Digitalisierung ist das Thema der Stunde, auch bei den 30 Dax-Konzernen. Für 90 Prozent von ihnen ist die Digitalisierung – ausweislich ihrer Geschäftsberichte – Bestandteil der Unternehmensstrategie und eine Chance für ihr Geschäftsmodell. Die beiden Investor-Relations-Dienstleister IR.on und NetFederation haben die Geschäftsberichte 2017 und die Investor-Relations-Websites der Unternehmen dahingehend überprüft, ob die Konzerne ihre Digitalisierungsstrategie auch in der Investorenkommunikation umsetzen.
Die Ergebnisse sind gemischt. „Auch wenn das Digitalisierungsversprechen im Geschäftsbericht einen großen Raum einnimmt, bedeutet das vielfach nicht, dass dieser Anspruch auf den entsprechenden Kanälen auch gelebt wird“, sagt Thorsten Greiten, Geschäftsführer von NetFederation. Der Hälfte der Dax-Konzerne attestieren Greiten und seine Mitautoren einen deutlichen Ausbaubedarf im Kommunikationsbereich, jeder fünfte hält seine eigenen Vorsätze sogar überhaupt nicht ein.
So ordnet IR.On die Dax-Konzerne bei digitaler Investor Relations ein
Allianz
BASF
BMW
Daimler
Telekom
Deutsche Post
SAP
VW
Henkel
Bayer
E.on
Fresenius Medical Care
Linde
Merck
Vonovia
Commerzbank
Adidas
Beiersdorf
Covestro
HeidelbergCement
MunichRe
Continental
Deutsche Bank
Deutsche Börse
Lufthansa
Fresenius
Infineon
RWE
Siemens
Thyssen Krupp
Commerzbank verspricht viel und liefert wenig
Besonders schlecht schneidet bei der Untersuchung die Commerzbank ab, zumindest gemessen an den selbst formulierten Ansprüchen. Digitalisierung ist zentraler Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie und nimmt auch viel Raum im Geschäftsbericht ein. 80 Prozent ihrer gesamten Geschäftsprozesse will die Commerzbank digitalisieren, so die ehrgeizige Zielvorgabe.
In der Außendarstellung aber hinkt die Bank dem allgemeinen Standard weit hinterher. Die IR-Seiten seien weder mobil noch ansprechend, die Technik „langsam und überholt“, das Design „veraltet“. Die Studienautoren stufen die Commerzbank in Sachen Digitalisierung ihrer IR-Außendarstellung als „Theoretiker“ ein. Ebenfalls zu dieser Gruppe zählen sie Adidas, Beiersdorf, Covestro, HeidelbergCement und die MunichRe.
„Das Thema Digitalisierung wird im Geschäftsbericht sehr stark kommuniziert, das Erleben der Digitalisierungs-Story ist hingegen eine herbe Enttäuschung“, heißt es in der Studie.
9 von 30 Dax-Konzernen sind „digitale IR-Profis“
Ganz anders sieht es in dem Feld der „Investor-Relations-Digital-Profis“ aus. Im Gegensatz zu den Theoretikern bringen diese Unternehmen ihre Versprechen aus dem Geschäftsbericht in der IR-Arbeit auch in die konkrete Umsetzung. Die Dax-Konzerne Allianz, BASF, BMW, Daimler, Telekom, Deutsche Post, SAP, VW und Henkel haben die Studienautoren mit innovativen und modernen Strategien und Praxisumsetzungen überzeugt. „Diese Unternehmen kommunizieren mit ihrer Zielgruppe innovativ und auf digitaler Augenhöhe“, schreibt IR.on.
Etwas weniger konsequent übertragen Bayer, E.on, Fresenius Medical Care, Linde, Merck und Vonovia ihre Digitalisierungsankündigungen in den IR-Auftritt. Diese „Pragmatiker“ nutzen zwar die Mittel, die ihnen bereits zur Verfügung stehen, viel Potenzial lassen sie aber noch ungenutzt. „Das Thema Digitalisierung wird in der Finanzkommunikation dort noch nicht durchgängig gelebt“, heißt es in der Untersuchung.
Neun Dax-Konzerne sind überhaupt nicht digital
Bleibt noch die Gruppe der sogenannten „Rookies“. Dort wird die Digitalisierung in den Geschäftsberichten kaum erwähnt, und auch in der Unternehmens- und Finanzkommunikation schlägt sich dieses Megathema nieder. In diese Gruppe sortieren IR.on und Netfederation die Dax-Konzerne Continental, Deutsche Bank und Deutsche Börse, die Lufthansa, Fresenius, Infineon, RWE, Siemens und Thyssen Krupp ein.