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Fosun wird Mehrheitsaktionär bei Wolford

Der chinesische Investor Fosun soll neuer Mehrheitsaktionär des Strümpfe- und Wäscheherstellers Wolford werden.
Phoenixns/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die Käufersuche bei Wolford hat ein Ende: Der chinesische Investor Fosun will eine Mehrheitsbeteiligung von 50,87 Prozent an dem Hersteller für Strümpfe und Unterwäsche kaufen. Das gab das österreichische Unternehmen mit Sitz in Bregenz bekannt.

Fosun ist in der Textilbranche kein Unbekannter: Die Chinesen sind Großaktionär bei Tom Tailor und halten die Mehrheit an dem französischen Luxuslabel Lanvin. Fosun war außerdem an einem Einstieg bei dem italienischen Hersteller von luxuriösen Dessous La Perla interessiert, den Zuschlag bekam aber der Finanzinvestor Lars Windhorst.

Insgesamt will Fosun 2,5 Millionen Wolford-Aktien für 12,80 Euro je Aktie erwerben. Der Kaufpreis für diesen Anteil liegt damit bei rund 33 Millionen Euro. Verkäufer sind die Gründerfamilien sowie kleinere Gesellschafter.

Außerdem gibt es für das angeschlagene Unternehmen eine Kapitalspritze: Über eine Kapitalerhöhung sollen Wolford 22 Millionen Euro zufließen. Die außerordentliche Hauptversammlung, die über die Kapitalerhöhung beschließen soll, findet voraussichtlich im Mai statt. Den Aktionären gefällt der Einstieg der Chinesen: Der Aktienkurs schnellte bis zum Donnerstag Nachmittag um 10 Prozent auf 14,30 Euro nach oben.

Wolford steckt in der Krise

Wolford braucht das frische Geld dringend. Das Modeunternehmen leidet wie viele Wettbewerber unter der Schwäche im Textileinzelhandel und kämpft schon seit vielen Jahren mit zu hohen Kosten sowie schwachen Umsätzen. Anfang vergangenen Jahres musste Wolford seine Prognosen stark anpassen und die Vorlage der Jahreszahlen verschieben.

Im Juni machte sich Wolford auf die Suche nach einem neuen Investor, schon damals war klar, dass damit auch ein Eigenkapitalzuschuss einhergehen würde. Kurz darauf zog sich der damalige Vorstandschef Ashish Sensarma zurück, CEO wurde daraufhin der bisherige CFO Axel Dreher. Zur neuen Finanzchefin wurde die damalige Leiterin Finanzen Brigitte Kurz gewählt.

Noch als CFO war es Dreher damals gelungen, Wolford eine Brückenfinanzierung über 10 Millionen Euro bis Ende Juni dieses Jahres zu sichern. Wolford setzte außerdem ein Kostensenkungsprogramm auf, das vor allem einen Stellenabbau in der Verwaltung/Administration umfasste.

Halbjahreszahlen von Wolford lassen hoffen

Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2016/17, die das Unternehmen schließlich im August vorlegte, waren tiefrot: Der Umsatz sank um 5 Prozent auf rund 154 Millionen Euro, der operative Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) belief sich auf 3,4 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein operativer Gewinn von 8,4 Millionen Euro in den Büchern stand. Der Verlust nach Steuern lag bei rund 18 Millionen Euro.

Die aktuellsten Zahlen für das erste Halbjahr des laufenden Jahres lassen hingegen wieder etwas hoffen: Die Umsätze sind leicht gestiegen auf rund 70 Millionen Euro. Im Zuge der Umsatzsteigerungen und sinkender Fixkosten konnte Wolford den operativen Verlust auf rund 6 Millionen Euro leicht reduzieren.

Laut eigener Aussage greifen die Restrukturierungsmaßnahmen zusehends. Den Überberückungskredit hat Wolford nur zur Hälfte beansprucht und ihn inzwischen getilgt. Ein positives operatives Ergebnis erwarten die Österreicher ab dem Geschäftsjahr 2018/2019.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.

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