Newsletter

Abonnements

Sulzer: Banken frieren US-Konten teilweise ein

Das US-Geschäft des Pumpenhersteller Sulzer leidet: Der Großaktionär des Unternehmens steht auf einer US-Sanktionsliste.
Sulzer

(Ein Update vom 12. April 2018 finden Sie in der Infobox am Ende des Textes) Nachdem vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass der Sulzer-Großaktionär Viktor Vekselberg auf der US-Sanktionsliste gelandet ist, gerät der Schweizer Industriekonzern zunehmend unter Druck in den USA. So haben Banken jetzt als Reaktion auf die Sanktionsliste die US-Konten des Konzerns mit starken Beschränkungen belegt. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte entsprechende Berichte gegenüber FINANCE. Sulzer selbst stehe aber auf keiner US-Sanktionsliste, betonte er.

Sulzer könne zwar nach wie vor seine Lieferanten und die Gehälter der 2.400 Mitarbeiter in den USA bezahlen. Und auch Aufträge dürften noch abgewickelt werden, jedoch nur, wenn sie vor vergangenem Freitag eingegangen waren, so der Sprecher weiter. An jenem Tag hatte die USA die Liste der Personen bekanntgegeben, die sie als Reaktion auf den Russland vorgeworfenen Angriff auf den ehemaligen Agenten Skripal mit Sanktionen belegte.

Darüber hinaus könne Sulzer aber keine Dollar-Zahlungen mehr ausführen, sagte der Sprecher. Für die Schweizer ist die Einschränkungen bitter, das Unternehmen setzt rund ein Viertel seines Umsatzes mit dem US-Geschäft um.
 
Und das ist nicht die einzige Reaktion der Banken auf die verhängten Sanktionen gegen den Großinvestor: UBS und Credit Suisse haben offenbar den Handel mit Sulzer-Aktien eingestellt, berichtet die Nachrichtenagentur AWP unter Berufung auf Händler.

Sulzer-Aktienkurs von Donnerstag (5.4.2018) bis Mittwoch (11.4.2018)

Sulzer wartet auf Umsetzung des Anteilsrückkaufs

Die Aktie des Unternehmen gerät zunehmend unter Druck: Nachdem sie bereits nach der Veröffentlichung der Sanktionsliste mehr als 15 Prozent verloren hatte, ist sie nach den heutigen Berichten nochmal um rund 7 Prozent auf 99 Franken (rund 84 Euro) gefallen.

Dabei hatte der Industriekonzern bereits kurz nachdem bekannt wurde, dass Großaktionär Vekselberg auf der Sanktionsliste steht, Schutzmaßnahmen getroffen. Am Montag hatte Sulzer einen Anteilsrückkauf mit Renova, hinter der Vekselberg steht, vereinbart, um den Anteil des Großaktionärs von rund 63 auf knapp 49 Prozent zu senken. Von Sanktionen sind laut den Regeln der US-Behörde Ofac (Office of Foreign Assets Control) nur Beteiligungen betroffen, an denen sanktionierte Personen mehr als 50 Prozent der Anteile halten. Mit der Umsetzung des Verkaufs rechne man im Laufe dieser Woche, teilte der Sulzer-Sprecher mit.

Damit Sulzer mit diesem Deal, der sich auf rund 500 Millionen Euro belaufen könnte, nicht selbst gegen die Sanktionsauflagen der USA verstößt, hat das Unternehmen eine spezielle Struktur für die Transaktion gewählt: Geld fließt erst, „wenn Sulzer die rechtliche Bestätigung erhalten hat, dass Sulzer wegen dieser Zahlungen nicht dem Risiko primärer oder sekundärer Sanktionen ausgesetzt ist“, teilte das Unternehmen mit.

Hoffen auf Entscheidung der Ofac in dieser Woche

Mit der Umsetzung dieses Deals allein ist es für Sulzer allerdings nicht getan. Selbst wenn der Anteilsrückkauf erfolgt ist, muss die zuständige US-Behörde noch grünes Licht geben, dass Sulzer auch tatsächlich als unabhängig angesehen wird. Sulzer hofft, dass diese Entscheidung ebenfalls im Laufe der Woche getroffen wird.

Dass damit dann alle negativen Konsequenzen für den Schweizer Konzern ausgeräumt wären, ist allerdings nicht ausgemacht. Der Sulzer-Sprecher räumt ein, dass der Konzern die Auswirkungen durchaus noch über diese Woche hinaus spüren könnte. Schließlich müssten alle Geschäftspartner selbst entscheiden, wann sie wieder zur Normalität übergingen.

Wie sich die Situation bei Sulzer weiter entwickelt, dürfte vor allem den Technologiekonzern Oerlikon sowie den Stahlproduzenten Schmolz + Bickenbach interessieren: Der russische Investor hält über Renova 43 Prozent an Oerlikon und 42 Prozent an Schmolz + Bickenbach.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Update (12. April 2018, 9.30 Uhr): Die US-Behörde Ofac hat Sulzer inzwischen eine Lizenz erteilt, die den Abschluss der Übertragung der Anteile genehmigt, teilt das Unternehmen mit. Die Aktienübertragung ist damit abgeschlossen, Renova hält nur noch rund 49 Prozent. Sulzer sei nun nicht mehr von den US-Sanktionen betroffen, bestätigt das Unternehmen. Sulzer leitet nun die notwendigen Schritten ein, um die Einschränkungen auf seinen Konten wieder aufzuheben. Die Geschäftstätigkeit sei erheblich beeinträchtigt gewesen, aber das Unternehmen rechnet nicht mit negativen Folgen für die langfristige Entwicklung.

Der Aktienkurs hat auf die Meldung prompt reagiert und ist am Morgen des 12. April wieder deutlich nach oben geklettert (Stand 9:30 Uhr: 112 Schweizer Franken).

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.