Schwere Zeiten für die Prüferaufsicht APAK: In rund einem halben Jahr soll in Deutschland die Prüferreform der EU umgesetzt werden, bei der die Aufsicht, die jedes Jahr die Arbeit der Wirtschaftsprüfer unter die Lupe nimmt, eigentlich gestärkt werden sollte. Doch jetzt scheint sich das Blatt gewendet zu haben: Wenn die derzeit diskutierten Pläne tatsächlich umgesetzt werden, könnte eine Schwächung der Aufsicht die Folge sein. „Das wäre unverantwortlich und gefährlich“, betonte APAK-Chef Wolfang Spindler gestern Abend wiederholt vor Journalisten.
Dabei sah alles am Anfang noch ganz anders aus. Im April 2014 beschloss die EU eine Reform der Wirtschaftsprüfung mit dem Ziel, die Qualität der Prüfung zu verbessern. Eine stärkere Trennung von Prüfung und Beratung sowie eine verpflichtende Rotation der Mandate innerhalb der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sollte verkrustete Strukturen aufbrechen und zu einer besseren Prüfungsqualität führen. Insbesondere sollte die die unabhängige Prüferaufsicht – in Deutschland ist das die APAK – gestärkt werden. Die Prüferaufsicht soll künftig dafür zuständig sein, den Prüfern von kapitalmarktorientierten Unternehmensabschlüssen ganz genau auf die Finger zu schauen – bisher griff hier noch die Selbstverwaltung des Berufsstandes.
APAK-Chef Wolfgang Spindler läuft Sturm
Die APAK hatte sich viel davon erhofft: Seit Jahren versucht sie schon, ihre Position zu stärken und der Wunsch, endlich ein neues Rechtskleid zu bekommen, schien in greifbarer Nähe. Doch der Gesetzgeber zieht eine andere Lösung vor: Die APAK, die derzeit in Berlin sitzt, soll nicht in eine Behörde umgewandelt werden, sondern in das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) mit Sitz in Eschborn bei Frankfurt integriert werden.
Seitdem läuft APAK-Chef Wolfang Spindler Sturm: „Der Vorschlag ist mit Geist und Zielrichtung der EU-Reform nicht vereinbar“, sagte er. Eine Eingliederung in eine fachfremde Behörde sei unvertretbar und wird das Ansehen der Prüferaufsicht „massiv schwächen“. Und nicht nur das: „Dieses Vorgehen gefährdet die Funktionsfähigkeit der Prüferaufsicht“, so Spindler. Im schlimmsten Fall könnten Bilanzskandale wieder zunehmen.
Aus Spindlers Sicht besonders problematisch: Durch die Integration in die Bafa wird voraussichtlich nicht das komplette heute in der Aufsicht tätige Personal übernommen werden können. „Die besonders anspruchsvolle Arbeit der Abschlussprüfer erfordert auch bei deren Aufsicht hoch qualifiziertes Personal mit einschlägiger Erfahrung“, findet Spindler. Nur die vollständige Übernahme stelle eine gute Prüfungsqualität sicher.
APAK droht Mitgliederverlust
Neue Mitarbeiter der Behörde sollen künftig nach den Tarifen des öffentlichen Dienstes bezahlt werden – diese wären aber deutlich niedriger als die derzeitige Aufwandsentschädigung. „Wenn wir keine marktgerechten Gehälter haben, werden wir keine guten Mitglieder gewinnen können“, ist Spindler überzeugt. Kritiker dürfte diese Entwicklung allerdings freuen: Die Vergütungspraxis der APAK war vielen ein Dorn im Auge.
Wie die Prüferaufsicht künftig gestaltet sein wird und was das konkret für Wirtschaftsprüfer bedeuten wird, bleibt weiterhin offen. Auch wenn die Eingliederung in die Bafa derzeit als präferierte Lösung gilt, so ist die endgültige Entscheidung noch nicht gefallen. Bis dahin hat Spindler noch Hoffnung, dass sich das Blatt wieder zum Guten für die APAK wendet. „Wir sind in etlichen Gesprächen und geben nicht auf“, betont er.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.