Ankeraktionär bietet für Salzgitter
Der zweitgrößte Anteilseigner von Salzgitter, GP Günter Papenburg, erwägt ein Übernahmeangebot für den Stahlkonzern. Gemeinsam mit der TSR Recycling plant Papenburg, den Salzgitter-Aktionären ein freiwilliges öffentliches Angebot zu unterbreiten, wie Salzgitter per Ad-hoc mitteilte. Eine entscheidende Bedingung ist, dass das Konsortium mindestens 45 Prozent plus eine Aktie erreicht. Der genaue Angebotspreis ist jedoch noch unbekannt, und Salzgitter hat bisher keine Details erhalten.
Pikant: Laut eines Berichts des „Handelsblatts“, wurden die niedersächsische Landesregierung und der Aufsichtsratschef von Salzgitter, Heinz Gerhard Wente, bereits Mittwoch vor einer Woche über die Kaufabsichten Papenburgs informiert, Salzgitter informierte die Öffentlichkeit jedoch erst am Montagabend per Ad-hoc-Mitteilung die Öffentlichkeit. Salzgitter habe sich erst im laufe des Tages ausreichend informiert gefühlt, um daraus eine kapitalmarktrelevante Mitteilung abzuleiten, teilte ein Konzernsprecher der Zeitung mit.
Am Kapitalmarkt kam die Neuigkeit gut an, denn für Salzgitter lief es operativ zuletzt schleppend, der Konzern musste sogar die Prognose kassieren. Eine lukrative Offerte stößt daher bei den Aktionären auf Interesse. Die Salzgitter-Aktie, die im regulären Handel bei 13,85 Euro schloss, stieg seit Verkündung um 31 Prozent auf 18,17 Euro. Damit erreicht der Börsenwert des Unternehmens rund 900 Millionen Euro. GP Günter Papenburg hält derzeit etwa 25 Prozent der Anteile und ist damit nach dem Land Niedersachsen zweitgrößter Aktionär.
Softwarefirma Nexus vor der Übernahme
Das Softwareunternehmen Nexus und TA Associates Management schließen sich zusammen. Konkret plant TA ein freiwilliges Übernahmeangebot in Höhe von 70 Euro pro Nexus-Aktie, was eine Prämie von 44,2 Prozent auf den Schlusskurs vom 4. November 2024 bedeutet. Vorstand und Aufsichtsrat von Nexus unterstützen das Angebot, da es erheblichen Mehrwert für das Unternehmen und seine Kunden verspreche, so die Gremien. TA hat bereits unwiderrufliche Andienungsvereinbarungen für 26,9 Prozent der Nexus-Aktien erhalten, unter anderem von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern sowie langjährigen Investoren.
TA werde als strategischer Partner für zusätzliche Expertise im Softwaregeschäft, größere finanzielle Flexibilität und eine stabile Eigentümerstruktur sorgen, heißt es vom E-Health-Unternehmen Nexus. Die Investorenvereinbarung umfasst definitive Absprachen zur Strategie, zu Mitarbeitern, Standorten und dem Management.
Nexus-CEO Ingo Behrendt sieht den Markt für E-Health-Lösungen im Umbruch. Einrichtungen im Gesundheitswesen stellten immer höhere Anforderungen an digitale Unterstützungen und seien außerdem stärker auf Digitalisierungslösungen angewiesen. Kirkland berät TA Associates bei öffentlichem Übernahmeangebot.
Thalia übernimmt Buecher.de von der insolventen Weltbild-Gruppe
Thalia übernimmt mit sofortiger Wirkung den Online-Buchhändler Buecher.de von der insolventen Weltbild-Gruppe. Zunächst musste das Bundeskartellamt dem Deal zustimmen, dieses äußerte im Zusammenhang mit der strategischen Akquisition jedoch keine wettbewerblichen Bedenken. Alleine durch Versandhändler wie Amazon bestehe ausreichend Konkurrenz am Online-Büchermarkt. Der Kaufpreis bleibt vertraulich und soll in die Insolvenzmasse der Weltbild-Gruppe fließen. Weltbild hatte im Juni Insolvenz angemeldet, was auch andere Unternehmen der Gruppe in finanzielle Schwierigkeiten brachte. Alle Mitarbeiter von Buecher.de am Standort Augsburg behalten ihre Arbeitsplätze.
Durch den Zukauf stärkt die Buchhandlungskette, die aktuell ein Drittel ihres Umsatzes mit Online-Verkäufen generiert, ihre Position im digitalen Buchhandel. Die Transaktion wurde von der Insolvenzverwaltung von Buecher.de rechtswirksam abgeschlossen.
Weitere M&A-Deals
Der Rückversicherer Swiss Re hat sich für den Verkauf des europäischen P&C-Geschäfts (Property & Casualty) von Iptiq an Allianz Direct entschieden. Der paneuropäische Online-Versicherer der Allianz Gruppe übernimmt den in Luxemburg ansässigen Versicherungsträger Iptiq EMEA inklusive seiner mehr als 100 Mitarbeiter und der bestehenden Vertriebsvereinbarungen in der Schweiz, Deutschland, Spanien, den Niederlanden und Italien. Der Deal ermöglicht Allianz Direct, seine Präsenz im B2B2C-Segment zu stärken. Linklaters hat Allianz Direct bei der Übernahme beraten.
Die Gesellschafter von Bioecho Life Sciences haben ihre Anteile an die US-amerikanische Admera Health verkauft. Das Kölner Biotech-Unternehmen hat sich auf die Extraktion und Analyse von Nukleinsäuren spezialisiert und soll weiterhin unter eigenem Namen agieren und sich auf seine nicht-nordamerikanischen Kunden konzentrieren. Admera Health, ein Anbieter von Next-Generation-Sequencing-Dienstleistungen, plant mit dieser Akquisition, seine Präsenz im europäischen Life-Science-Sektor auszubauen. In Nordamerika wird Admera Health die Technologie von Bioecho (Echolution-Extraktion) als Dienstleistung und Produkt anbieten. Die rechtliche Beratung von Bioecho übernahm ein Team von Görg unter der Federführung von Stephan Göthel.
Senseca, ein Anbieter von Messlösungen und Portfolio-Unternehmen von Private-Equity-Investor Genui, hat das spanische Unternehmen Geonica übernommen. Dieses ist spezialisiert auf System Engineering sowie Umweltmesstechnik und bringt Kompetenzen in der Datenerfassung und -verwaltung mit. Durch die Übernahme plant Senseca, umfassende End-to-End-Lösungen für Umweltmessungen anzubieten und seine globale Präsenz zu erweitern, so das Unternehmen. Geonica soll schrittweise in Senseca integriert werden, behält jedoch vorerst sein eigenes Branding. Proventis Partners hat Senseca bei dieser Transaktion beraten.
M&A-Berater-News
Überraschender Deal in der Berater-Szene: Lincoln International übernimmt die Tech-M&A-Boutique TCG Corporate Finance, die erst vor zwei Jahren von Harald Mährle und Monika Nickl gegründet wurde. Diese strategische Akquisition soll Lincoln helfen, seine Präsenz im Technologiesektor zu stärken, einem Bereich, in dem das Unternehmen bisher weniger aktiv war. TCG hat sich auf Sektoren wie Software, IT-Services und Digital Consumer spezialisiert, die für Lincoln von großem Interesse sind. Der Deal könnte Lincoln und TCG in die Lage versetzen, mit etablierten Tech-Beratungshäusern wie Houlihan Lokey und GP Bullhound zu konkurrieren.
Deals in Verhandlung
Der Flugtaxi-Entwickler Lilium muss auf Investorensuche gehen. Nach der kürzlich beantragten Insolvenz in Eigenverwaltung hat der selbsternannte Luftfahrtpionier KPMG mit einem strukturierten M&A-Prozess beauftragt, um neue Investitionen für den vollelektrischen Lilium Jet zu sichern. Dies geschieht in einem gerichtlichen Sanierungsverfahren, das vom Amtsgericht Weilheim genehmigt wurde. Parallel dazu arbeiten die Teams intensiv an der Zertifizierung und Inbetriebnahme des Senkrechtstarters Lilium Jet. Als Sachwalter wurde Lilium nun Ivo-Meinert Willrodt von Pluta zur Seite gestellt. Darüber hinaus begleiten die Insolvenzexperten Gerrit Hölzle und Thorsten Bieg als Chief Insolvency Officer die Sanierung. Lilium hatte zuvor vergeblich versucht, eine Staatsbürgschaft in Höhe von 100 Millionen Euro zu erhalten.
M&A-Gerüchteküche
Nach langen, zähen Verhandlungen hatte sich Lufthansa endlich den Einstieg bei der italienischen Staatsairline ITA Airways klargemacht, doch nun gerät der Deal offenbar erneut ins Stocken. Kurz vor der Einreichung der von der EU-Kommission geforderten Auflagen in Brüssel sei ein Streit über den Kaufpreis entbrannt, berichtet das „Handelsblatt“. Die italienische Regierung soll den Deal vorerst gestoppt haben, da die Lufthansa weniger als die ursprünglich vereinbarten 603 Millionen Euro für den 41-prozentigen Anteil zahlen möchte. Angeblich argumentiert die Kranich-Airline, dass die Bewertung von ITA seit der ersten Vereinbarung gesunken sei. Ob der Deal tatsächlich scheitert, bleibt unklar. Ein Abbruch der Verhandlungen, die sich über zweieinhalb Jahre erstreckt haben, wäre ein drastischer Schritt.
Info
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Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.
