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Neu-CFO Jens Brüggemann führt Steilmann an die Börse

Jens Brüggemann soll den Börsengang von Steilmann bewerkstelligen.
Steilmann

Das Modeunternehmen Steilmann will noch in diesem Jahr an die Börse gehen. Erst kürzlich hatte der Konzern sich in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) umgewandelt. Jetzt will Steilmann neue Aktien herausgeben und diese an den regulierten Markt der Frankfurter Börse, den so genannten Prime Standard, bringen. Neu-CFO Jens Brüggemann soll das Unternehmen an die Börse führen.

Das Geld von der Börse werde es dem Mode- und Heimtextilhersteller erlauben, „den Fokus auf die Eröffnung neuer Verkaufsstellen“ zu legen, kündigte Unternehmenschef Michele Puller an. Außerdem soll das Kapital dabei helfen, Wettbewerber aufzukaufen.

Der Zeitpunkt des geplanten Börsengangs ist bemerkenswert, denn die deutsche Textilbranche kämpft aktuell mit einer sehr schwierigen Lage. Witterungsbedingt ist der deutsche Textileinzelhandel im Jahresverlauf geschrumpft, auch die Vorjahre waren schwach. Branchengrößen wie Gerry Weber und Tom Tailor haben zuletzt deutliche Gewinnwarnungen herausgeben müssen und damit einen Sturz ihrer Aktienkurse ausgelöst. Damit sind auch die Peer-Group-Bewertungen in den Keller gerauscht, an denen sich der Ausgabekurs der Steilmann-Aktien orientieren dürfte.

Steilmann stärkt mit Neu-CFO Jens Brüggemann die Corporate Governance

Den gewagten Börsengang stemmen wird ein Neuzugang: Jens Brüggemann ist Ende August vom Chefkontrolleur mit Vorstandssitz zum CFO des Unternehmens geworden. Der 1972 geborene Neu-Finanzchef arbeitet schon seit 2001 für Steilmann. Brüggemann ersetzt die bisherige Finanzchefin Paola Viscardi-Giazzi, die wiederum ihrem Mann Massimo Giazzi als für das operative Geschäft verantwortliche COO folgt.

Damit bewegt Steilmann seine Führungsstruktur näher an die Prinzipien moderner, kapitalmarktorientierter Unternehmen heran. Seit dem Management-Karussell gehören mit Paola Viscardi-Giazzi und CEO Puller zwei Drittel der Führungsspitze den Inhaberfamilien Puller und Giazzi an. Vorher waren es mit dem Ehepaar Viscardi-Giazzi und Puller drei Viertel. 

Steilmann sucht IPO-Investoren in Frankreich und Italien

Steilmann versucht den Sprung aufs Parkett mit einer Wachstumsstory zu verkaufen: 2014 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 896 Millionen Euro, verglichen mit 737 Millionen Euro im Vorjahr. Zu dem Zuwachs haben auch Übernahmen beigetragen, zum Beispiel die Mehrheitsübernahme der Modekette Adler. Der bereinigte Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lag bei 53,3 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 43,7 Millionen Euro.

Ein Vorteil für Steilmann ist, dass das Unternehmen kein Neuling am Kapitalmarkt ist. Die zur Steilmann-Holding zählende Steilmann-Boecker Group ist Emittentin einer gut laufenden Mittelstandsanleihe, deren Volumen kürzlich sogar aufgestockt wurde. Die Finanzierungslage des Unternehmens, das sich mit Tochterunternehmen wie Apanage und Adler an die so genannten Best-Ager-Kunden ab 45 Jahren richtet, gilt als solide. Den Börsengang begleiten soll die deutsch-französische Oddo Seydler Bank. Joint Bookrunner ist die in Deutschland kaum bekannte italienische Banca IMI, was dafür spricht, dass ein nennenswerter Teil der Emission nicht in Deutschland, sondern in Frankreich und Italien platziert werden dürfte.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de