NEUZur Serie: Top-Dealmaker

Newsletter

Abonnements

Otto entwickelt EU-weites Bezahlverfahren

Mit seinem Bezahldienst will der Handelskonzern Otto unter anderem der Branchengroße PayPal Konkurrenz machen. Quelle: Otto

Das Unternehmen Otto sieht sich beim mobilen Bezahlen namhafter Konkurrenz gegenüber. Was in Deutschland noch relativ neu ist, ist anderswo schon ein heiß umkämpfter Markt: Telekom, Vodafone und O2 kooperieren bei der Initiative MPass, Google wirbt mit seinem Wallet. Vor allem aber Ebays Bezahldienst PayPal ist weltweit verbreitet. Auch in Deutschland starten erste Projekte. Im Großraum Hannover testet die Deutsche Kreditwirtschaft in diesem Frühjahr das Pilotprojekt „Girogo“, für das 1,3 Millionen EC-Karten mit der Technologie Near Field Communication (NFC) für kontaktloses Bezahlen ausgegeben werden. Trotz der namhaften Konkurrenz rechnet der Otto-Konzern sich gute Chancen aus: „Die erfolgreichsten elektronischen Bezahlsysteme sind von der Handelsseite ausgegangen“, sagt Nils Winkler, Geschäftsführer der 100-prozentigen Otto-Tochter Yapital.

Das dürfte auch daran liegen, dass Händler schnell erste Nutzer für die neuen Bezahldienste finden – ihre eigenen Kunden. Handelskonzerne können die selbst entwickelten Dienste auf ihren eigenen Seiten bevorzugt einbinden und zunächst ihr eigenes Geschäft darüber abwickeln – sie sparen damit Gebühren an Drittanbieter für die Zahlungsabwicklung, während die Kundschaft sich über die neue Zahlvariante freut. Auch Kooperationspartner können aufspringen. Das Wall Street Journal berichtete kürzlich über Pläne der US-Handelsriesen Walmart und Target, sich an einem mobilen Bezahlsystem zu beteiligen. PayPal hat kürzlich einen verschlüsselten Kreditkartenleser für iPhone und Android auf den Markt gebracht, um auch bei mobilen Kartenzahlungen mitzuverdienen.

Der Aufwand für die Entwicklung eines eigenen Bezahlsystems lohnt sich allerdings nur, wenn das System auch von genügend Nutzern angenommen wird. Die Hamburger könnten in der Lage sein, die nötige Reichweite für ein erfolgreiches Bezahlsystem zu schaffen. Otto ist der weltweit zweitgrößte Online-Händler hinter Amazon und der größte Versandhändler Europas. Auch Finanzdienstleistungen bietet der Konzern bereits an: EOS entwickelt Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr sowie das Forderungsmanagement.

Die Idee, in den mobilen Zahlungsverkehr vorzustoßen, reifte im Otto-Konzern schon länger. Seit Juni laufen die konkreten Planungen, mit Details halten sich die Hamburger aber noch bedeckt. Klar ist bereits: Das Projekt soll EU-weit starten und so eine ausreichend große Startmasse garantieren. Ein ehrgeiziger Zeitplan, sagt Winkler. Dennoch sei die Umsetzung machbar. „Der Markt für Shop-Software und Kassensysteme ist in Europa recht einheitlich. Wir wissen, worauf wir uns einstellen müssen.“ Das System soll Zahlungen über das Internet sowie kontaktlose Zahlungen via Near Field Communication und auch mobiles Bezahlen ermöglichen – wie, will Winkler noch nicht verraten. Auch den Einsatz von QR-Codes will Winkler nicht ausschließen: „Die kommen ohne den Einsatz einer zusätzlichen Hardware aus und sind bereits von breiten Teilen der Handynutzer akzeptiert.“

Themen