Der Frankfurter Wohnungsmakler von Poll Immobilien holt den Private-Equity-Investor DBAG an Bord. Wie die Beteiligungsgesellschaft bekanntgab, steigt sie über den kleineren ihrer beiden Fonds namens „ECF“ ein. Dieser tätigt – anders als der 1 Milliarde Euro große Flaggschiff-Fonds der DBAG – Investments in kleinere Mittelständler. Inzwischen darf die DBAG über den eigentlich als Vehikel für Minderheitsbeteiligungen aufgebauten ECF-Fonds auch Mehrheitsbeteiligungen eingehen.
Hintergründe des Deals unklar
Ob der Finanzinvestor auch bei von Poll – wie bei einigen anderen jüngeren ECF-Investments – die Mehrheit erworben hat, ist unklar, denn die Struktur der Transaktion ist undurchsichtig. Ebenso unbekannt wie die Verteilung der Anteile ist, ob von Poll im Zuge des Deals auch frisches Kapital zufließt oder nur die Altgesellschafter Kasse gemacht haben.
Die DBAG verwies auf FINANCE-Anfrage an das Unternehmen, welches wiederum keine Antwort geben wollte. Bekannt ist lediglich, dass die DBAG aus ihrer Konzernbilanz für ein Co-Investment 11,7 Millionen Euro investiert. Dies lässt darauf schließen, dass von Poll auf einen Unternehmenswert von etwa 50 bis 100 Millionen Euro kommt.
Angesichts dieser Verschwiegenheit ist bemerkenswert, dass sich in der Presseinformation zur Transaktion der geschäftsführende Gesellschafter des Maklerhauses, Daniel Ritter, damit zitieren lässt, dass die DBAG von Poll „auch bei unserem mittelfristigen Ziel eines Börsengangs“ begleiten soll.
ECF-Fonds der DBAG ist so gut wie ausinvestiert
Die Investitionsmittel des ECF-Fonds der DBAG dürften mit dem Investment in von Poll weitgehend erschöpft sein. Zwar ist der Fonds, der 2016 mit einer neuen Investitionsperiode begann, damit erst zu zwei Dritteln ausinvestiert. Aber da die DBAG aus dem ECF-Fonds vor allem Wachstumsinvestitionen tätigt, die häufig noch Anschlussfinanzierungen – etwa für Zukäufe – nach sich ziehen, ist davon auszugehen, dass der Mittelstandsinvestor für seinen ECF-Fonds bald neue Mittel einwerben muss.
Dafür steht eine ungewöhnlich investorenfreundliche Struktur bereit. Anders als in der Private-Equity-Branche üblich – und auch anders als beim hauseigenen Milliardenfonds –, erhält die DBAG beim ECF-Fonds Verwaltungsgebühren nicht auf das bereitgestellte, sondern nur auf das tatsächlich auch investierte Kapital.
DBAG will von Poll „skalieren“
Mit dem neuen Gesellschafter aus dem Private-Equity-Lager will von Poll Wachstumspläne verfolgen. Der Wohnungsmakler, der aktuell 280 Büros unterhält und 70 Millionen Euro im Jahr erlöst, plant, in Frankreich, Italien, Spanien, Polen und Großbritannien zu expandieren. Neben der Internationalisierung investiert das Unternehmen Geschäftsführer Ritter zufolge „auch verstärkt in Digitalisierung“.
Torsten Grede, Vorstandschef der DBAG, setzt vor allem auf die „in hohem Maße skalierbare Plattform“ der neuen Beteiligung, die ihre Büros in einer Art Franchise-System überwiegend von selbständigen Vertriebspartnern betreiben lässt. Von Poll selbst beschäftigt lediglich 120 Mitarbeiter. Grede hofft, dass von Poll im Laufe des Investments „weitere Marktanteile in einem fragmentierten Markt gewinnen kann“.
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