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Ex-Aurelius-Manager gründen neuen Finanzinvestor

Dominik Beck (links) und Rafal Grabarkiewicz suchen für Fidelium nach Restrukturierungsfällen.
Fidelium Partners

Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld geben institutionelle Investoren den Private-Equity-Häusern immer höhere Summen an Kapital. Doch nicht für jeden Möchtegern-Fondsgründer ist es einfach, an Assets under Management zu kommen. Das Stichwort heißt „Track Record“ – Family Offices und andere institutionelle Investoren geben ihr Kapital zumeist denjenigen Investmentmanagern, die schon erfolgreich Beteiligungen gesteuert haben.

Da wundert es wenig, dass die meisten Manager neuer Fonds zuvor schon bei anderen Vehikeln die Entscheidungen getroffen haben. Das gilt auch für Dominik Beck und Rafal Grabarkiewicz. Beide haben das Geschäft mit Beteiligungen an Restrukturierungsfällen bei Aurelius gelernt.

Grabarkiewicz arbeitete bei dem börsennotierten Finanzinvestor, der jüngst Ziel einer Shortseller-Attacke wurde, zuletzt als Managing Director. Beck verließ die Firma, die als Brutstätte für aufstrebende Private-Equity-Manager gilt, 2010 nach zwei Jahren, um bei Quantum ähnlich gelagerte Beteiligungen einzugehen, zuletzt als Vorstandsmitglied.

Fidelium-Gründer Dominik Beck: „Werden das Rad nicht neu erfinden“

Für ihr neues Projekt Fidelium Partners haben die beiden Investmentmanager im April einen Fonds mit Kapitalzusagen über 103 Millionen Euro geschlossen. Das Geld kommt ausschließlich von Family Offices. Zur Zeit zählt Fidelium fünf Investmentmanager, in den nächsten zwölf Monaten wollen Grabarkiewicz und Beck die Teamgröße verdoppeln.

„Wir werden nicht versuchen, das Rad neu zu erfinden“, dämpft Beck die Erwartungen. „Vielmehr wollen wir mit unserer langjährigen Erfahrung als verlässlicher Partner langfristig in Unternehmen mit operativem Verbesserungspotential investieren.“ Doch in diesem Geschäft sind sie nicht allein: Neben Aurelius und Quantum jagen in Deutschland noch viele weitere Private-Equity-Häuser Turnaround-Investments, etwa Orlando, Palero und Bavaria – alle ebenfalls ansässig in München und mit einem klaren  Schwerpunkt auf dem Thema Restrukturierung.

Fidelium zielt auf größere Turnaround-Investments

Fidelium plant, bis zu 20 Millionen Euro Eigenkapital in einzelne Beteiligungen zu stecken. Investments mit einem sehr niedrigen oder symbolischen Kaufpreis schließt Beck nicht aus. Aber dies sei nicht das Segment, auf das Fidelium sich konzentrieren wolle. In der Regel handelt es bei solchen Zielunternehmen um harte Sanierungsfälle.

„Aus unserer Sicht ist in dieser Größenordnung die Konkurrenz enorm“, meint Beck. „Darum wollen wir die 103 Millionen Euro dazu nutzen, auch Deals mit Kaufpreisen von mehr als 1, 2 oder 3 Millionen zu machen, was den Wettbewerb schon deutlich verringert.“ Aus seiner Sicht sind in diesem Bereich die Mitbewerber oft Ein- oder Zwei-Mann-Gesellschaften mit stark begrenzten finanziellen Mitteln.

Jürgen Zapf: „Zahl an Gelegenheiten ist überschaubar“

Auf den ersten Blick scheint der Fokus auf Turnaround-Investments wenig zur derzeitigen wirtschaftlichen Lage zu passen: „Zur Zeit ist die Zahl an Investmentgelegenheiten wegen der gut laufenden Wirtschaft überschaubar“, kommentiert Jürgen Zapf, der die Transaktionsabteilung des deutschsprachigen Ablegers der globalen Beratungsfirma Alvarez & Marsal leitet.

Dies werde sich allerdings beim nächsten Downturn ändern, ist sich Zapf sicher. „Dann wird es genug Unternehmen geben, die überschuldet sind und die ihre Zinsen nicht mehr bezahlen können. Wenn es soweit ist, stehen die Turnaround-Investoren bereit, sich zu beteiligen.“

florian.bamberg[at]finance-magazin.de

Info

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