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Banken bluten für Italien-Crash

Deutsche Bankentitel leiden unter der politischen Krise in Italien.
peshkov/iStock/Thinkstock/GettyImages

Die politische Krise in Italien greift auf die europäischen Finanzmärkte über. Vor allem die Kurse kurzlaufender italienischer Staatstitel sind kollabiert, die Rendite der zweijährigen Papiere sprang heute um fast 200 Basispunkte auf 2,8 Prozent in die Höhe. „Wir sehen unglaubliche Preisbewegungen“, kommentiert der Bondexperte Neil Wilson von der Handelsplattform Markets die aktuellen Geschehnisse.

Die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihe steigt auf über 3 Prozent, während deutsche Staatsanleihen profitieren. Der Spread zwischen den Renditen beider Länder explodiert quer durch das Laufzeitenspektrum auf 300 bis nahezu 400 Basispunkte. Einige Investoren sprechen von Anzeichen einer Panik. 

Deutsche-Bank-Aktie mit neuem Allzeit-Tief

Die Unruhe hat auch auf die Kurse von Deutscher Bank und Commerzbank übergegriffen. Beide Papiere geben jeweils um rund 4 Prozent nach. Für die Deutsche Bank hat dies eine symbolträchtige Konsequenz: Die Aktie reißt zum zweiten Mal überhaupt die 10-Euro-Kurshürde und markierte am Vormittag mit 9,70 Euro ein neues Allzeit-Tief. 

Die Commerzbank-Aktie fällt auf rund 9 Euro, wodurch sich der Kursverlust auf Sicht der vergangenen drei Monate auf 26 Prozent erhöht – sogar noch ein wenig mehr als bei der Deutschen Bank.

Die Banktitel sind europaweit die größten Tagesverlierer an den Aktienmärkten. Der Stoxx-600-Subidnex für Banken verliert 2,7 Prozent, was größtenteils den italienischen Bankwerten geschuldet ist. Der italienische FTSE-Bankenindex gibt um 4,4 Prozent nach.

Franzosen zittern vor Italien-Krise

Sollte die politische Krise in Italien weiterhin so stark auf den Kursen der Staats- und Banktitel lasten, drohen dem französischen, spanischen und deutschen Bankensektor hohe Wertberichtigungen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ unter Berufung auf Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) berichtet, sind die deutschen Banken mit 38,9 Milliarden Dollar der drittwichtigste Kreditgeber für den italienischen Staat. Insgesamt haben sie in Italien 91 Milliarden Dollar im Feuer.

Noch größere Italien-Risiken stecken in den Büchern französischer Banken (311 Milliarden Dollar). Spanische Banken sind mit 66 Milliarden Dollar am Apennin engagiert.

Banken haben milliardenschwere Italien-Risiken

Das Risiko für die Banken besteht zum einen aus den ausgereichten Krediten an Firmen- und Privatkunden, wo im Falle einer Wirtschaftskrise Ausfalle drohen könnten. Zum anderen haben die Geldhäuser auch im großen Stil italienische Staatsanleihen gekauft. 

Laut FAZ hatte die Commerzbank Ende März italienische Staatsanleihen im Volumen von 9,4 Milliarden Euro in ihren Büchern. Die genossenschaftliche DZ Bank kommt auf 6, die Deutsche Bank auf 2,9 Milliarden Euro. Die Landesbank Baden-Württemberg hat in Italien Kredite im Wert von 1,7 Milliarden Euro vergeben, die BayernLB sogar noch rund 200 Millionen Euro mehr.

Ein Indiz für das deutlich gestiegene Risiko bei den Italien-Krediten: Die Prämie für eine Kreditausfallversicherung für eine fünfjährige italienische Staatsanleihe ist auf 277 Basispunkte angeschwollen – für Deutschland liegt dieser Wert bei 13 Basispunkten.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de