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Ottobock bald wieder in Familienhand?

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Mit Prothesen holt Johannes Floors öfter mal Gold, und Prothesenhersteller Ottobock holt seine Anteile zurück. Bild: Gettyimages for Ottobock
Mit Prothesen holt Johannes Floors öfter mal Gold, und Prothesenhersteller Ottobock holt seine Anteile zurück. Bild: Gettyimages for Ottobock

Die Familienholding Näder will wieder alleinige Eigentümerin des Prothesenherstellers Ottobock werden und alle ausstehenden Unternehmensanteile zurückkaufen. 80 Prozent sind bereits im Besitz der Holding, 20 Prozent hält seit 2017 der schwedische Private-Equity-Investor EQT. Familie Näder befinde sich derzeit in Gesprächen mit EQT über einen möglichen Rückkauf der 20-Prozent-Beteiligung des Private-Equity-Hauses, erklärte Ottobock auf Nachfrage gegenüber FINANCE. EQT lehnte eine Stellungnahme ab.

Das Closing des Rückkaufs sei bis Januar 2024 geplant, hat das „Handelsblatt” von der Familie erfahren. Dem Bericht zufolge organisiert die Familie derzeit die Finanzierung des Rückkaufs mithilfe von Goldman Sachs und Deutsche Bank.

Diese Entscheidung kommt überraschend. Zwar steht schon länger im Raum, dass EQT bei Ottobock aussteigen will, doch im Juni hieß es noch, dass sich auch Ottobock-Mehrheitseigner Näder von 10 Prozent der Anteile trennen will.

Für diese 30 Prozent der Anteile sollte eigentlich ein neuer Käufer gefunden werden. Laut Informationen der FAZ sollte JP Morgan mögliche Kaufinteressenten ansprechen. Anstelle eines Verkaufs weiterer Unternehmensanteile steht nun also der komplette Rückkauf an.

Der Umsatz ist stark gewachsen

Die Näder Holding gehört zu 100 Prozent der Inhaberfamilie Näder und damit den direkten Nachfahren des Firmengründers Otto Bock. „Wir gehen derzeit davon aus, dass 2023 das erfolgreichste Geschäftsjahr in der Geschichte von Ottobock werden könnte”, sagte Hans Georg Näder, Eigentümer und Vorsitzender des Verwaltungsrats, zur Vorstellung der Halbjahreszahlen im August.

Ottobock war rund 100 Jahre lang in Familienhand, mit EQT kam 2017 der erste familienfremde Anteilseigner in das Traditionsunternehmen. Damals hatte sich EQT in einem Bieterverfahren der Bank JP Morgan durchgesetzt. Ottobock erwirtschaftete 2016 einen Umsatz von 884,5 Millionen Euro und wurde mit 3,15 Milliarden Euro bewertet, 2023 wollen die Duderstädter auf einen Umsatz von mehr als 1,5 Milliarden Euro kommen. Der Preis beim Rückkauf dürfte entsprechend höher ausfallen.

Unerfüllte Hoffnung auf IPO

Beim Einstieg von EQT hatten beide Seiten mit einem weiteren Wachstum des Prothesenherstellers gerechnet. Diese Hoffnung hat sich erfüllt, nicht aber eine andere. Die Erfahrung des Investors mit Börsengängen, etwa bei Symrise und Tognum (ehemals MTU Friedrichshafen), schien für die Schweden zu sprechen. Entsprechend erklärte Näder im Jahre 2017: „EQT unterstützt uns dabei, in jeder Hinsicht börsenreif zu werden. ” Sechs Jahre später scheint dieser Plan vom Tisch, den lang ersehnten IPO wird es vorerst nicht geben.

Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.