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Wie Private Equity jetzt noch in Zahnmedizin investieren kann

Das neue Terminservice- und Versorgungsgesetz macht Finanzinvestoren Investments in die Zahnmedizin zwar schwerer, aber nicht unmöglich.
AndreyPopov/iStock/Getty Images Plus

Es hätte schlimmer kommen können. Darin sind sich Private-Equity-Investoren und Anwälte einig, wenn es um das neue Terminservice- und Versorgungsgesetz von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht. Dieses gilt ab Mai dieses Jahres und soll den Vormarsch von Private Equity in der Zahnmedizinbranche bremsen.

„Wir haben den Gesetzentwurf mit Spannung erwartet“, berichtet Sven Oleownik. Für den Deutschlandchef des belgischen Private-Equity-Investors Gimv, der schon länger mit dem Einstieg in den deutschen Zahnarztmarkt liebäugelt, ist der Beschluss eine Kompromisslösung, die Private Equity an manchen Stellen weh tut, an anderen weniger.

„Die Marktanteilslimitierung trifft Private-Equity-Investoren schon.“

Bernd Egbers, Partner, Ashurst

„Die Marktanteilslimitierung von 10 Prozent in Ballungszentren trifft Private-Equity-Investoren schon“, meint Private-Equity-Anwalt Bernd Egbers von der Kanzlei Ashurst. Dem Gesetzesbeschluss zufolge dürfen medizinische Versorgungszentren (MVZ) künftig nur noch maximal 10 Prozent der zahnärztlichen Versorgungsleistung in einem bestimmten Gebiet erbringen, 20 Prozent in unterversorgten Gebieten. 

Unklarheiten für Private Equity

Um ein lohnendes Private-Equity-Geschäft aufzuziehen, sind diese Schwellenwerte wohl zu niedrig. Vor allem aus diesem Grund: Die Schwellenwerte beziehen sich auf sogenannte „Planungsbereiche“, die Egbers zufolge in dem aktuellen Entwurf noch nicht eindeutig geregelt sind. „Es wird bei den Schwellenwerten auf den Planungsbereich des jeweiligen Krankenhauses verwiesen, wobei der jeweilige Versorgungsgrad erst ab Mitte 2020 von den regionalen kassenärztlichen Vereinigungen veröffentlicht werden muss und uns derzeit noch nicht vorliegt.“ Der Anwalt sieht hierin für Finanzinvestoren einen erheblichen Unsicherheitsfaktor.

Bisher konnten Finanzinvestoren ein Krankenhaus erwerben, über das sie anschließend an einem beliebigen Ort ein zahnärztliches MVZ gründen konnten. Dieses Vorgehen dürfte weiterhin funktionieren: „Für Private-Equity-Investoren ist es grundsätzlich weiterhin möglich, über Krankenhäuser zahnärztliche MVZs zu gründen“, ist sich Egbers sicher. Auch sogenannte „Praxisnetze“ dürfen dem Gesetzesbeschluss zufolge MVZs gründen. „Was darunter zu verstehen ist, ist uns allerdings ebenfalls noch nicht klar“, meint Egbers.

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Ashurst erwartet längere Haltedauer

Immerhin geht der Gesetzesentwurf augenscheinlich nicht weit genug, um Private-Equity-Häusern Investments in der Zahnmedizin komplett zu verleiden. Allerdings wären die Investments künftig mit einer größeren Unsicherheit behaftet. Für bestehende MVZs gelte jedoch Bestandschutz: „Laufende Investments sind also sicher“, meint Egbers.

Trotzdem rechnet er damit, dass sich die Haltedauern der bereits investierten PE-Häuser verlängern werden, weil mögliche Käufer kurz- und mittelfristig mit einem Einstieg zögern dürften. Auf die Preise hingegen hätten die Einschränkungen wenig Einfluss. Egbers: „Zahnärztliche MVZs sind profitabel, relativ sicher und haben stabile Cashflows. Mit einer Preisexplosion ist in der nächsten Zeit nun aber natürlich auch nicht mehr zu rechnen.“ 

„Laufende Investments sind sicher.“

Bernd Egbers

Castik und Gimv lassen sich nicht abschrecken

Ein Investor, der seinen Einstieg noch vor der Gesetzesänderung festgezurrt hat, ist Castik. Das Private-Equity-Haus übernimmt die Zahnklinikkette Alldent, die MVZs in München, Frankfurt und Stuttgart betreibt. Als rechtliches Vehikel für den Erwerb dient die Stenum Ortho Gmbh, eine Fachklinik für Orthopädie. 

„Die wirtschaftliche Logik ist unbestritten.“ 

Sven Oleownik, Partner, Gimv

Als zweites Standbein verfügt Alldent über ein eigenes Labor, in dem Inlays, Brücken und anderes Equipment auch für andere Zahnärzte produziert wird. Für Private-Equity-Investoren ist das ein noch besser skalierbareres Geschäftsmodell als der Ausbau einer Klinikkette. 

Auch Sven Oleownik von Gimv will seine Pläne für die Zahnmedizin noch nicht ad acta legen. Die Branche und Private Equity würden gut zueinander passen, meint der Private-Equity-Manager: „Die wirtschaftliche Logik, den fragmentierten Zahnarztmarkt zu konsolidieren, ist unbestritten, und es gibt weiterhin eine Vielzahl von Ärzten, die altersbedingt eine Nachfolgelösung für ihre Praxen suchen.“

philipp.habdank[at]finance-magazin.de