Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank erschwert CFOs und Treasurern den Umgang mit Pensionsverpflichtungen. Der Grund: Der Rechnungszins, der die zentrale Berechnungsbasis für die Ermittlung der Pensionsverpflichtungen bildet, ist in den vergangenen Monaten drastisch gefallen. Nachdem der Rechnungszins bereits im dritten Quartal auf 2,69 Prozent zurückgegangen war, setzte sich die Entwicklung im vierten Quartal weiter fort: Der Rechnungszins gab weitere 59 Basispunkte nach, nachdem er im dritten Quartal bereits 38 Basispunkte verloren hatte, ergab die Analyse „German Pension Finance Watch“ von Towers Watson.
Im gesamten Jahresverlauf verlor der Rechnungszins demnach 155 Basispunkte und liegt derzeit bei noch 2,10 Prozent (Ende 2013: 3,65 Prozent). „Die ultralockere Geldpolitik der EZB drückt den Rechnungszins nach unten, was zu steigenden Kosten für die betriebliche Altersversorgung führt“, sagt Thomas Jasper, Leiter des Beratungsbereichs Retirement Solutions bei Towers Watson. „Das belastet direkt und in erheblichem Umfang das Eigenkapital der Unternehmen.“
Pensionsverpflichtungen steigen um fast ein Drittel
Insgesamt stiegen die Pensionsverpflichtungen der Dax-Konzerne im Jahresverlauf um nahezu ein Drittel: Sie legten um 29,1 Prozent von 303 auf knapp 392 Milliarden Euro zu. Ähnlich stark stiegen auch die Pensionsverpflichtungen der MDax-Unternehmen, sie kletterten von 50,4 auf 65,2 Milliarden Euro. Auch die Ausfinanzierungsgrade sind aufgrund der niedrigen Zinsen gesunken. Sie geben das Verhältnis der Pensionsverpflichtungen zu den Finanzmitteln an, die zur Erfüllung der Verpflichtungen zurückgestellt wurden. Zum Jahresende lag der Ausfinanzierungsgrad im Dax bei 54,5 Prozent und damit um 10,8 Prozentpunkte niedriger als noch zum Vorjahreszeitpunkt. Im MDax fiel der Ausfinanzierungsgrad sogar unter die 50-Prozent-Marke: Zum Jahresende 2014 lag er noch bei 43,0 Prozent, ein Rückgang um 8,4 Prozentpunkte gegenüber dem Jahresende 2013.
Allerdings erzielten CFOs und Treasurer auch im aktuellen Niedrigzinsumfeld beachtliche Renditen: Die Rendite der Dax-Konzerne lag im vierten Quartal bei durchschnittlich 2,14 Prozent, im MDax erreichte sie 2,11 Prozent. Auf Jahressicht betrug die Rendite auf die Vermögenswerte, die explizit für die Zahlung der Pensionsverpflichtungen reserviert sind, bei Dax-Konzernen 10,2 Prozent und im MDax 9,9 Prozent. Angesichts des herausfordernden Kapitalmarktumfelds sprechen die Towers-Watson-Analysten von beachtenswerten Renditen. Die Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds auf die Pensionsverpflichtungen können die Treasurer damit dennoch bei weitem nicht kompensieren.