche SE zu. Dort agiert er seit Anfang Juli 2020 als Vorstand für Beteiligungsmanagement. Im Vergleich zum Vorjahr verdiente Meschke damit bei der Porsche AG etwas weniger, 2023 belief sich seine Gesamtvergütung auf knapp 3,63 Millionen Euro. Damals machte vor allem die erste Tranche aus dem Porsche-IPO-Bonus mit 2,6 Millionen Euro den Großteil seiner Vergütung aus. Für 2025 wird Meschke bei der Porsche AG kein Gehalt mehr bekommen – der Ex-CFO hat das Unternehmen im Februar 2025 verlassen. Neuer Porsche-CFO ist seitdem Jochen Breckner. Für seinen vorzeitigen Abgang könnte der Meschke jedoch eine Abfindung in Millionenhöhe erhalten. Mehr zum Thema Porsche-CFO Meschke: Millionen-Abfindung bei vorzeitigem Aus? Der avisierte Abgang von Finanzchef Lutz Meschke könnte für Porsche teuer werden. Im Raum steht eine Summe in Millionenhöhe. Mehr lesen Walter Mertl ist seit Mai 2023 BMW-CFO Auch in München fiel das Gehalt mit Blick auf andere Dax-Konzerne vergleichsweise hoch aus. BMW-CFO Walter Mertl wurde mit knapp 2,19 Millionen Euro vergütet. Davon machte mit etwa 927.000 Euro die feste Vergütung beinahe die Hälfte aus. Hinzu kamen zudem ein Jahresbonus in Höhe von 902.000 Euro, der bei BMW als Tantieme ausgewiesen wird, sowie ein Teil der aktienbasierten Vergütung von 357.500 Euro. Damit machte seine variable Vergütung 58 Prozent seiner Gesamtvergütung aus. Auffällig ist, dass Mertl im Vergleich zum Vorjahr etwas weniger verdient hat. 2023 erhielt der Manager ein Gehalt von etwa 2,45 Millionen Euro – und das, obwohl Mertl in dem Jahr lediglich acht Monate im Amt war. Er übernahm die Verantwortung für das Finanzressort Mitte Mai 2023 von seinem Vorgänger Nicolas Peter. Ob BMW künftig Gehälter im Vorstand kürzen wird, ist nicht bekannt. Externer Inhalt von Datawrapper Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen. Immer entsperren Einmalig entsperren Porsche SE: Kein LTI für 2022 Deutlich weniger als seine Mitstreiter in der Autobranche verdiente Johannes Lattwein, CFO der Porsche Holding. Mit 1,39 Millionen Euro belegt der Manager in diesem kleinen Ranking der Autobauer-CFOs den letzten Platz. Damit verdiente er dennoch etwas mehr als 2023, als sich sein Gehalt auf 1,23 Millionen Euro belief. Lattwein, der seit Anfang Februar 2022 als Finanzchef der Holding agiert, wurde 2024 mit einem Fixum von 946.000 Euro vergütet, das mit 68 Prozent den Großteil seines Gehalts ausmachte. Hinzu kam ein STI aus dem Jahr 2023 in Höhe von 439.000 Euro, der ihm 2024 zugeflossen ist. Einen Langzeitbonus, der nach vier Jahren ausbezahlt wird, wurde dem Manager noch nicht gezahlt. Auch 2025 wird Lattwein daraus kein Geld erhalten: Aufgrund eines negativen Konzernergebnisses von 20 Millionen Euro, das vor allem von den Ergebnissen bei VW und der Porsche AG abhängig ist, erreichte die Holding nicht die Auszahlungshürde für den langfristigen Bonus aus dem Jahr 2022. „Mithin entfällt der LTI 2022 vollständig und es wird keine Auszahlung im Geschäftsjahr 2025 erfolgen“, heißt es dazu im Vergütungsbericht. Strenggenommen baut die Porsche SE selbst keine Autos, sondern ist die Holding der VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piech. Doch diese ist mit 12,5 Prozent an dem Sportwagenbauer Porsche AG beteiligt. Hinzu kommt eine Beteiligung mit Stimmrechtsmehrheit am Volkswagen-Konzern, der wiederum die Mehrheit an der Porsche AG hält. Daher spielt die Porsche SE in der Welt der Autobauer eine signifikante Rolle. LTIs sind an Aktienkursperformance gekoppelt Die Gehälter der CFOs können sich also trotz der Krise in der Automobilbranche sehen lassen. Vor allem die Langzeitboni fallen teilweise recht hoch aus. Da diese LTIs jedoch oftmals an die Performance der Aktienkurse gekoppelt sind, dürfte dieser Bonus bei manchen Konzernen künftig deutlich niedriger ausfallen als bislang. Bei der Porsche SE konnte man diese Entwicklung bereits sehen. Auch Sparprogramme und Gehaltskürzungen stehen bei den Autobauern bereits auf der Agenda. Künftig werden sich die schwierigen Marktbedingungen und die negativen Entwicklungen in den Zahlenwerken der Konzerne auch in den Gehältern der Manager widerspiegeln.

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