Der Finanzinvestor Ardian hat auf einen FINANCE-Bericht über staatsanwaltliche Ermittlungen im Umfeld des insolventen Portfoliounternehmens Weber Automotive reagiert und bestätigt, dass er im Juli die Altgesellschafter von Weber Automotive angezeigt hat. Betroffen von dieser Anzeige sind auch Manager, die zum Zeitpunkt der Übernahme im Herbst 2016 in der Verantwortung standen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt nun in dem Fall.
Wie FINANCE exklusiv in seiner aktuellen Printausgabe berichtet, geht es dabei um den Verdacht „des gemeinschaftlichen Betrugs in einem besonders schweren Fall, den Verdacht des Kreditbetrugs sowie den Verdacht der unrichtigen Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Weber Automotive GmbH im Geschäftsjahr 2016“.
So unterstellt Ardian der Weber-Familie, vor und während des Veräußerungsprozesses vorsätzlich unrichtige Angaben zum Geschäftsjahr 2016 sowie zur Prognose für die kommenden Jahre gemacht zu haben. Zudem sollen die Gesellschafter „mutmaßlich entscheidungserhebliche Finanzkennzahlen und wenigstens den Jahresabschluss 2016 manipuliert“ haben. Bei der juristischen Aufarbeitung steht viel Geld auf dem Spiel: Keine drei Jahre nach dem teuren Erwerb von Weber Automotive durch Ardian musste der Autozulieferer aus Markdorf am Bodensee Anfang Juli Insolvenz anmelden.
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Ardian sieht sich und die Banken getäuscht
Auf die Ungereimtheiten sind Wirtschaftsprüfer von PwC im Rahmen der Erstellung eines Sanierungsgutachtens gestoßen. Nach Darstellung Ardians seien dabei „Sachverhalte aufgedeckt“ worden, die den Verdacht nahelegen, dass „im Geschäftsjahr 2016 vorsätzlich nicht werthaltige Buchungen von bis zu 21 Millionen Euro erfolgswirksam bilanziert“ worden seien.
Es geht um angebliche Forderungen, die Weber Automotive gegenüber einem Kunden gehabt haben soll. Diese Forderung sei letztlich aber von der Unternehmerfamilie selbst nachträglich beglichen worden. Die Zahlung habe Weber dann als Umsatz und sonstigen betrieblichen Ertrag gebucht. Ardian sieht darin einen „Täuschungsversuch“ und stellt einen Zusammenhang zu einem „absehbaren Covenantbruch“ her, der angeblich im vierten Quartal 2016 gedroht habe.
Der französische PE-Fonds sieht sich und die kreditgebenden Banken getäuscht, da die nun unter Manipulationsverdacht stehenden Zahlen für das Jahr 2016 nicht die tatsächliche Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft sowie die Geschäftsaussichten widergespiegelt hätten. Aufgrund der Zahlen könnte der Kaufpreis zu hoch angesetzt worden sein. „So besteht auch der Verdacht, dass sich die Altgesellschafter persönlich bereichern wollten“, meint Ardian. Das betroffene Bankenkonsortium soll aus NIBC, IKB, HSBC, ING, der Südwestbank und der Helaba bestehen.
Weber-Familie weist Vorwürfe zurück
Die Familie Weber bleibt analog zu ihrem Statement zu dem FINANCE-Magazin-Artikel bei ihrer Unschuldsbeteuerung: „Wir haben Kenntnis von dem laufenden Ermittlungsverfahren. Die Strafanzeige ist nicht nachvollziehbar. Die darin erhobenen Vorwürfe weisen wir entschieden zurück.“ Die Familie werde „diese Vorwürfe im Rahmen des Verfahrens unschwer widerlegen“. Zu diesem Zweck arbeite sie über die eigenen Rechtsanwälte „eng mit den Ermittlungsbehörden“ zusammen.