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Wandelanleihe: Aurelius erhöht seine Firepower

Das Münchener Beteiligungsunternehmen Aurelius erhöht seine Finanzierungskraft durch die Ausgabe einer Wandelanleihe.
Dontsov/Thinkstock/Getty Images

Der Finanzinvestor Aurelius hat beschlossen, eine neue Wandelanleihe zu platzieren. Das nicht nachrangige und unbesicherte Papier soll ein Volumen von rund 175 Millionen Euro haben und bis 2020 laufen. Die Anleihe soll sowohl in neue als auch möglicherweise in bereits bestehende Aktien wandelbar sein, die Aurelius aus Aktienrückkäufen zur Verfügung stehen.

Der Zins des Bonds soll zwischen 0,375 Prozent und 1 Prozent liegen, die Wandelprämie zwischen 30 und 37,5 Prozent über dem Referenzkurs der Aktien. Die genauen Eckdaten sollen heute im Laufe des Tages in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren festgelegt werden. Die bisherigen Aktionäre reagieren auf die mögliche Verwässerung leicht verschnupft, der Aktienkurs sank zunächst um mehr als 4 Prozent auf weniger als 41 Euro. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 1,3 Milliarden Euro.

PE-Investor Aurelius finanziert Übernahmen auf eigene Rechnung

In der Branche der Beteiligungsgesellschaften ist die Emission einer Wandelanleihe ein ungewöhnlicher Schritt. Auch Aurelius will die frischen Mittel „zur Finanzierung von Unternehmenskäufen“ verwenden. Üblicherweise geschieht dies in Form von reinem Eigenkapital, das die meisten Private-Equity-Investoren über geschlossene Fonds einsammeln.

Doch Aurelius ähnelt in seiner Struktur eher einer Industrieholding als einem klassischen PE-Investor. Anstatt über Fonds finanziert die Gesellschaft ihre M&A-Aktivitäten aus der eigenen Bilanz heraus. Dadurch sind die Münchener bei der Dauer ihrer Investments nicht an Fondslaufzeiten gebunden. Gerade bei Übernahmen im Mittelstand sieht der Investor darin einen entscheidenden Vorteil gegenüber den klassischen PE-Häusern. Die  zugekauften Unternehmen werden in der Regel  zu echten Tochterunternehmen und damit auch voll in der Aurelius-Bilanz konsolidiert. Zu den Portfoliounternehmen gehört unter anderem der Boothersteller Hanse Yachts und der Schnapsfabrikant Berentzen.

Aurelius investiert vor allem in Sanierungsfälle und komplizierte Konzern-Spin-offs, in deren Rahmen schwach performende Konzerntöchter abgegeben werden, um vom neuen Eigentümer eine Repositionierung zu erfahren. Aurelius konzentriert sich auf Unternehmen mit „unterdurchschnittlicher Profitabilität oder Restrukturierungsbedarf.“ Die einzelnen Investments erreichen ein Volumen von bis zu 150 Millionen Euro. Die Zuflüsse aus der Wandelanleihe könnten also für ein bis zwei größere Übernahmen ausreichen. Aktuell ist Aurelius in rund 25 Mittelständler investiert, nicht nur in Deutschland, sondern europaweit.

Aurelius erhöht die Schlagzahl bei Übernahmen

Dass Aurelius die Mittel gut gebrauchen kann, zeigen die Halbjahreszahlen. Zwischen Anfang Januar und Ende Juni sank die Cashposition vor dem Hintergrund einer sehr regen M&A-Tätigkeit der Münchener von 328 auf 233 Millionen Euro. Die Finanzverbindlichkeiten betragen 214 Millionen Euro, was im Endeffekt eine aktuelle Eigenkapitalquote von 23 Prozent ergibt – 3 Prozentpunkte weniger als zum Jahreswechsel.

Und jüngst hat Aurelius die Schlagzahl sogar noch einmal erhöht. Allein im November hat die Industrieholding die Handelssparte der Schweizer Valora Group, das Cloud-Geschäft des Colt-Konzerns und den Betonspezialisten Reuss-Seifert & Hammerl übernommen.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.