Christoph Schmitz wird neuer CFO bei Gategroup
CFO Christoph Schmitz verlässt den Aromenhersteller Wild Flavors nach dem Verkauf an ADM zum Jahresende und heuert bei der Gategroup an, wo er den kürzlich zurückgetretenen Thomas Bucher beerbt.
Der damals stark expansive Konzern muss die Zukäufe von Uniboard in Montreal und Pergo in North Carolina integrieren und die US-Immobilienkrise bewältigen. 2009 verlegt Pergo den Konzernsitz in das Schweizer Städtchen Zug, wo Schmitz sesshaft wird, während sich die Lage für Pfleiderer immer mehr zuspitzt. Ende 2010 holen der Unternehmer Hans-Peter Wild und der PE-Investor KKR Schmitz als Global CFO zum Aromenhersteller Wild Flavors, wo er die Konzernholding einschließlich der Finanzfunktion neu aufbauen kann und die Buy & Build-Strategie umsetzt.
Im Januar 2015 wird er CFO des Schweizer Airline-Dienstleisters Gategroup.
|
|
Unternehmen : |
|
|
|
|
|
|
|
Unternehmen : |
|
|
|
|
|
Indien, Sydney, Nordamerika, Zug: Christoph Schmitz hat in seiner 20 Jahre dauernden Karriere schon an allen Ecken der Welt gearbeitet. Oft ging es dabei ziemlich turbulent zu: Ob bei Walter Bau, Pfleiderer oder nun bei Wild Flavors.
Länger als bei Mannesmann, wo er inklusive Berufsausbildung und berufsbegleitendem Studium 13 Jahre lang war, hält es ihn nie. Gern wäre der Kölner noch länger geblieben. Doch als Christoph Schmitz 1999 nach der Entsendung zur Essener Metallgesellschaft Lurgi Lentjes Bischoff („eine hervorragende Controllingschule“) auf seine erwartete Beförderung im Konzern hofft, wird Mannesmann gerade von Vodafone geschluckt und in seine Einzelteile zerlegt. „Mein Netzwerk fiel auseinander“, erinnert sich Schmitz.
Es folgt ein lukratives Angebot, das aber wie so oft mit hohem Risiko verbunden ist. Einen fünfjährigen Vorstandsvertrag bietet ihm Professor Ignaz Walter für ein Sanierungsprojekt in Australien: Die Walter Construction Group in Sydney, Australientochter der Walter Bau, soll saniert werden. Bei einem Umsatz von einer knappen Milliarde australischen Dollar belaufen sich die jährlichen Verluste auf 50 Millionen Dollar. Die Vorgabe für Neu-CFO Schmitz: die Verlustserie beenden. „We stopped the bleeding“, resümiert Schmitz das Projekt. Als die Verluste begrenzt sind, steckt dann aber der Mutterkonzern nach dem Ende des Wiedervereinigungsbooms in Deutschland tief in der Krise: Covenants werden gerissen, die Refinanzierung wackelt.
Zur Reduzierung der Verschuldung sollen Assets verkauft werden, auch die australische Tochter wird zum Verkauf gestellt. Schmitz und der damalige CEO bringen einen MBO ins Spiel, sie wollen zusammen mit anderen Mitarbeitern die Walter Construction Group übernehmen. Doch die Offerte missfiel dem eigensinnigen Unternehmenschef Walter der sich daraufhin sowohl von Schmitz als auch von dem CEO trennt – „in beiderseitigem Einvernehmen“, wie sich versteht.
In der Bewerbungsphase für einen neuen Job versucht Schmitz sich „down under“ in der Selbstständigkeit, an einem Retail-Coffee-Shop-Konzept, einer Art besserem Starbucks. Die darauffolgenden Jahre haben den damals 37-Jährigen dann „gut geerdet“, wie er findet. Er hat selbst angepackt, wie es sich für ein Start-up gehört. Ein durchschlagender finanzieller Erfolg wird das Retailgeschäft mit zwischenzeitlich sechs Filialen aber nicht.
Dann kommt wieder das Netzwerk ins Spiel: Jürgen Koch ruft, den er noch aus seiner Zeit bei der Metallgesellschaft kennt. Koch bietet ihm Integrationsaufgaben beim damals ebenfalls stark gewachsenen Pfleiderer-Konzern in Nordamerika an. Dort sind Tochterunternehmen in Montreal und Raleigh, North Carolina zu integrieren. Dass er sich den nächsten Sanierungsfall angelacht hat, ahnt Schmitz da noch nicht.
Es folgt zwischen Australien und Kanada nicht nur ein Temperaturunterschied von 60 Grad Celsius, sondern auch ein harter physischer Test. „Ich hatte bis zu 270 Reisetage pro Jahr“, erinnert sich Schmitz. Pfleiderer gerät in die amerikanische Immobilienkrise, das Zahlenwerk in Schieflage. CFO Koch hat Pfleiderer verlassen. Schmitz‘ Hoffnungen, zum Konzern-CFO aufzusteigen, zerschlagen sich, als Derrick Noe geholt wird. Und der treibt Pfleiderer weiter in Richtung Expansion. „Strategisch richtig, aber mit denkbar ungünstigem Timing und zu überhöhten Preisen“, findet Schmitz rückblickend.
2010 macht er den Absprung zu Wild Flavors. Er ist der erste Vorstand, den die beiden Gesellschafter KKR und Hans-Peter Wild gemeinsam berufen. Über insgesamt 14 Runden zieht sich der Auswahl- und Verhandlungsmarathon, erinnert sich Schmitz.
Es folgt Aufbauarbeit, die Konzernfinanzierung muss über einen syndizierten Kredit und ein Schuldscheindarlehen neu aufgesetzt werden Die M&A-Agenda ist stramm: A.M. Todd, Cargill Juice & Blends und Amazon Flavors – auf drei Kontinenten werden Zukäufe realisiert, die Wild Flavors in eine andere Größenordnung katapultieren. Inzwischen steht Wild Flavors laut Branchendienst Leffingwells mit rund 850 Millionen Euro Umsatz auf Rang 6 der weltweit größten Aromenhändler. Nach der erfolgreichen Entwicklung der letzten Jahre könnte demnächst der Exit des PE-Investors KKR erfolgen. Geht dieser über die Börse, kann Schmitz bleiben, kommt ein strategischer Käufer zum Zug, wohl eher nicht.