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Pensionsanlagen: CFOs öffnen sich wieder für Peripherieländer

Bei der Anlage des Pensionsvermögens bleiben viele Unternehmen eher konservativ.
Thinkstock / Getty Images

Nach wie vor setzen deutsche Investoren im Pensionsbereich hauptsächlich auf Anleihen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Towers Watson. Mit 59 Prozent machen Anleihen den Großteil des Anlageportfolios aus. Den restlichen Teil investieren Unternehmen zu 27 Prozent in Aktien und nur zu etwa 10 Prozent in alternative Assets. Die Unternehmen rechnen mit einer durchschnittlichen Rendite von 3,9 Prozent jährlich über die nächsten zehn Jahre, was eine leichte Verbesserung gegenüber einer Erwartung von 3,5 Prozent im Vorjahr ist.

Damit steht die Rendite für Unternehmen der Studie zufolge nicht an erster Stelle. Unternehmen richten ihre Anlagestrategie vielmehr stark nach ihren Verpflichtungen aus. 37 Prozent der Unternehmen nutzen bereits Liability-Driven-Ansätze (LDI), während weitere 18 Prozent dies planen. Diese Entwicklung passt auch dazu, dass beim Pensionsmanagement Überlegungen zur generellen Unternehmensfinanzierung eine zentrale Position einnehmen. Unternehmen fragen sich, ob sie ihren Pensionsverpflichtungen besser aus dem operativen Geschäft oder aus einem ausfinanzierten Pensionsvehikel nachkommen können.

Laut aktuellen Angaben von Towers Watson ist beispielsweise der Ausfinanzierungsgrad der Pensionspläne bei deutschen DAX-Unternehmen im letzten halben Jahr um vier Prozentpunkte auf 61,3 Prozent gesunken. Damit liegt der Ausfinanzierungsgrad wieder auf einem ähnlichen Nievau wie Ende 2012. Zunächst erwartete Towers Watson damals ein stärkeres Absinken,  die Zahlen waren später noch einmal nach oben korrigiert worden.

Bilanzierung, regulatorische Anforderungen und Corporate Cash Flows, wie zum Beispiel Beitrags- und Rentenzahlungen, spielen eine größere Rolle für die Unternehmen im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren.

High Yields, Emerging Markets: Risikoappetit nimmt zu

Allerdings haben die Investoren ihre Anlagerestriktionen in Teilen gelockert und die Mandate für größere Risiken wieder geöffnet, wenn auch nur in bestimmten Bereichen. Einige Unternehmen diversifizieren zum Beispiel bei Anleihen stärker und nehmen auch High Yield Bonds und -Loans in ihr Portfolio auf. Dennoch besteht der mit 30 Prozent größte Anteil in den Portfolien aus Euro-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Ranking. Weitere 29 Prozent der in Anleihen gehaltenen Gelder sind in Staatsanleihen aus den Kern-Euroländern investiert.

Auch geographisch haben die Unternehmen ihr Einzugsfeld etwas erweitert. Die Finanzverantwortlichen in den deutschen Unternehmen investieren wieder verstärkt in europäischen Peripherieländern. Durch die Finanzkrise war der Kauf von Anleihen in diesen Ländern zurückgegangen. Mittlerweile bauen die Unternehmen die Restriktionen für Investitionen in dieser Region jedoch wieder ab. Auch Emerging-Markets-Anleihen kommen mittlerweile für mehr Investoren in Betracht, sie machen durchschnittlich 7 Prozent der Rentenportfolios aus.

Den Aktienanteil im Portfolio investieren die Unternehmen global. Im Schnitt   besteht dieser Teil zu 47 Prozent aus globalen Aktien, zu 39 Prozent aus Aktien aus der Eurozone und zu 14 Prozent aus Emerging-Markets-Titeln. Damit sind europäische Aktien proportional übergewichtet, was die Studienautoren sich durch den Home-Bias erklären.

Strenge Arbeitsteilung: CFOs nur an Anlagestrategie beteiligt

Nach wie vor sorgen regulatorische Herausforderungen für Verunsicherung, wie etwa die Einführung der Meldepflicht für OTC-Derivate im Rahmen von EMIR. 55 Prozent der befragten Unternehmen sehen der Studie zufolge ein Risikopotential in weiteren regulatorischen Veränderungen. Steuerliche Veränderungen stellen für 42 Prozent ein Risiko dar. Als größtes Risikopotential sehen die CFOs jedoch derzeit das niedrige Zinsumfeld und das Absinken des Rechnungszinses. Laut aktuellen Zahlen ist der Rechnungszins seit Ende 2013 von 3,65 Prozent auf 3,07 Prozent gesunken. Dennoch sind die Sorgen weniger stark als in der Vergangenheit. Die Unternehmen scheinen sich den Autoren zufolge mittlerweile an die niedrigen Zinsen als neuen Normalzustand gewöhnt zu haben.

In den meisten Unternehmen herrscht eine starke Aufgabentrennung beim Investmentprozess. In 70 Prozent der Unternehmen ist ein Investment Committee daran beteiligt, die Anlagestrategie für die Pensionsanlagen zu entwickeln. Auf diesem Level werden besonders häufig auch die CFOs aktiv: In 46 Prozent der Unternehmen übernehmen Vorstand und CFO eine wichtige Rolle bei der Festlegung der Strategie. Darüber hinaus haben die Pensionsfachabteilung sowie weitere Mitarbeiter der Finanz- und Treasury-Abteilung großen Einfluss auf den Prozess.

Die Umsetzung dagegen läuft eine Ebene darunter und wird in 71 Prozent der befragten Unternehmen an die Finanz- und Treasury-Abteilung übertragen, auch wenn das Investment Committee und die Pensionsfachabteilung immer noch involviert sind. Vorstand und CFO sind meist an der Umsetzung der Strategie kaum noch beteiligt. Durchschnittlich arbeiten in den untersuchten Unternehmen zwei bis fünf Mitarbeiter im Bereich Pensionen und Investment.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Für die Studie „Pension Risk Management und Anlage von Pensionsvermögen 2014“ wurden 39 deutsche Unternehmen befragt. Zusammengenommen halten die befragten Unternehmen ein Anlagevermögen von 128 Milliarden Euro. Die Studie wird von Towers Watson seit 2008 jährlich erhoben.

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.

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