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ThyssenKrupp verschafft sich neuen Spielraum mit Kapitalerhöhung

ThyssenKrupp sammelt neue Mittel über eine Kapitalerhöhung ein. Der Schritt folgt einer Reihe anderer Maßnahmen zur Entlastung der Bilanz.
ThyssenKrupp

Der Industriekonzern ThyssenKrupp hat eine Kapitalerhöhung abgeschlossen und das Grundkapital um 10 Prozent erhöht. Rund 56 Millionen Aktien hat das Unternehmen in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren unter Ausschluss der Bezugsrechte bei deutschen und internationalen Investoren platziert. Bei einem Preis von 24,30 Euro je Aktie fließt dem Konzern brutto ein Erlös von rund 1,4 Milliarden Euro zu.

Das frische Eigenkapital kann Thyssen-CFO Guido Kerkhoff gut gebrauchen, denn sie wird eine seiner wichtigsten Kennzahlen im Bilanzmanagement deutlich entlasten: das Gearing, also das Verhältnis von Nettofinanzverschuldung zum Eigenkapital. Ende Juni lag die Nettoverschuldung des Konzerns bei 6,3 Milliarden Euro, das Gearing bei stattlichen 281,5 Prozent und damit mehr als 100 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Das Eigenkapital belief sich auf 2,242 Milliarden Euro. ThyssenKrupp hatte bereits im vergangenen Quartalsbericht mitgeteilt, dass der Konzern einen deutlichen Rückgang der Gearing-Kennzahl bis zum Ende des Geschäftsjahrs erwarte.

ThyssenKrupp setzt Bilanzentlastung fort

Der Konzern leidet seit längerem unter einer dünnen Eigenkapitaldecke und hat in diesem Jahr bereits einige wichtige Schritte auf dem Weg zur vollständigen Restrukturierung gemacht. Ein wesentlicher Erfolg war der Verkauf des Werks in Brasilien für 1,5 Milliarden Euro. Die Geschäftsaktivitäten in Südamerika waren eine enorme Belastung für den Industriekonzern, der Verlust dürfte in etwa bei rund 8 Milliarden Euro liegen.

Zudem erhofft sich Konzern auch durch die vergangene Woche bekanntgegebene Vereinbarung mit dem indischen Wettbewerber Tata eine deutliche Entlastung der Bilanz. Die beiden Konzerne wollen ihre Stahlaktivitäten in Europa bündeln. Die bilanzielle Neubewertung nach Abschluss des Deals würde das Eigenkapital und das Gearing verbessern.

ThyssenKrupp will Industriegütergeschäft stärken

Da es noch dauern wird, bis diese positiven Effekte sich auf die Bilanz auswirkten, habe ThyssenKrupp die Zeit nun genutzt, erklärte der Vorstandsvorsitzende Heinrich Hiesinger die Entscheidung für die Kapitalerhöhung. Die neuen Mittel sollen in das Industriegütergeschäft des Konzerns fließen. Das organische Wachstum in den Bereichen Urbanisierung, Mobilität und Service soll unterstützt werden.

Außerdem will das Unternehmen notwendige Restrukturierungsinitiativen schneller vorantreiben. Welche genau gemeint sind, lässt der Konzern offen. ThyssenKrupp dürfte seinen harten Sparkurs aber auch nach dieser Kapitalerhöhung weiterführen. Die Stahlallianz mit Tata ist zudem noch lange nicht in trockenen Tüchern. Sowohl von Aktionärs- als auch von Arbeitnehmerseite ist mit Widerstand gegen den Deal zu rechnen.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Mehr über Thyssen-CFO Guido Kerkhoff erfahren Sie auf seinem Profil bei FINANCE-Köpfe.

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.