Newsletter

Abonnements

FINANCE+

Douglas muss Mega-Schuldenberg abtragen

Douglas will in den kommenden Monaten umschulden. Dafür muss die Parfümeriekette einen ordentlichen Schuldenberg abtragen.
Björn Wylezich – stock.adobe.com

Die Parfümeriekette Douglas und CFO Matthias Born stehen arbeitsreiche Monate bevor: Der Düsseldorfer Konzern steht vor der Refinanzierung eines Schuldenbergs in Höhe von 2,1 Milliarden Euro. Dieser wird binnen weniger Monate zwischen Februar und August 2022 fällig.

Nun will das Management der Parfümeriekette offenbar mit Unternehmenseigner CVC und seinen weiteren Gläubigern verhandeln. Der Private-Equity-Investor, der seit 2015 die Mehrheit an Douglas hält und dem Vernehmen nach streng durchregiert, soll laut eines Berichts der Nachrichtenagentur Reuters für verschiedene Szenarien offen sein: So soll eine Streckung der Schulden ebenso eine Option sein wie ein Debt-to-Equity-Swap. Notfalls soll CVC auch bereit sein, frisches Kapital nachzuschießen, schreibt Reuters und bezieht sich auf mehrere mit den Plänen vertraute Personen. Wie sieht die Finanzierungsstruktur der Corona-gebeutelten Parfümeriekette genau aus und welchen Spielraum hat Douglas nun?

Douglas-Ebit bricht in der Krise ein

Douglas teilt auf FINANCE-Anfrage mit, dass man das Thema Refinanzierung im ersten Quartal 2021 angehen werde. Einzelheiten würden zu gegebener Zeit veröffentlicht.

Wie viele Einzelhändler hat die Coronakrise Douglas empfindlich getroffen, zwischenzeitlich waren beinahe alle Filialen geschlossen. Im traditionell schwächeren Quartal von April bis Juni ist der Netto-Umsatz um 27 Prozent zurückgegangen. Der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) belief sich allein in diesen drei Monaten auf 40 Millionen Euro.

Das Krisenmanagement habe erhebliche Kapazitäten gebunden, wie eine Sprecherin gegenüber FINANCE erklärte. Aus diesem Grund hätte man den Planungsprozess später begonnen und infolgedessen auch die Arbeit an den Jahresabschlüssen später aufgenommen. Dieser solle nun erst im Januar veröffentlicht werden, ein Datum stehe noch nicht fest.

Douglas-CFO Born musste in den vergangenen Monaten mit einer Reihe an Maßnahmen gegensteuern, um die Parfümeriekette zu stabilisieren. So konzentrierte sich der Finanzchef auf klassisches Working Capital Management und optimierte die Verwaltung der Lagerbestände.

Douglas muss „Revolver“ refinanzieren

Zudem konnte der Douglas-CFO Cash-seitig einige Erfolge verzeichnen. So schickte Douglas einen Teil seiner Belegschaft in Kurzarbeit, reduzierte Mietzahlungen und verlängerte Zahlungsziele der Verbindlichkeiten. Daher konnte Douglas die Cash-Bestände um 33 auf 174 Millionen Euro auffüllen.

Darüber hinaus hat die Parfümeriekette mittlerweile 165 der 200 Millionen Euro gezogen, die aus der revolvierenden Kreditfazilität („Revolving Credit Facility“, „RCF“) zur Verfügung stehen, wie aus einer Investorenpräsentation aus dem September hervorgeht. Dadurch belaufen sich die Zahlungsmittel und -äquivalente auf 339 Millionen Euro.

Der sogenannte „Revolver“ ist ein zentraler Baustein bei der anstehenden Refinanzierung: Das mit einem Zinssatz von 3,75 Prozent über Euribor verzinste Darlehen wird im Februar 2022 fällig. Für gewöhnlich gehen Unternehmen die Neuverhandlung ein Jahr vor Fälligkeit an, was zum Douglas-Zeitplan passt.

Letztlich ist der RCF aber nur ein Baustein im Finanzierungskonstrukt von Douglas. Bis August 2022 werden dann nochmal knapp 2 Milliarden Euro an Schulden fällig. Der Kapitalmarkt beobachtet die Situation schon skeptisch: Die Anleihen von Douglas notieren derzeit teils deutlich unter Par. Ein im Juli 2023 fällig werdendes Papier kommt nur noch auf 70 Prozent seines Nennwerts. Die im Juli 2022 fälligen Anleihen notieren immerhin bei 90 Prozent.

Wie steht es um die Covenants bei Douglas?

Die hohe Verschuldung ist für Private-Equity-geführte Unternehmen nichts Ungewöhnliches. Dennoch nimmt sie bei Douglas mittlerweile kritische Ausmaße an – und das nicht erst seit gestern. So liegt das Verhältnis der Nettoverschuldung zum um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) laut aktuellsten Zahlen bei 6,7x. Laut der Ratingagentur Moody’s wird bei einem Net Leverage von 7,5x ein Covenant in der revolvierenden Kreditfazilität ausgelöst.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Datawrapper, der von der Redaktion empfohlen wird. Sie können den Inhalt mit einem Klick aktivieren.

Inhalt entsperren

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte von Datawrapper angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu erfahren Sie bei Datawrapper und unserer Datenschutzerklärung.

Douglas betont, dass aufgrund der speziellen Berechnung der Covenants noch genügend Spielraum bestehe. So teilt sich der RCF in ein Darlehen und einen Unterkredit („Ancillary Facility“). Der eigentliche „Revolver“ sei noch nicht einmal zu 40 Prozent gezogen. Erst ab dieser Marke würden die „Covenants Light“ einem Test unterzogen.

Weihnachtsgeschäft wird für Douglas entscheidend

Moody’s hatte Douglas noch im Juni von B3 auf Caa1 tief ins Ramsch-Niveau herabgestuft – der Ausblick blieb negativ. Als Grund gab das Ratinghaus das schwache Liquiditätsprofil an ebenso wie die schlechte operative Performance. Eine schwache oder ausbleibende Erholung des Geschäfts könnte letztlich auch die Refinanzierung in Gefahr bringen. Der nun erfolgte „Lockdown Light“ und aller Wahrscheinlichkeit nach anstehende harte „Lockdown“ sind hier noch nicht einberechnet.

In den Verhandlungen mit den Geldgebern will das Douglas-Management nun offenbar das Weihnachtsgeschäft abwarten, das für die Parfümeriekette von enormer Bedeutung ist. 40 Prozent des jährlichen Ebitda erwirtschaften die Düsseldorfer in der Vorweihnachtszeit. Ein Ausbleiben der Kundschaft könnte somit für erhebliche Probleme sorgen.

CFO Born und CEO Tina Müller haben das erkannt und gegengesteuert: So erwirtschaftet Douglas mittlerweile fast 20 Prozent seiner Umsätze über den Onlinehandel. 766 Millionen Euro hat das Unternehmen in den zwölf Monaten bis Juni 2020 online eingespielt. Da viele Menschen Pandemie-bedingt im Internet bestellen, könnte Douglas hier noch einen Teil der Verluste abfangen.

Zur Stabilisierung des Ladengeschäfts hat Douglas sich Mitte Juni dieses Jahres den Restrukturierer Michael Keppel ins Boot geholt. Er soll sich auf das Filialnetz konzentrieren und die Kreditgeber im Januar über die Entwicklungen informieren.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Sie haben auch von Deals, Personalien, Fundraising oder sonstigen spannenden Gerüchten aus der deutschen Private-Equity-Szene gehört? Dann schreiben Sie uns gerne! Noch mehr Hintergrundinformationen zu Finanzinvestoren finden Sie auf der FINANCE-Themenseite zu Private Equity.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.