Geldregen in Leverkusen: Der Dax-Konzern Bayer kassiert für seinen 60-Prozent Anteil an dem Chemiepark Currenta rund 1,17 Milliarden Euro. Das gemeinsame Joint-Venture mit Lanxess, die 40 Prozent an Currenta halten, geht für insgesamt 3,5 Milliarden Euro inklusive Schulden und Pensionsverpflichtungen an den Infrastruktur-Investor Macquarie Infrastructure and Real Assets (Mira). Mira ist Teil der australischen Bank Macquarie. Medienberichten zufolge hatten sich Maquarie und der Finanzinvestor EQT ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Currenta geliefert.
Bayer erwartet den Abschluss der Übernahme im vierten Quartal 2019. Beraten wurde Bayer von der Wirtschaftskanzlei Baker McKenzie. Der 40-prozentige Anteil des Joint-Venture Partners Lanxess wird bei dem Deal mit 780 Millionen Euro bewertet. Lanxess wird seinen Anteil noch einige Monate länger halten und dann ebenfalls an die Australier verkaufen, heißt es in der Mitteilung.
Currenta betreibt Infrastruktur, Energieversorgung und weitere Dienstleistungen in den Chemieparks in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen. 2018 erzielte das Unternehmen inklusive Tochtergesellschaften einen Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro.
Currenta-Verkauf bringt mehr ein als erwartet
Für Bayer ist der Deal besser verlaufen als im Vorfeld erwartet wurde: Der Verkaufspreis liege deutlich über der Markterwartung, kommentiert beispielsweise Analyst Richard Vosser von JP Morgan. Zuletzt schätzten Analysten den Unternehmenswert des Chemiepark-Joint-Ventures auf 2 bis 2,5 Milliarden Euro.
Der Markt reagierte auf die Verkaufsmeldung denn auch freudig: Bayers Aktie machte einen Sprung von 6 Prozent auf aktuell knapp 59 Euro, nachdem das Papier gestern zu Handelsschluss bei 55,50 Euro notiert hatte. Auch die Lanxess-Aktionäre nahmen die Nachricht positiv auf, das Papier legte um rund 5 Prozent auf über 51 Euro zu.
Bayers Verkäufe finanzieren den Monsanto-Deal
Der Currenta-Verkauf ist Teil eines größeren Desinvestitionsprogramms, welches Bayer im Herbst angekündigt hatte: Damals stellte der Dax-Konzern gleich vier Unternehmensteile ins Schaufenster, wozu neben Currenta auch noch die Fußpflege- („Dr. Scholl’s“) und Sonnenschutzprodukte („Coppertone“) sowie das gesamte Geschäft mit den Tierarzneien gehören.
Das Geld braucht Bayer unter anderem, um die hohe Nettofinanzverschuldung nach dem Monsanto-Zukauf abzubauen. Hinzu kommen die Glyphosat-Klagen, wegen derer milliardenschwere Schadensersatzzahlungen drohen.
Erst kürzlich stufte die Ratingagentur Fitch den Konzern um eine Stufe auf BBB+ herab. Fitch ist angesichts der anhaltenden Risiken aus der Klagewelle skeptisch, zudem glaubt die Ratingagentur, dass die Entschuldung länger dauern könnte.
FINANCE-Köpfe
Bayer hat drei von vier Geschäftsteilen verkauft
Erst vor Kurzem konnte Bayer den Verkauf von Dr. Scholl’s an den US-Finanzinvestor Yellow Wood Partners für rund 520 Millionen Euro verkünden. Die Leverkusener hatten Dr. Scholl’s zusammen mit der Sonnenschutzmarke Coppertone und vielen anderen Marken 2014 vom US-Konkurrenten Merck & Co gekauft – damals für etwa 11 Milliarden Euro.
Die Sonnencreme-Marke Coppertone wurde im Mai dieses Jahres an den Hamburger Konsumgüterhersteller Beiersdorf für rund 435 Millionen Euro veräußert. Mit diesen beiden Deals sicherten sich die Leverkusener insgesamt also eine knappe Milliarde – der Markt allerdings hatte mit einem Preis von mehr als 1 Milliarde gerechnet.
Milliarden für Bayer durch die Sparte Tiergesundheit?
Nach Dr. Scholl’s, Coppertone und Currenta muss Bayer nun noch für die Sparte Tiergesundheit einen Käufer finden. Medienberichten zufolge haben große Investoren wie das chinesische Firmenkonglomerat Fosun sowie Private-Equity-Häuser wie KKR, CVC Capital, Advent Blackstone, EQT und Permira Interesse an dem Geschäftsteil.
Für die Sparte Tiergesundheit sind Erlöse von bis zu 8 Milliarden Euro im Gespräch. Nach dem überraschend hochvolumigen Currenta-Exit könnte das Bayer-Management alles in allem Verkaufserlöse von mehr als 10 Milliarden Euro aus allen vier Transaktionen erzielen. Das wäre mehr als die meisten Analysten bislang modellieren.