In der Finanzabteilung existiert ein Gehaltsungleichgewicht: Denn in den Bereichen Controlling, Investor Relations und Rechnungswesen werden Männer besser bezahlt als Frauen. Das zeigt eine Auswertung der Vergütungsexperten von Compensation Partner, die FINANCE exklusiv vorliegt. In den Gehaltsdaten sind nur Vollzeitkräfte enthalten, um eine Vergleichbarkeit herzustellen.
So kommen Controllerinnen auf ein medianes Gehalt von 52.250 Euro. Das bedeutet: Die Hälfte von ihnen bekommt mehr Gehalt, die andere Hälfte weniger. Männliche Controller kassieren hingegen im Median über 58.700 Euro – satte 12 Prozent mehr.
Am 75-Prozent-Quartil, was heißt, dass ein Viertel der Spezialisten noch mehr verdient, ist der Gehaltsunterschied noch deutlicher. Hier bekommen Controller mit 72.300 Euro fast 16 Prozent mehr als ihre weiblichen Kollegen, die auf ein Gehalt von 62.400 Euro kommen.
Gehaltsschere auch im Rechnungswesen und in der IR
Am 75-Prozent-Quartil verdient ein IR-Manager 18 Prozent mehr als eine IR-Managerin.
Die ungleiche Bezahlung zieht sich laut den Zahlen von Compensation Partner durch die gesamte Finanzabteilung. So lässt sich das Missverhältnis ebenfalls im Treasury beobachten, wie die FINANCE-Schwesterpublikation DerTreasurer kürzlich berichtete.
Auch die Investorenkommunikation ist betroffen. Eine Investor-Relations-Managerin verdient im Median 60.600 Euro, während ein IR-Manager 72.400 Euro kassiert. Ein IRler am dritten Quartil bekommt indes ein Gehalt von mehr als 90.700 Euro, während seine Kollegin an der gleichen Marke 76.800 Euro erhält – 18 Prozent Unterschied.
Den größten Gehaltsunterschied verzeichnet Compensation Partner allerdings im Rechnungswesen. Im medianen Durchschnitt verdient ein Mann hier 58.350 Euro und damit ein Drittel mehr als eine Managerin in dem Bereich im Median. Am 75-Prozent-Quartil ist der Unterschied mit 24 Prozent zwar etwas kleiner, aber immer noch größer als in allen anderen genannten Abteilungen. Männer verdienen hier 72.750 Euro und Frauen 58.716 Euro.
Wie kommt es zu diesen Unterschieden? Der Hauptgrund für die divergierenden Gehaltszahlen dürfte sein, dass Frauen seltener in Führungspositionen zu finden sind, wie verschiedene Personalberater bestätigen. Dadurch sind die durchschnittlichen Gehälter deutlich niedriger. Das liegt auch an den vorherrschenden Bedingungen: In vielen Konzernen sind Karriere und Familie noch schwer vereinbar, weshalb Männer tendenziell weiterhin die lukrativeren Jobs bekommen. Zudem gehen Frauen bei Gehaltsverhandlungen oft vorsichtiger vor.
Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen im Controlling (Angaben in Euro)
Quelle: Compensation Partner
Gehalt wird während der Karriere ungleicher
Dass Frauen seltener die Karriereleiter erklimmen, legen auch Zahlen von Compensation Partner nahe: So verdienen männliche und weibliche Controller zum Beispiel beim Karrierestart beinahe das Gleiche. Männer mit weniger als drei Berufsjahren in dem Bereich kommen demnach auf ein medianes Gehalt von 45.900 Euro, während ihre Kolleginnen mit gleicher Erfahrung mit 45.000 Euro nur etwas weniger verdienen.
Je weiter Controlling-Experten in der Karriere voranschreiten, desto stärker geht die Bezahlung letztlich auseinander. Mit über neun Jahren im Beruf verdienen Controller im medianen Schnitt 74.400 Euro, Controllerinnen hingegen nur 64.250 Euro – fast 14 Prozent weniger. Für die IR und das Rechnungswesen waren die Datensätze zu klein, um die Vergütung differenziert nach Berufsjahren aufzuschlüsseln.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.