Die Healthcare-Branche ist bei Private-Equity-Investoren traditionell sehr beliebt: Die Finanzinvestoren schätzen die stabilen Cashflows und die über weite Strecken sehr fragmentierte Struktur des Marktes. Und das Interesse nimmt weiter zu. Einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company zufolge stieg das Deal-Volumen im europäischen Private-Equity-Healthcare-Markt im vergangenen Jahr von 4,6 Milliarden auf 12,8 Milliarden Dollar an. Ein Großteil des Wachstums fällt laut der Beratung auf den deutschen Markt, wo allein die Übernahme des Generikaproduzenten Stada rund 5 Milliarden Euro bewegt hatte.
Healthcare in Deutschland ist allerdings nicht gleich Healthcare. Zuletzt haben sich Subsektoren herauskristallisiert, die bei Private-Equity-Investoren besonders begehrt sind: Zahnpflege, Kliniken und Praxen sowie Pflegeheime. Während Finanzinvestoren etwa im Laborsektor schon sehr aktiv gewesen sind – BC Partners kaufte beispielsweise für Synlab über 60 einzelne Labore auf –, sei der Markt in diesen Subsektoren noch sehr fragmentiert, heißt es in der Studie.
Chequers und Advent kaufen Kliniken und Pflegeheime
Ein Investor, der diesen Umstand genutzt und zuletzt massiv in Deutschland zugekauft hat, ist Nordic Capital. Die Skandinavier übernahmen beispielsweise für 1,3 Milliarden Dollar den Altenheimbetreiber Alloheim von dem US-Finanzinvestor Carlyle. Außerdem sicherte sich Nordic Capital die Mehrheit beim Zahnmedizindienstleister Zahnstation, dem Dentallabor DPH Dental, dem Zahnarztzentrum Adent und bei dem Augenklinikbetreiber Oberscharrer. Vor allem bei letzterem soll der Bieterwettbewerb sehr intensiv gewesen sein, wie aus Finanzkreisen zu hören ist.
Nordic Capital ist aber nur einer von vielen ausländischen Finanzinvestoren, die in diesem Branchensektor aktiv sind. Der französische Private-Equity-Investor Chequers Capital hat einen Großteil des operativen Geschäfts der Hamburger MK-Kliniken übernommen, zu denen auch der Betrieb von 46 Alten- und Pflegeheimen gehört. Vor wenigen Tagen verkauften die Franzosen im Gegenzug die Deutsche-Fachpflege-Gruppe an den Branchennachbarn Advent.
Mit Linimed-Fazmed von Vitruvian soll ein weiteres Pflegeunternehmen zum Verkauf stehen. Zuvor hatte bereits der US-Finanzinvestor Oaktree die privaten Pflegeheimbetreiber Vitanas und Pflegen & Wohnen übernommen, für die er laut Medienberichten zusammen rund 500 Millionen Euro bezahlte.
Multiples-Arbitrage im Healthcare-Private-Equity
Warum sind gerade die Healthcare-Subsektoren Kliniken sowie Alten- und Pflegeheime so beliebt? Die Studie von Bain nennt allgemeine Treiber wie den demographischen Wandel und die Tatsache, dass die britischen und skandinavischen Märkte schon stark konsolidiert seien. Georg Hochleitner, Partner bei der Unternehmensberatung Alvarez & Marsal, vermutet ein weiteres Motiv dahinter: „Bei Kliniken und Arztpraxen ist Multiple-Arbitrage bei Buy-and-Build-Strategien noch möglich.“
„Bei Kliniken und Arztpraxen ist Multiple-Arbitrage bei Buy-and-Build-Strategien noch möglich.“
Der Finanzinvestor profitiert dabei von den höheren Unternehmensbewertungen für große Klinikketten im Vergleich zu einzelnen kleinen Arztpraxen. Die Private-Equity-Investoren müssten sich jedoch des hohen Aufwands bewusst sein, die einzelnen Unternehmen vernünftig zu integrieren, betont der Berater.
Noch fragmentierter ist anscheinend der Healthcare-Subsektor rund um die Zahnmedizin und andere niedergelassene Versorgungsbereiche. Hier habe die Konsolidierung laut Hochleitner zwar begonnen, stehe aber noch am Anfang. Der Berater rechnet hier künftig deshalb mit einem regen Dealflow. Dieser lockt immer mehr Private-Equity-Investoren an. Allein in diesem Jahr haben beispielsweise die speziell auf den Gesundheitsbereich fokussierten FSN Capital und Gilde Healthcare Büros in München und Frankfurt eröffnet.