Wenn sich Unternehmen jetzt an die Erstellung ihrer Jahresabschlüsse machen, sollten sie einige Themen ganz besonders im Fokus haben, denn die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) hat ihre Prüfungsschwerpunkte für 2018 veröffentlicht.
Die DPR – auch Bilanzpolizei genannt – sucht sich jedes Jahr einige kapitalmarktorientierte Unternehmen heraus und prüft, ob ihre Rechnungslegung korrekt ist. Dabei legt sie im Vorfeld immer bestimmte Schwerpunktthemen fest, die sie besonders stark unter die Lupe nehmen wird. Wie auch in den vergangenen Jahren hat die DPR für 2018 drei, die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde Esma zwei Themenfelder festgelegt.
DPR schaut bei IFRS 15, IFRS 16 und IFRS 9 genau hin
Der erste Schwerpunkt betrifft ein Thema, mit dem sich aktuell ein Großteil der kapitalmarktorientierten Unternehmen beschäftigt: Die DPR will prüfen, inwieweit die Unternehmen in ihren Anhangangaben zu den erwarteten Auswirkungen neuer IFRS-Bilanzierungsstandards Stellung nehmen. So müssen sie beispielsweise erklären, wie sich die neuen Standards auf die Unternehmenskennzahlen auswirken werden. Die kritischen IFRS-Standards sind IFRS 15 (Umsatzbilanzierung), IFRS 16 (Leasingbilanzierung) und IFRS 9 (Bilanzierung von Finanzinstrumenten).
Das ist vor allem deshalb beachtlich, weil die DPR dieses Thema schon 2017 auf der Agenda hatte. Allerdings ist sie unzufrieden, wie die Unternehmen damit bislang umgehen. So hat ein Großteil der Unternehmen beispielsweise noch fast gar keine konkreten Angaben zu den Auswirkungen von IFRS 15 gemacht. Die meisten präsentieren noch Allgemeinplätze ohne Aussagewert.
Spätestens in den Geschäftsberichten für 2017 erwartet die DPR nun aber quantitative Angaben, betont Bettina Thormann, Vizepräsidentin der DPR. Wer diese dann immer noch nicht macht, wird nicht nur Ärger mit der DPR bekommen. Auch bei den Stakeholdern dürfte für Unmut sorgen, wenn das Management ihres Unternehmens kurz vor der Anwendung der neuen Standards immer noch nicht weiß, mit welchen Auswirkungen genau zu rechnen ist.
Kapitalflussrechnung und M&A-Deals im Fokus
Als zweites schaut die DPR, wie Unternehmen Zusammenschlüsse in der Rechnungslegung abgebildet haben. Auch das ist ein Thema, das sich oft auf der Agenda der DPR findet, weil es hierbei immer wieder zu Bilanzierungsfehlern kommt. Unter anderem geht es darum, in welcher Höhe der Goodwill bilanziert wird oder nach welchen Kriterien der Fair Value des gekauften Unternehmens ermittelt wurde.
Der dritte Prüfungsschwerpunkt betrifft die Kapitalflussrechnung. Hier schaut die DPR vor allem darauf, wie zahlungswirksame und nicht zahlungswirksame Veränderungen dargestellt werden und wie Zahlungsmittel beziehungsweise ihre Äquivalente ausgewiesen werden.
DPR fragt: Wurden Rückstellungen korrekt bilanziert?
Daneben legt die Bilanzpolizei ihren Fokus auch auf die Bilanzierung von Rückstellungen. Unter anderem geht es um folgende Fragen: Wie haben die Unternehme die Höhe der Rückstellungen bestimmt? Ist klar erkennbar, wofür genau Rückstellungen gebildet wurden? Und war die Inanspruchnahme der Schutzklausel wirklich gerechtfertigt? Dabei geht es darum, dass einige Unternehmen bei laufenden Rechtsstreitigkeiten nicht die Höhe der Rückstellungen angeben wollen, um den Prozessgegnern keine Hinweise für den laufenden Rechtsstreit zu geben. Dies ist erlaubt, aber nur in Ausnahmefällen.
Der fünfte Prüfungsschwerpunkt betrifft den Konzernlagebericht und die Konzernerklärungen. Insbesondere will die DPR darauf schauen, wie die Unternehmen adjustrierte Kennzahlen berichten. Wichtig ist unter anderem, dass Unternehmen diese ausreichend erklären, sie im Zeitverlauf konsistent darstellen und eine klare Überleitungsrechnung zu den IFRS-Kennzahlen angeben.
Daneben sieht sich die DPR auch an, wie Unternehmen die möglichen Auswirkungen des Brexits auf ihre Vermögens-, Finanz- und Ertragslage darstellen. Kritische Punkte könnten hier zum Beispiel Wechselkurseffekte, steuerliche Konsequenzen oder Zölle sein.
Info
Es herrscht viel Bewegung bei den internationalen Bilanzierungsregeln IFRS, das macht es schwer, Fehler in der Bilanzierung zu vermeiden. Welche Neuerungen gibt es, welche Unternehmen sind besonders betroffen und wie gehen CFOs die Umstellungen am besten an? Bleiben Sie auf dem Laufenden mit der FINANCE-Themenseite zu IFRS.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.