Der deutsche Leveraged-Finance-Markt ist um ein Finanzierungsnovum reicher: Die Credit Suisse hat für eine Akquisitionsfinanzierung ein Unitranche-Darlehen gemeinsam mit einer vorrangigen Betriebsmittellinie ausgereicht. Die Bank fungierte dabei als alleiniger Mandated Lead Arranger und sicherte auch allein das Underwriting zu, wie FINANCE aus transaktionsnahen Kreisen erfahren hat. Derzeit läuft der Syndizierungsprozess für die Finanzierung.
Die finanzierte Transaktion ist die vor wenigen Tagen angekündigte Übernahme der Schweizer Secura Industriebeteiligung mitsamt ihrer deutschen Töchter Müpro und UBB durch Perusa und weitere institutionelle Co-Investoren. Der Münchener Finanzinvestor spricht in einer Mitteilung lediglich von einem „Finanzierungspaket“ der Credit Suisse.
Der Deal könnte den Private-Debt-Markt umwälzen
Die Kombination aus Unitranche-Darlehen und Betriebsmittelinie – kombiniert vergeben durch eine einzige Bank – ist bemerkenswert und könnte eine spürbare Verschiebung am Markt für Private Debt einleiten.
In den vergangenen Jahren hatten sich dort mehr und mehr Debt-Fonds engagiert und den Banken ihre dominante Marktposition bei den lukrativen Buy-out- und Akquisitionsfinanzierungen streitig gemacht. Die Fonds punkteten dabei mit größerer Flexibilität und höheren Leverages. In Deutschland haben sie sich damit bereits einen Marktanteil von rund einem Drittel gesichert, in Frankreich und Großbritannien liegt der Anteil der von Debt-Fonds arrangierten Unitranches sogar noch höher.
Volumen der Credit-Suisse-Unitranche überschaubar
Das Finanzierungsnovum der Credit Suisse kommt genau dort zum Einsatz, wo auch die Private-Debt-Fonds am aktivsten sind – im Rahmen einer Akquisitionsfinanzierung. Das Volumen ist jedoch noch überschaubar. Die Akquisitionsfinanzierung, bestehend aus dem Unitranche-Darlehen und der vorrangigen Betriebsmittellinie, liegt bei insgesamt 54 Millionen Euro.
Beraten wurde Perusa bei der Transaktion von KPMG (Commercial), Deloitte (Financial, Tax), Gütt Olk Feldhaus (Legal), Valleé & Partner (Logistik) und TÜV Süd (Umwelt). Network Corporate Finance hat die neuartige Akquisitionsfinanzierung als Debt Advisor strukturiert und eingeworben.
Banken sind schon anderweitig im Unitranche-Geschäft
Dieser Deal ist der nächste Schritt der Banken in die Unitranche-Welt. Schon vor zwei Jahren begannen in London erste Häuser, Allianzen mit Debt-Fonds zu schließen. Gemeinsam begannen sie, so genannte „First out/Second Out“-Pakete zu schnüren. Dabei übernehmen Banken den sichereren Teil der Unitranche, in der Regel zu Zinsen zwischen 2 und 3 Prozent. Den größeren und riskanteren Teil steuern die Debt-Fonds bei – zu Zinsen zwischen 6 und 8 Prozent.
Beide Seiten können von einer solchen Kombination profitieren: Die Bank über eine vergleichsweise gut besicherte und dennoch überdurchschnittlich verzinste Tranche, und der Debt-Fonds, indem er trotz des stark gesunkenen Zins- und Kreditmargenniveaus an seinen Renditezielen festhalten kann. In Summe sind First-out/Second-out-Strukturen günstiger als normale Unitranches. Nach Ansicht der Finanzierungsberater von GCA Altium entfielen 2017 schon 30 Prozent aller in Deutschland ausgereichten Unitranches auf diese neuartigen Strukturen – ein wesentlicher Grund, warum Unitranche-Deals 2017 so stark zulegen konnten.
Einer der Pioniere dieses Angebots in Deutschland ist die Berenberg Bank. Sie hat schon 2014 damit begonnen, First-out/Second-out-Finanzierungen zunächst aus der eigenen Bilanz, seit der Jahreswende 2016/2017 auch aus einem von externen Investoren gefüllten Fonds zu vergeben.
Info
Welche Wettbewerber sich am Markt um Transaktionen balgen, lesen Sie auf unserer Themenseite über Private Debt.