Eine verlässliche Bilanz kann der angeschlagene und lange Zeit im MDax notierte Möbelkonzern Steinhoff seinen Aktionären bei der Hauptversammlung heute noch nicht vorlegen – dafür aber Anträge für die neuen Gehälter seiner Vorstände, die die Aktionäre absegnen sollen.
Laut einer Einladung zur Hauptversammlung soll der neue CFO Philip Dieperink jährlich 1,5 Millionen Euro verdienen. Laut eines Sprechers teilt sich dieser Betrag in zwei Komponenten auf. Das Grundgehalt beträgt 800.000 Euro. Hinzu kommt eine Bleibeprämie über 700.000 Euro, die im Allgemeinen verhindern soll, dass Manager das Unternehmen in der Krise verlassen. Laut eines Sprechers seien die Bleibeprämien für „bestimmte kurzfristige Leistungskriterien“ vereinbart und würden von möglichen variablen Boni-Zahlungen abgezogen.
Steinhoff befindet sich in einem Zwiespalt: Das Unternehmen, das seit mehreren Monaten mit einem Bilanzskandal kämpft, die Vorlage der Geschäftszahlen mehrfach verschieben musste und bereits einen Teil des Managements ausgetauscht hat, muss sich mit attraktiven Gehältern um gute Manager bemühen, die Steinhoff durch die Krise führen können. Gleichzeitig sind die Investoren und Gläubiger, die um ihr Geld bangen müssen, hoch alarmiert, was vermeintlich zügellose Ausgaben angeht.
Steinhoff-Vorstände erhalten Bleibeprämien
Zum Vergleich: Laut der Unternehmensberatung HKP verdiente der CFO eines MDax-Konzerns nach den Richtlinien des Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) im vergangenen Jahr im Schnitt 1,7 Millionen Euro – inklusive Boni. Diese wären bei den 1,5 Millionen von Dieperink nicht enthalten, könnten aber noch extra dazukommen, wie aus der Einladung zur Hauptversammlung hervorgeht.
Dieperink hatte Anfang des Jahres Ben la Grange als Finanzchef des Möbelriesen abgelöst, der im Zuge des Bilanzskandals seinen Posten räumen musste. Was Ben la Grange zuletzt verdient hat, kommentierte ein Sprecher nicht. Dem letzten veröffentlichten Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2016 zufolge betrug la Granges Gesamtgehalt in diesem Jahr inklusive Boni rund 2,4 Millionen Euro. Die Angaben bezogen sich allerdings auf 15 Monate.
Auch die Gehälter der anderen Steinhoff-Vorstände könnten für Unmut unter den Aktionären sorgen: Dieperinks Vorstandskollegen um Theodore de Klerk (Operational Director), Alexandre Nodale (stellvertretender CEO) und Louis du Preez (Commercial Director) sollen laut Einladung zwischen 700.000 und 1 Million Euro verdienen. Auch diese Bezüge beinhalten Bleibeprämien.
Ex-CEO Markus Jooste hat wesentlich mehr verdient
Die Gehaltsvorstellung des neuen CEOs Danie van der Merwe fehlt in der Einladung. Auf Nachfrage sagte ein Sprecher, dass sein Gehalt von 1,2 auf 1 Million Euro gesenkt worden sei. Der langjährige Vorstandschef Markus Jooste verdiente dem letzten veröffentlichten Geschäftsbericht zufolge rund 5,6 Millionen Euro, bezogen auf 15 Monate.
Auch der Aufsichtsrat des Penny-Stock-Unternehmens soll gut entlohnt werden. Laut der Einladung soll dessen neue Vorsitzende Heather Sonn als Nachfolgerin von Christo Wiese 300.000 Euro verdienen. Ihr Stellvertreter soll 130.000 Euro erhalten. Für jedes andere Aufsichtsratsmitglied sind 100.000 Euro vorgesehen. Dazu zählt beispielsweise die Tochter von Firmengründer Bruno Steinhoff, Angela Krüger-Steinhoff.
Zum Vergleich: Laut Handelsblatt verdient ein Aufsichtsratschef im MDax durchschnittlich 190.000 Euro. Ordentliche Mitglieder würden im Schnitt nur 74.000 Euro erhalten.
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