Saudi-Arabien investiert in Thyssen-Tochter TK Elevator
Saudi-Arabien bewegt mit einem milliardenschweren Deal den deutschen M&A-Markt. Der Technologiekonzern Alat, der dem Staatsfonds Public Investment Fund gehört, erwirbt über eine Kapitalerhöhung 15 Prozent an der Thyssenkrupp-Tochter TK Elevator. Damit wird Alat zum viertgrößten von sieben Ankeraktionären des Aufzugherstellers. Erst 2020 wurde TK Elevator für 17,2 Milliarden Euro an die Finanzinvestoren Advent und Cinven sowie die RAG Stiftung verkauft.
Experten schätzen den Wert des 15-Prozent-Anteils auf rund 3 Milliarden Euro. Parallel zur Kapitalerhöhung gründet TK Elevator ein Joint Venture mit Alat zur Fertigung von Aufzügen und Fahrtreppen in Saudi-Arabien. Das Gemeinschaftsunternehmen hat einen Wert von 160 Millionen Euro. Diese strategische Partnerschaft soll TK Elevator helfen, seine Marktpräsenz im Nahen Osten zu stärken. Der Buchwert des verbliebenen 19-Prozent-Anteils von Thyssenkrupp an TK Elevator wird mit 1 Milliarde Euro beziffert.
Neuer Eigentümer für Baywa Re kommt aus den eigenen Reihen
Der angeschlagene Baywa-Konzern ergreift weitere Schritte, um sich aus der finanziellen Schieflage zu retten. Dass M&A ein wesentlicher Teil der Restrukturierung werden würde, war bereits klar. Nun geht Baywa den bereits vermuteten Schritt: Der Konzern gibt die Mehrheit von 51 Prozent an der Projekttochter für erneuerbare Energien an deren Miteigentümerin Energy Infrastructure Partners (EIP) ab. Bisher war EIP Minderheitseigner. Das Schweizer Beteiligungshaus soll über eine Kapitalerhöhung die Kontrolle über Baywa Re erlangen und künftig 65 Prozent der Anteile halten.
Die restlichen 35 Prozent verbleiben bei Baywa. EIP plant, die Kapitalbasis von Baywa Re mit zusätzlichen 150 Millionen Euro zu stärken, um die Sanierung und den Transformationsprozess des Unternehmens abzusichern. Das Transformationsprogramm „r.e.power“ wurde bis Ende 2028 verlängert, begleitet von der Restrukturierungsberatung Ziems und Partner.
FMC verkauft US-Laborbereiche an Quest Diagnostics
Im Rahmen ihrer Bilanzpressekonferenz hat die Fresenius-Tochter Fresenius Medical Care den Verkauf ausgewählter Laborbereiche seiner Tochtergesellschaft Spectra Laboratories an Quest Diagnostics angekündigt. Quest wird im Rahmen dieser Vereinbarung umfassende Labordienstleistungen für Dialysezentren in den USA bereitstellen.
Spectra Laboratories ist ein Anbieter von nierenspezifischen Labortests in den USA und eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von FMC. Diese Transaktion ermögliche es FMC, sich stärker auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren und gleichzeitig die betriebliche Effizienz zu steigern, wie die Bad Homburger betonten. Quest erweitert durch den Erwerb sein Portfolio um dialysebezogene Labor- und Wassertests.
Die Vereinbarung sieht vor, dass Quest umfassende Tests für Patienten mit Nierenerkrankungen im Endstadium sowie spezielle Wassertests für Dialysezentren anbietet. Diese strategische Partnerschaft soll die Gesamtkapitalrendite verbessern, indem Tests in mehreren Laboren während weniger ausgelasteter Tageszeiten durchgeführt werden.
Weitere M&A-Deals
The Platform Group hat Herbertz aus Solingen erworben. Der Vertrag über den Erwerb von 100 Prozent der Gesellschaftsanteile hat The Platform Group mit dem Verkäufer, die Swiss Commerce Group, geschlossen. Die Transaktion erfolgt über einen Asset Deal, bei dem alle Vermögenswerte übertragen werden. Das Closing ist für Anfang März 2025 geplant. Herbertz, gegründet 1868, vertreibt Outdoor-Produkte online und betreibt einen Logistikstandort in Gladbeck. Ziel der Übernahme ist der Aufbau einer Plattform für Outdoor-Produkte.
Die britische Discover IE Group hat den deutschen Mess- und Prüftechnikspezialisten Burster Präzisionsmesstechnik übernommen. Burster wird Teil des Sensing Clusters von Discover IE, wird jedoch von dem bestehenden Management weitergeführt und behält seine Markenidentität. Das 1961 gegründete Unternehmen liefert Sensoren und Kalibrierlösungen an Kunden in über 60 Ländern. Discover IE, mit Sitz im Großraum London, erzielte 2024 mit über 4.500 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 440 Millionen britischen Pfund. McDermott Will & Emery beriet Discover IE bei diesem Deal.
Econocom Deutschland hat eine 80-prozentige Beteiligung an Bb-net Media übernommen, einem Unternehmen im Bereich IT-Refurbishment mit Sitz in Schweinfurt. Die Anteile wurden von den bisherigen Gesellschaftern Michael Bleicher und Marco Kuhn verkauft, die über Bleichers Beteiligungsgesellschaft Synapsion gehalten wurden. Die Übernahme stärkt Econocoms Position im Bereich der Circular Economy in Deutschland. Bb-net Media bleibt eigenständig und wird weiterhin von Marco Kuhn geleitet. Der Verkäufer Synapsion wurde von SKW Schwarz beraten.
M&A-Berater-News
Hubert Barth, ehemaliger Deutschlandchef von EY, hat zusammen mit Daniel Funk die M&A-Boutique CVT Partner gegründet. CVT Partner mit Standorten in Frankfurt und München bietet Dienstleistungen in den Bereichen M&A, Corporate Finance und Transaction Advisory an. Zu den Kunden zählen Private-Equity-Investoren, Family Offices, mittelständische Unternehmen sowie Venture-Capital-Investoren und Start-ups.
Latham & Watkins erweitert seine Partnerschaft in Deutschland mit der Ernennung von Lucas Schweitzer und Daniel Splittgerber, die ab dem 1. März 2025 als Partner tätig sein werden. Schweitzer ist Teil der Mergers-&-Acquisitions- und Private-Equity-Praxisgruppe und berät bei nationalen und internationalen Deals. Splittgerber gehört der Praxisgruppe Restrukturierung und Special Situations an und ist auf komplexe finanzielle Restrukturierungen spezialisiert.
Lincoln International setzt auf den Ausbau seines Tech-M&A-Teams mit Karl-Michael Popp, der die Software-Praxis der Investmentbank als Senior Advisor stärken soll. Popp war zuvor bei SAP tätig und bringt jahrelange Deal-Erfahrung im Software-Bereich mit. Im Bereich IT-Services arbeitet Lincoln künftig mit Frank Riemensperger und Daniel Schwartmann zusammen.
Deals in Verhandlung
In der Porsche-Welt überschlagen sich die Ereignisse. Seit dem Aus für Lutz Meschke als CFO des Sportwarenbauers kursieren wilde Spekulationen über mögliche Gründe und vor allem Meschkes Zukunft im VW-Universum.
Nun liefert der Konzern Klarheit darüber, wie es mit seinem zweiten Mandat als Vorstand für Beteiligungsmanagement bei der Porsche Automobil Holding (kurz: Porsche SE) weitergeht. Diese will ihr Beteiligungsmanagement ausbauen und in neue Beteiligungen investieren. Dazu will die über den Automarken Porsche und Volkswagen stehende Holding jährlich niedrige dreistellige Millionenbeträge für den Ausbau des Portfolios locker machen. Ziel sei es, das Unternehmen als globale Investitionsplattform zu diversifizieren.
Lutz Meschke soll dabei als Vorstand für Beteiligungsmanagement die M&A-Strategie weiterhin vorantreiben und kontinuierlich neue Investitionsmöglichkeiten prüfen und begleiten. Zu den bisherigen Beteiligungen von Porsche SE zählen unter anderem Flix, Waabi und Quantum Systems.
Info
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Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.
