Der kolportierte Verkauf des Badarmaturenherstellers Grohe an die japanische Lixil-Gruppe bekommt kurz vor der Ziellinie doch noch eine überraschende Wendung. FINANCE-Informationen zufolge wachsen bei den Verkäufern – den PE-Investoren Grohe und Credit Suisse – und ihrem M&A-Berater Goldman Sachs die Zweifel an der Finanzierungskraft der Japaner.
Mit einem Umsatz von über 10 Milliarden Euro ist Lixil, das in den M&A-Verhandlungen vorne liegt, zwar ein echtes Schwergewicht im Weltmarkt für Innenausstattungen. Aber Lixil operiert mit niedrigen einstelligen Gewinnmargen und erwirtschaftete zuletzt nur Cashflows im niedrigen dreistelligen Millionenbereich – möglicherweise zu wenig, um einen Zukauf im Volumen von gut 3 Milliarden Euro zu stemmen.
Viega schielt auf Grohedal
Das Familienunternehmen Viega aus dem Sauerland versucht nun, sich die Schwäche der Japaner in der Schlussphase des M&A-Deals noch zunutze zu machen. Viega hat FINANCE-Informationen zufolge großes Interesse an der Grohe-Tochter Grohedal mit Sitz in Porta Westfalica, die Spülkastensysteme herstellt – ein Bereich, in den Viega seit Jahren expandieren will, was aber nur langsam voran kommt.
Viega bietet den Japanern einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag für Grohedal – ein Betrag, der Lixil die Refinanzierung des Kaufpreises deutlich erleichtern könnte. Der gebotene Kaufpreis entspricht in etwa dem zehnfachen Ebitda Grohedals und bewegt sich damit in einer ähnlichen Größenordnung wie das Gebot der Japaner für die gesamte Grohe-Gruppe.
Viega ist kein unbekannter bei dem Grohe-Deal. Bis vor kurzem war das Familienunternehmen auf dem Ticket des Grohe-Interessenten Geberit engagiert. Das Schweizer Unternehmen lag im Bieterprozess lange vorne, bis Lixil einen höheren Kaufpreis bot.
Geberit hätte Grohedal aus kartellrechtlichen Gründen abgeben müssen – Viega hatte sich bereits als Abnehmer des Assets bei Geberit positioniert. Der Sprung des Familienunternehmens in das Lager der Japaner könnte die Karten bei dem M&A-Deal nun neu verteilen – und Geberit endgültig ins Abseits stellen.