Das Planvermögen der Dax-30-Unternehmen für die Pensionen ist weiter gewachsen und wird voraussichtlich bis zum Jahresende einen neuen Höchstwert von 213 Milliarden Euro erreichen. Dies hat eine aktuelle Analyse des Beratungsunternehmens Mercer ergeben. Die Gesamtrendite für die Vermögen liegt bis Oktober 2014 bei 6,7 Prozent. Mercer erwartet einen weiteren Anstieg bis Ende des Jahres auf 7,5 Prozent. Damit wäre die Rendite im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent gewachsen.
„Das Vermögenswachstum ist stärker, als es die derzeit niedrige Verzinsung sicherer Anlagen allein hergeben würde“, sagt Investmentexperte Carl-Heinrich Kehr von Mercer. „Die Pensionssysteme der Unternehmen profitieren von den diversifizierten Anlagestrategien und auch von zusätzlichen Mittelzuführungen der Unternehmen.“ Einige Unternehmen haben die günstigen Konditionen am Anleihemarkt genutzt, um ihre Pensionsrückstellungen zu stärken.
CFOs fahren das Risiko hoch
Zum einen kann das Wachstum des Planvermögens auf gestiegene Marktpreise der Anlageprodukte zurückgeführt werden. Etwa 57 Prozent der Vermögen ist in Renten angelegt. Die Marktpreise für Rentenanlagen sind bisher aufgrund des sinkenden Zinsniveaus im Jahr 2014 um 9 Prozent gestiegen. Auch Aktienanlagen, die etwa 23 Prozent der Planvermögen ausmachen, haben 4 Prozent an Wert gewonnen. Schwellenländeranleihen und Staatsanleihen mit langer Laufzeit hatten bisher in diesem Jahr ebenfalls eine positive Wertentwicklung.
Auf der anderen Seite müssen die Unternehmen in ihrer Anlagestrategie als Folge des niedrigen Zinsniveaus höhere Risiken eingehen. Die institutionellen Investoren haben deshalb laut des Mercer European Asset Allocation Survey für 2014 ihre Zielquoten für Anleihen von 57 auf 50 Prozent gesenkt. Dafür sollten die Anteile von Aktien und alternativen Anlagen wie Immobilien, Hedge- und Private-Equity-Fonds steigen. „Auf diese Weise werden die guten Wertsteigerungen in den Anleihen aufgrund der Zinsrückgänge der letzten Jahre realisiert“ erklärt Kehr. „Gleichzeitig positionieren sich die Unternehmen für einen zukünftig möglichen Zinsanstieg.“
Auch die Beratungsgesellschaft TowersWatson sieht eine stärkere Diversifizierung im Anlageportfolio der Unternehmen. Vor allem im Bereich der Anleihen erweiterten Unternehmen das Spektrum möglicher Investitionen und greifen auch stärker auf High Yield Bonds und Schwellenländeranleihen zurück.
Höhere Pensionsverpflichtungen belasten Unternehmen
Trotz des wachsendsenden Vermögens wird der Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen bei den Dax-30-Unternehmen Ende des Jahres aber voraussichtlich unter den Vorjahreswert von 66 Prozent fallen und nur noch 58 bis 62 Prozent erreichen – und das trotz der hohen Renditen, die die Unternehmen 2014 erzielen werden. Aber die weiterhin steigenden Pensionsverpflichtungen und der sinkende Rechnungszins lasten eminent stark auf den Deckungsgraden – inzwischen nicht mehr nur bei kapitalmarktorientierten Großkonzernen. Auch mittelständische Unternehmen bei denen nach den Richtlinien des HGB bilanziert wird, bekommen die Entwicklung des Zinsniveaus nun mit Verzögerung, aber mit voller Wucht zu spüren.
Die Folge: Für die Dax-30-Unternehmen steigen die Pensionsverpflichtungen im Jahr 2014 laut Mercer wahrscheinlich auf 353 Milliarden Euro an. Das sind 52 Milliarden mehr als im Vorjahr. Allein von Jahresanfang bis Ende Oktober ist der Rechnungszins in Deutschland von 3,7 auf 2,3 Prozent gesunken. Mercer geht davon aus, dass der Rechnungszins auch am Jahresende auf diesem Niveau liegen wird.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.